1. Startseite
  2. Region
  3. Hochtaunus
  4. Königstein

Vorführung: Der Kampf um Königstein

Erstellt: Aktualisiert:

Kommentare

In Königstein jährt sich am 8. Dezember die Beschießung und weitgehende Zerstörung der Stadt durch preußische Truppen zum 225. Mal. Zur Erinnerung an dieses Ereignis, das sich tief in die Stadtgeschichte eingebrannt hat, treffen am Samstag im Königsteiner Kurpark französische Revolutionäre und hessische Grenadiere aufeinander – ganz friedlich natürlich.

Eben noch ein verschlafenes Nest an den Hängen des Taunus, war Königstein im Spätherbst 1792 mit einem Mal Kriegsgebiet und so mittendrin statt nur dabei in den Revolutionswirren, die drei Jahre zuvor in Paris ihren Anfang genommen hatten.

Dabei war der Machtwechsel auf der Königsteiner Burg noch weitgehend ruhig und vor allem friedlich über die Bühne gegangen: Das traurige Häuflein Mainzer Soldaten und Invaliden, die auf der Festung vor allem als Kerkermeister Dienst taten, zog ab und rund 300 französische Revolutionssoldaten zogen ein. Das war’s – aber nur vorerst. Denn kaum dass General Custine und sein Heer weite Teile des Rhein-Main-Gebiets überrannt hatten, galt es auch schon wieder zum Rückzug zu blasen. Die „Freiheitsschwindler“ – wie die Franzosen nicht nur von den Menschen im Taunus genannt wurden – nahmen die Beine in die Hand und türmten.

Leid der Zivilisten

Der Grund: Preußische und hessische Verbände zogen an, trieben die Franzosen aus den Schanzen bei Oberursel und eroberten im Handstreich auch Frankfurt zurück. Einzig an den 300 Besatzern auf der Königsteiner Festung bissen sich die Alliierten die Zähne aus. Zum großen Leidwesen der Zivilbevölkerung. Die Preußen ließen Kanonen auffahren und nahmen Anfang Dezember die Festung unter Beschuss – und nicht nur die.

Bis zum 8. Dezember musste Königstein die Kanonade ertragen – während die Schäden auf der Festung unbedeutend blieben, gingen in der Stadt die Post, das Kapuzinerkloster und Dutzende weiterer Häuser, Scheunen und Ställe in Flammen auf. Was nicht ein Opfer der Flammen wurde und nicht niet- und nagelfest war, wurde in den kommenden Tagen geraubt.

Diesem schrecklichen Ereignis von vor 225 Jahren gedenken die Königsteiner am Samstagvormittag. Stadtarchivarin Beate Großmann-Hofmann wird gemeinsam mit Dr. Dr. Mark Scheibe von der Stiftung Historische Kommission für die Rheinlande 1789 bis 1815 um 10 Uhr in der Hauptstraße gegenüber der Buchhandlung Millennium eine Gedenktafel enthüllen.

Anschließend werden Darsteller in zeitgenössischer Kleidung und Ausrüstung mit einer historischen Gribeauval-Kanone Ehrensalven im Kurpark abgeben und allen Zuschauern diese Zeit nahebringen. Um 11 Uhr wird die Vorführung wiederholt, die Revolutionäre kochen anschließend gemeinsam mit ihren hessischen Gegnern im Kurpark eine Suppe.

Hartes Los

Alle, die sich für Geschichte interessieren und ein großes Herz haben, werden gebeten, den notleidenden Revolutionären und den nicht minder hungrigen Hessen eine Kleinigkeit zur Verpflegung zu spenden – eine kleine Ecke Käse, etwas Schinken, eine Mohrrübe oder ein wenig Wein werden gerne angenommen.

Die authentisch gekleideten Darsteller haben diese Unterstützung dringend notwendig, denn sie werden schon die Nacht zuvor unter freiem Himmel, ohne Schlafsack und moderne Hilfsmittel verbracht haben, egal bei welcher Temperatur. So wie es die preußischen Truppen im Winter 1792/93 tun mussten. Denn: Die französische Besatzung der Königsteiner Festung ergab sich nach langer Belagerung erst am 8. März 1793. Und auch danach kehrte nur vorübergehend etwas Ruhe ein. Der sogenannte Koalitionskrieg wogte weiter hin und her und gipfelte für Königstein 1796 schließlich in der Sprengung der Burg durch französische Truppen.

Ausstellung im Staatsarchiv

Die Veranstaltung ist Teil der Wanderausstellung „Expedition Custine – Rheinland-Pfalz, Hessen und die gescheiterte Freiheit“, die bereits in Mainz und Oberursel zu sehen war und im kommenden Jahr ins Hessische Staatsarchiv Darmstadt gehen wird.

Auch interessant

Kommentare