Königstein: Nähstube mit mehr Leben füllen

Die neue Leiterin und ihr Team des Burgvereins können sich eine Foto-Ausstellung vorstellen. Die Kleider sollen auch zu Hochzeiten oder Partys geliehen werden können.
Königstein -Es muss nicht immer Samt und Seide sein", sagt Stefanie Reul. Zielstrebig greift die neue Leiterin der Nähstube des Königsteiner Burgvereins ein Kleid aus rosa-cremefarben kariertem Leinenstoff. Das Modell punktet mit Puffärmeln und Taille. "Das könnten wir mehrfach, beispielsweise an eine Gruppe, ausleihen. Wir haben das Kleid in verschiedenen Größen", erklärt Reul und ist mit einem Mal ganz in ihrem Element.
Seit gut fünf Jahren arbeitet die Königsteinerin im Team der Nähstube mit. Ende vergangenen Jahres ist sie in die großen Fußstapfen von Inga Ernst getreten, die 42 Jahre lang den Fingerhut in der textilen Schatzkammer des Burgvereins aufhatte. Ernst hatte es sich gewünscht. Den Wunsch schlug Stefanie Reul nicht aus. Gerne ist sie in der Nähstube aktiv.
Doch ersetzen möchte sie ihre Vorgängerin nicht. "Das geht gar nicht. Frau Ernst war Schneidermeisterin und konnte alles nähen", sagt Reul. Sie möchte mit dem Team der Nähstube auf den alten Traditionen aufbauen und neue Wege einschlagen. Dafür steht Reul künftig ein neues Team an Unterstützerinnen zur Seite. Gemeinsam wollen sie künftig die rund 800 Kleidungsstücke sowie unzähligen Hüte, Umhänge, Taschen, Tücher, Perücken, Gürtel und Accessoires verwalten und neue Ideen umsetzen.
Stefanie Reul, Ela van der Hejden, Brigitte Oswald-Mazurek und Christine Kipp freuen sich auf die Herausforderung. Ein vertrautes Gesicht der Nähstube, Gudrun Fabig, möchte den Neuanfang begleiten.
In den ersten Wochen des neuen Jahres haben sich die Damen bereits in der Nähstube in der Klosterstraße 6 getroffen. "Wir haben uns gemeinsam ein Bild gemacht und überlegt, was wir wie umsetzen", skizziert Stefanie Reul die Herangehensweise.
Beim Gang durch die Räumlichkeiten, in denen die vereinseigene Nähstube seit Ende 2020 untergebracht ist, kam nicht zuletzt die Frage auf, wo sich Besucher umziehen und die Gewänder anprobieren können. Ein Thema, das das Team der Nähstube bereits im vergangenen Sommer im Vorgriff auf die historische Modenschau im Kurpark umgetrieben hatte.
Stefanie Reul: "In den Wochen davor kamen viele Damen, Herren und Kinder zur Anprobe in die Nähstube. Früher hatten wir ja den Vorhang. Hier gibt es aber keine Umkleide. Sie können sich vorstellen, wie das dann ablief." Mit "früher" meint Stefanie Reul die Zeit, in der die Nähstube noch am Zauberberg im benachbarten Ruppertshain beheimatet war. Auch dort half sie bereits mit.
Kleiner Raum soll
zur Umkleide werden
In den neuen Räumen in der Klosterstraße 6 soll in Kürze eine Ankleide bereitstehen. Dafür möchte man den kleinen Raum neben der Eingangstür nutzen, der bisher als Büro diente. Die Nutzung habe sich nicht bewährt, werden administrative Arbeiten doch eher zu Hause oder vom Burgverein erledigt.
130 Quadratmeter Fläche verteilen sich in der Klosterstraße auf vier Räume. Diese haben seit kurzem alle eine spezielle Funktion und ähneln Abteilungen eines Kaufhauses. Stefanie Reul, Ela van der Hejden, Brigitte Oswald-Mazurek, Christine Kipp und Gudrun Fabig erläutern: Der größte Raum der Nähstube entspreche der Damenabteilung. Hier finden sich die vielen Roben, die Frauenherzen höherschlagen lassen.
Die nicht weniger stattlich bestückte Herrenabteilung befindet sich in einem zweiten Raum. "Hier haben wir klassische Gewänder für edle Herren, aber auch Bürger-, Handwerker- und Bauernkostüme. Dort drüben sind die Gehröcke", erklärt Stefanie Reul.
Ela van der Hejden dekoriert vier bunte "Hessenhemden" in blau, gelb, rot und grün auf einer Ablage. "Auch solche Sachen können bei uns ausgeliehen werden. Das tragen die Herren zu Umzügen gerne auf dem Traktor", verrät sie.
Mit einem kleinen Strohhut in den Händen begibt sich Stefanie Reul in das letzte Zimmer. "Hier sind alle Kinderkleider. Wir haben alle Größen. Schon ganz Kleine können ausstaffiert werden."
Der enormen Auswahl, möchte das neue Nähstuben-Team künftig mehr Aufmerksamkeit verschaffen. Dazu hat man Auslagen in die Fenster dekoriert. Doch nicht nur das. Mit diversen Werbemaßnahmen möchten die Frauen darauf hinweisen, dass die Kleidung nicht nur zum Burgfest getragen werden darf. Die Kostüme können auch zu Hochzeiten, Motto-Umzügen, Feierlichkeiten, Partys aller Generationen ausgeliehen werden. "Wir haben sogar Feenkleider für Mädchen und können Theater- und Tanzgruppen bestücken", sagt die neue Nähstubenchefin.
Das Team hat noch mehr Ideen, wie die Nähstube in naher Zukunft mit mehr Leben gefüllt werden soll. Brigitte Oswald-Mazurek erläutert: "Wir haben viele schöne Erinnerungsfotos. Wir können uns vorstellen, in diesen Räumen auch mal eine Foto-Ausstellung zu organisieren."
Das neue Leitungsteam trifft sich zurzeit immer dienstags von 13 bis 16 Uhr in der Klosterstraße 6. Wer die wunderbaren Gewänder ausleihen möchte oder Interesse hat, in der Gruppe mitzuhelfen, ist herzlich willkommen.
