Jetzt geht die Krone an Helen

Im Foyer des Hauses der Begegnung hat sich der Burgverein am gestrigen Vormittag mit Mitgliedern und Freunden auf das neue Jahr eingestimmt. Es wird ein herausforderndes Jahr, da waren sich die Anwesenden einig – mit alten finanziellen Sorgen und einer jungen, charmanten Bekannten.
Jetzt also doch! Zwei Jahre hat Helen Dawson bereits als Hofdame „gedient“, hat sie ihre Freundinnen – die Burgfräuleins Nora und Isabelle – zu Terminen begleitet, ihnen auch schon mal beim Ankleiden geholfen oder die Krone aufs liebliche Haupt gesetzt. Reichlich Anschauungsunterricht also und reichlich Gelegenheit noch dazu, sich darüber Gedanken zu machen, ob der Griff nach der Krone nicht auch etwas für sie wäre.
Eine Frage, die Helen, wenn sie von außen an sie herangetragen wurde, lachend von sich schob. Dass der Gedanke am Ende dann doch gar nicht so abwegig war, erfuhren die Besucher des Neujahrsempfangs des Königsteiner Burgvereins gestern Vormittag.
An Silvester 1996 geboren, in Königstein aufgewachsen, begeisterte Ballett- und Stepptänzerin – Letzteres sogar mit Meistertitel – und noch dazu vielfältig im öffentlichen Leben der Stadt engagiert. Es bedurfte gar nicht mehr der Namensnennung – schon nach den ersten, einführenden Worten von Burgvereinspräsidentin Birgit Becker zur angehenden Lieblichkeit war eigentlich klar: Das muss Helen sein!
Und so wie die heute 20 Jahre alte Wirtschaftsstudentin ihren Freundinnen 2014 und 2015 zur Seite stand, so wird auch sie mit Beginn ihrer Amtszeit am 23. Juni junge Leute um sich haben, die sie begleiten und unterstützen. Zu Helens Hofstaat werden gehören: Charlotte Becker und Charlotte Pignataro als Hofdamen, Florian Glässer wird als Junker amtieren und Nina Lautenschläger als kleine Hofdame.
Dass die kommende Lieblichkeit ihr Amt in schwierigen Zeiten antritt, ist hinlänglich bekannt und wurde auch von den Verantwortlichen des Präsidiums am Sonntag noch einmal betont.
Die Fixkosten für Sicherheit, Gema, Feuerwerk und Co. seien mittlerweile so hoch, so Birgit Becker, dass der Burgverein von vornherein ein „Polster“ von 95 000 Euro benötige, um überhaupt mit den Planungen zu beginnen. Eine Summe, die der Verein aus eigener Kraft wohl über dieses Jahr hinaus nicht mehr gewährleisten könne.
Fest 2018 auf der Kippe
Zumal auch im vergangenen Jahr das Wetter dem Verein einen dicken Strich durch die Rechnung gemacht habe. Am Freitagabend laut Becker gerade noch so um die vorzeitige Räumung der Burg herumgekommen, habe der schwere Hagelschlag am Sonntagnachmittag es unabdingbar gemacht, das Abendprogramm ausfallen zu lassen. Die Ausgaben blieben, die Einnahmen fehlten. Becker: „Wir sind dringend darum bemüht, das Burgfest für unsere Stadt zu erhalten. Im Moment können wir nicht zusagen, dass wir es auch 2018 organisieren können.“
Die Rücklagen des Vereins, darauf verwies auch Alexander Freiherr von Bethmann, Stadtverordnetenvorsteher und Schatzmeister des Burgvereins in Personalunion, seien weitgehend aufgezehrt. Es sei zwar nicht das erste Mal, dass der Burgverein mit diesem Problem zu kämpfen habe, so von Bethmann, und er gebe auch die Hoffnung nicht auf, dass man auch dieses Mal noch die Kurve kriege. Man brauche aber dringend Unterstützung, wenn man das große Anliegen – nämlich die längerfristige Sicherung des Burgfests – erreichen wolle.
Obschon das Präsidium besonders darauf hofft, große und kleine Sponsoren in der Stadt zu finden, fühlte sich am Sonntag auch Bürgermeister Leonhard Helm (CDU) angesprochen und mitverantwortlich, die Zukunft der traditionsreichen Veranstaltung zu sichern.
Letztlich sei das Burgfest, so Helm, das Stadtfest schlechthin. Und weil es das sei, sei auch die Stadt gefordert, sich dafür stark zu machen. Man könne ohnehin froh und dankbar sein, dass der Burgverein und allen voran das Präsidium sich regelmäßig bereit erklärten, das Fest zu organisieren. Um den Verantwortlichen zumindest das damit verbundene finanzielle Risiko etwas aus dem Rücken zu nehmen, seien die Verantwortlichen der Stadt gefordert, sich etwas einfallen zu lassen.
Ähnlich wie bei „Rock auf der Burg“ könne die Stadt auch beim Burgfest eine Art Ausfallbürgschaft übernehmen und im Ernstfall Defizite ausgleichen. Dass der Ernst- allerdings nicht zum Regelfall werden dürfe, verstehe sich von selbst.