Das Königsteiner Uhu-Kind Buddhine geht spazieren

Das Uhu-Jungtier, das am Dienstagmorgen das Nest verlassen hat, ist gesund und munter im Burghof unterwegs
Königstein -Große Erleichterung am Dienstagabend. Um 20.06 Uhr zeigt die Webcam im Hof der Königsteiner Burgruine ein flaumiges Köpfchen. Es gehört dem Uhu-Jungtier namens "Buddhine", das 13 Stunden zuvor aus dem Nest in einer Mauernische nach unten geflogen ist.
Das flügge gewordene Raubvögelchen war nach seinem Abflug zunächst verschwunden. Offenbar hatte es sich versteckt, um sich von seinem Erstlingsflug zu erholen. Seit mehreren Wochen können Uhu-Fans aus der ganzen Welt das Geschehen im Uhu-Nest rund um die Uhr live im Internet beobachten. Und zwar über die städtische Homepage www.koenigstein.de. Der IT-Spezialist der Stadt, Michael Schleicher, hat die Wildtierkamera installiert und stellt auch immer wieder besonders interessante Szenen ins Netz.
So auch am Dienstagabend und gestern früh. Mit Hilfe einer zweiten Kamera verfolgte er das vermutlich weibliche Jungtier bei seinem Spaziergang von einer Fensteröffnung zur anderen und durch das Gras auf der Zwischenebene des zweigeschossigen Ruinen-Teils. "Es ist das Gebäude neben dem Burgturm. In seinem unteren Bereich sind Schlossküche und Museum untergebracht", erklärt die Umweltbeauftragte der Stadt Birte Sterf.
Zwischendurch schwenkt die Kamera zu einem Mauervorsprung. Dort hat sich die Uhu-Mutter niedergelassen und beobachtet ihre Kinder von oben. Um 20.09 Uhr fliegt sie zu dem Jungen, das noch in der Kinderstuben-Mauernische sitzt. "Quax" wird das wahrscheinlich männliche Tier im Uhu-Chat genannt. Die Uhu-Mutter hat den Namen "Charlotte" bekommen, der Vater heißt "Leopold". Sie füttert das gefiederte Söhnchen. Und Quax, der jetzt mehr Platz in der Nische hat, schlägt immer wieder mit den Flügeln und schaut nach unten, so als hätte er Lust bekommen, den Burghof ebenfalls zu erkunden.
Buddhine unterdessen hat sich nach ihrem Rundgang hinter einem Busch versteckt. Inzwischen ist es 20.35 Uhr. Nur die bernsteinfarbenen Augen sieht man ab und zu zwischen den Blättern hindurchschauen. Um 21.48 Uhr kommt die junge Uhu-Dame endlich wieder hinter dem Busch hervor. Später geht sie auf Entdeckungstour und untersucht das schwarze Netzwerkkabel der Webcam mit Klauen und Schnabel. Seiltanzen kann man auch darauf, wenn man ein Uhu ist. "Netzwerk-Schlange" heißt das neue Uhu-Spielgerät jetzt im Chat.
Üppiges Frühstück
Eine Gefahr für das Tier bestehe nicht, versichert Sterf. "Die Kollegen, die das Kabel verlegt haben, haben es in ein Rohr gepackt, zum Schutz." Sie hätten sich schon gedacht, dass die Uhus sich dafür interessieren könnten. Immerhin sei die grasbewachsene Zwischenebene, wo das Kabel liegt, auch im vorigen Jahr schon ein beliebter Uhu-Platz gewesen. Zwei der damaligen Jungtiere seien dort immer wieder zu beobachten gewesen. "Der Platz ist leicht erhöht, so haben die Eulenvögel von dort einen guten Überblick", erklärt Sterf. Das metallene Gestänge, das sich ebenfalls dort befindet und auf dem Buddhine ein bisschen geschaukelt hat, sei das Kabel für die Notbeleuchtung der Burg und ebenfalls ungefährlich für das Tier. "Alles läuft perfekt", sagt die Biologin. "Beide Jungen sind von der Mutter gefüttert worden." Gestern um 4.42 Uhr konnte man sehen, wie Charlotte ein erlegtes Beutetier, wahrscheinlich eine Taube, zu Buddhine bringt. Dann fliegt die Mutter wieder davon. "Das Jungtier hat die Beute selbst zerpflückt und davon gefressen. Die Hilfe der Mutter braucht es dafür nicht mehr." Für die Futterbeschaffung sei normalerweise der Uhu-Vater zuständig. Er übergebe der Mutter dann das Futtertier, und diese bringe es ins Nest, zerlege es dort nach und nach und füttere die Jungen mit den Stücken. Manchmal fliegt Herr Uhu aber auch kurz im Nest vorbei und liefert direkt etwas Leckeres an. Inzwischen gehe die Mutter vermutlich zur Unterstützung auch ein bisschen auf die Jagd. Immerhin wachsen nicht nur die Uhu-Kinder, sondern auch deren Appetit. Um 5.06 Uhr, Buddhine sitzt gerade satt auf ihrer Netzwerk-Schlange, kommt die Uhu-Mutter zurück und frisst ein paar Reste. Um 5.10 Uhr nimmt Charlotte des übrige Stück Taube in ihren Schnabel und fliegt damit weg. Quax wiederum bekommt kurz nach 8 Uhr ein üppiges Frühstück geliefert.
Der Innenhof, in dem die Uhu-Kinder aufwachsen, ist nach wie vor gesperrt. Burg-Besucher werden zudem gebeten, sich besonders rücksichtsvoll zu verhalten. Die Burg ist täglich von 10 bis 19 Uhr geöffnet. Derzeit dürfen, zum Schutz der Uhus, keine Hunde auf die Burg. Es ist möglich, den Turm zu besteigen und zur "Uhu-Wand" zu gehen. Dort gibt es Guck-Löcher, durch die man ins Uhu-Nest schauen kann. Wer das möchte, der muss 50 Euro Pfand hinterlegen.
Von Christiane Paiement-Gensrich