Über den Trialog zu mehr Verständnis
„Anders sein, gemeinsam leben.“ Unter diesem Motto feierten Schüler mit christlichen, jüdischen und muslimischen Wurzeln in dieser Woche ein „Fest der Begegnung“.
Durch die Aula der christlichen St. Angela-Schule (SAS) tönt ein jüdischer Psalm, natürlich auf Hebräisch. Auf der Videoleinwand erklärt ein muslimischer Jugendlicher die rituelle Waschung vor dem Gebet in der Moschee. Das „Fest der Begegnung“ zieht alle in seinen Bann.
Zum „Trialog der Kulturen“ treffen sich seit sechs Jahren Schülerinnen der katholischen Privatschule regelmäßig mit ihren Altersgenossen aus der jüdischen Lichtigfeld-Schule und muslimischen Schülern der Werner-von-Siemens-Schule, beide in Frankfurt. Ihr Motto: „Anders sein, gemeinsam leben.“
Um den Schulgemeinden und der Öffentlichkeit einen Einblick in die Vielfalt ihrer trialogischen Arbeit zu geben, hatten die rund 60 beteiligten Schüler jetzt zu einem Fest der Begegnung in die SAS eingeladen.
„Die Vorbereitungen für die Feierstunde haben ein ganzes Jahr lang gedauert“, berichtet Religionslehrerin Karin Hildebrandt. Aufmerksam und zumeist mucksmäuschenstill verfolgen die dicht gedrängt sitzenden Schüler und Gäste die abwechslungsreichen musikalischen, darstellenden und filmischen Darbietungen – und belohnen alle Beiträge mit tosendem Applaus.
Ein Höhepunkt des Programms ist ein 15-minütiger, in Eigenregie produzierter und von der Herbert Quandt-Stiftung geförderter Videofilm: Im ersten Teil werden die Weltreligionen Judentum, Christentum und Islam in der Reihenfolge ihrer Entstehung vorgestellt, indem einzelne Schüler einen Einblick in ihr Leben und die Rolle, die ihr Glaube darin spielt, geben.
Gemeinsamkeiten
Der zweite Teil zeigt Aktivitäten der Trialog-Gruppe – darunter den gemeinsamen Besuch der verschiedenen Gotteshäuser, Koch-Nachmittage oder Kommunikationstrainings. „Am Anfang waren wir erstaunt, wie viele Gemeinsamkeiten wir haben, wir stellen alle dieselben Fragen und haben dieselben Ängste“, fasst ein jüdischer Schüler die Treffen zusammen. „Jeder ist anders, aber uns allen gemein ist doch das Bedürfnis nach Respekt, Liebe und Frieden“, ist an anderer Stelle zu hören.
Zum Abschluss des Fests der Begegnung überreichen sechs Trialog-Teilnehmer den Leitern der drei beteiligten Schulen selbst geschaffene Skulpturen: Aus einer hölzernen Hand, die die Geborgenheit durch die Hand Gottes symbolisiert, erhebt sich ein dreigeteilter Ast. Farbige Drahtspiralen enden in den Zeichen der drei Religionen, einer Mondsichel, einem Kreuz und einem Davidstern.
„Wir sind auf dem richtigen Weg. Dieses Projekt ist so immens wichtig für heute und für die Zukunft“, bedankt sich die sichtlich bewegte Direktorin der Lichtigfeld-Schule, Dr. Noga Hartmann. Klaus Paprotny, der das Kunstwerk als Mitglied der Schulleitung für die Werner-von-Siemens-Schule strahlend entgegennimmt und Stefan Zalud, Direktor der gastgebenden St. Angela-Schule, werden nun ebenfalls auf die Suche nach einem angemessenen Platz für ihre Skulptur gehen.
Zum kulturübergreifenden Austausch werden sich die Jugendlichen auch weiterhin treffen. „Eines der nächsten Projekte wird die Herausgabe eines gemeinsamen Buchs sein“, verrät Karin Hildebrandt. Und auch politischen Themen wie dem Nahost-Konflikt wollen sich die Schüler und ihre begleitenden Lehrer demnächst annehmen.
Eine stabile Grundlage, um auch über brisante Themen zu diskutieren, sei in der Gruppe inzwischen geschaffen, so die Königsteiner Religionslehrerin.
(kig)