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Abschiedskuss vor „rappelvoller Bude“

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KÖNIGSTEIN Bei ihrem letzten Auftritt überzeugen die „Kurharmonix“ und lösen ein Benefiz-Versprechen ein

Im Nu füllt sich der Raum. Die Stuhlreihen sind schnell besetzt, als die in Königstein und Umgebung etablierte Gesangsformation „Kurharmonix“ zum „wirklich letzten Mal“ die Bühne betreten. Mit ihren schwarzen Zylindern, weißen Hemden, dunklen Hosen und grau dominierten Fracks geben die Herren schwer was her. Die älteste „Boygroup“ Königsteins versammelt etwa 150 Gäste zum Lebewohl-Konzert in der Aula der Sankt-Angela-Schule.

Eigentlich hatte die Truppe im November ihren Abschied besungen. Doch nun wollten Dietmar Schwalm, Kurt Nachtsheim und die Kumpels noch ein altes Versprechen einlösen. Vor Ausbruch der Corona-Pandemie hatten sie ein Wohltätigkeitskonzert zugunsten der Hospizgemeinschaft Arche Noah Hochtaunus geplant. Es ist ein trüber Sonntag, an dem sie ihr Versprechen einlösen und Wehmut auslösen. „Ein Mann, ein Wort“, lautet die Botschaft in der Umkleidekabine. Die „Kurharmonix“ freuen sich bei aller Abschiedsstimmung über die „rappelvolle Bude“. Die neun Männer geben denn in der Schulaula noch einmal alles: „Gib mir den letzten Abschiedskuss“ singen sie und zücken die Zylinder.

Das Verhältnis zur Hospizgemeinschaft Arche Noah sei eng, erfahren die Gäste. „Unsere Freundschaft besteht seit vielen, vielen Jahren“, erklärt Kurt Nachtsheim und erhält sogleich die Bestätigung seines Freundes Herbert Gerlowski: „Ihr dürft ruhig reinkommen. Wir freuen uns auf Euch und auf einen Nachmittag mit viel Musikalität“, sagt Gerlowski und bitte die Sänger mit spürbarer Vorfreude auf die Bühne. Bis zum Frühling 2022 führte Herbert Gerlowski noch die Geschäfte der Hospizgemeinschaft. Er ist auch noch Vorsitzender des Vereins. Die Geschäftsführung übergab er im März 2022 in die jungen Hände seiner Tochter Bettina. Die Spenden sollen in naher Zukunft über diverse Angebote den Hospiznutzern zukommen.

Dietmar Schwalm erkennt den sinnvollen Zweck der Spenden und wirbt dafür, ausreichend „Taler“ am Ausgang bereitzuhalten. Am Ende sind es rund 1400 Euro, die zugunsten der Hospizgemeinschaft zusammenkommen. Bettina Gerlowski: „Mit dem Geld ist es uns beispielsweise möglich, Menschen, die keine Familie haben, im Friedwald beizusetzen. Im letzten Jahr konnten wir zudem unser halbjähriges Ergotherapie-Pilotprojekt abschließen. Um das Angebot wieder aufzugreifen, können wir das Geld gut gebrauchen.“

Der Hospizverein habe derzeit etwa 200 Mitglieder, sagt die Geschäftsführerin auf Anfrage. Gerne dürften es jedoch mehr werden, unterstreicht sie. Die Arche Noah Hochtaunus habe zwei Säulen, die stationäre Begleitung in Schmitten-Niederreifenberg und den ambulanten Dienst Königstein für die Begleitung zu Hause, erläutert sie. Beide Angebote sollen den Betroffenen Sicherheit und Geborgenheit in der letzten Lebensphase geben, sie ermuntern, ihnen Trost spenden und Aufheitern.

Psychologische Beratungen für Betroffene und Angehörige seien ein Teil des Angebots. Die palliativ-medizinische Betreuung werde von Fachpersonal durchgeführt. Informationen, Schulungen und Fortbildungen fänden regelmäßig statt. Die Gäste werden ganzheitlich, professionell und nach neusten Standards begleitet.

„Liebe ist das Licht des Lebens“ führt Dietmar Schwalm in den musikalischen Nachmittag ein. „Den Tagen mehr Leben geben, nicht dem Leben mehr Tage“ lautet ein Motto der Arche Noah Hochtaunus. Am Sonntag, dem Tag mit dem ultimativ letzten Auftritt, singen die „Kurharmonix“ Lieder aus ihrem Leben. Der Nachmittag mit Klassikern aus dem Repertoire der Jungs vergeht wie im Fluge. A-cappella oder von Stefan Hofmann, dem musikalischen Leiter am E-Piano begleitet, bietet der hatte der bunte musikalische Strauß vieles von dem, was die „Kurharmonix“ ausmacht: „Veronika, der Lenz ist da“ wechselt mit „Hello Dolly“ ab. Auf „Mein kleiner grüner Kaktus“ folgt „Ein Freund, ein guter Freund“. Die „Kurharmonix“ gründeten sich 1989. Der „letzte Abschiedskuss“ ist emotional und mit viel Applaus gekrönt. So, jetzt mal Hand aufs Herz, Ihr flotten Sänger? Ist es das nun endgültig? Aus, Ende, vorbei? Ein klitzekleines Hintertürchen lassen sich die Herren dann doch noch offen: „Wenn uns jemand mal privat zu seiner Feier hören möchte, kann er sich gerne melden.“

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