Sie will doch nur spielen!
Am kommenden Dienstag feiert im Sulzbacher Kinopolis die deutsche Komödie „Drei Türken und ein Baby“ Deutschland-Premiere. Mit dabei auf dem „Roten Teppich“ und auf der Leinwand: die Königsteinerin Margit Lieverz.
Frankfurter Opern-Ball, Hessischer-Filmpreis, Ball des Sports – Margit Lieverz weiß, wie es ist am Roten Teppich zu stehen. Vor allem in ihrer Zeit als Reporterin bei „TV Wiesbaden“ war sie dort häufig unterwegs, sammelte Stimmen, führte Interviews. Wie es sich allerdings anfühlt, selbst über den „Red Carpet“ zu gehen, sich Kameras, Mikrofonen und Blitzlichtern zu stellen – diese Erfahrung wird die Königsteinerin am Dienstagabend zum ersten Mal machen.
Dann nämlich feiert die deutsche Komödie „Drei Türken und ein Baby“ im Kinopolis in Sulzbach Deutschland-Premiere. Und in diesem Film wird Lieverz nach einigen TV-Gastspielen erstmals auf der großen Leinwand zu sehen sein. „Ich spiele in einer Szene eine Immobilienmaklerin, die den drei Protagonisten ihr ohnehin schon nicht gerade einfaches Leben noch etwas schwerer macht – aber mehr will ich noch nicht verraten“, erzählt die vielseitig engagierte wie interessierte Schauspielerin (siehe „ZUR PERSON“) mit strahlenden Augen.
Wie sie zur Rolle kam? Die Frankfurter Casting-Agentin Christiane Plum, die sie schon einmal für eine andere Rolle gecastet hatte, habe sich bei ihr gemeldet und ihr zwei Rollen vorgeschlagen. Eine sei die der Immobilien-Maklerin gewesen und die sei es dann auch geworden.
„Taffe“ Romantikerin
„Ich spiele oft taffe Geschäftsfrauen, Ärztinnen oder Anwältinnen – ich passe aus Sicht der Besetzer wohl ganz gut in diese Rollen“, erklärt Lieverz, die man sich mit ihren blauen Augen und Engelslocken auf den ersten Blick so gar nicht in Hosenanzug oder mausgrauem Kostümchen vorstellen möchte. „Ich bin schon sehr romantisch veranlagt“, bestätigt die Königsteinerin den optischen Eindruck, die sich denn auch sehr gut vorstellen könnte, eine Rolle in einer Rosamunde-Pilcher-Verfilmung zu übernehmen.
Die britischen Inseln, Pferde, Meer und Natur – das sei schon ihr Ding, schwärmt sie, ohne sich auf die Rolle der Romantikerin festlegen lassen zu wollen: „Oder eine Rolle beim Tatort – nur nicht als Leiche, da ist man so schnell weg.“ Als gebürtige Esslingerin käme da der Stuttgarter Tatort gerade recht: „Das wär sauglatt“, schwäbelt Lieverz augenzwinkernd.
Jetzt aber will sie doch erst einmal sehen, wie „Drei Türken und ein Baby“ anläuft und wie sich ihr Gastspiel auf den Fortgang ihrer Arbeit auswirkt.
Gedreht wurde an einem Tag im Sommer vergangenen Jahres in einem leerstehenden Fabrik-Gebäude in Offenbach. Lieverz: „Es war schon beeindruckend, wie die Crew diese Halle in ein Set verwandelt und einen ganzen Brautmoden-Laden dort eingerichtet hat.“ Ob sie nervös war vor dem Dreh – immerhin ist es ihre erste Kino-Rolle? „Nein. Eine gewisse Grundspannung gehört immer dazu. Aber Herzklopfen bis zu den Ohren hatte ich sicher nicht. Das legt man doch mit der Zeit ab, wenn man regelmäßig vor der Kamera steht.“ Zumal die Crew um Regisseur Sinan Akkus sie sofort und sehr herzlich aufgenommen habe. „Das lief alles ganz familiär und heimelig.“
Auf dem Teppich bleiben
Das könnte am Dienstagabend bei der Deutschland-Premiere in Sulzbach schon etwas anders werden. Ob der Gang über den Roten Teppich vielleicht den Herzschlag nach oben treiben wird? Lieverz lacht: „Kann sein. Ich weiß noch gar nicht, was mich dort erwartet. Deshalb bin ich auch froh, dass mein auf dem ,Teppich’ doch sehr viel erfahrenerer Kollege Prashant Jaiswal an meiner Seite sein wird.“
Die Königsteinerin kennt und schätzt den in Indien geborenen Schauspieler schon lange. Unlängst noch in der deutschen Kino-Komödie „Stromberg“ zu sehen, stand Jaiswal jetzt auch für „Drei Türken und ein Baby“ in der Szene mit Margit Lieverz vor der Kamera.
„Nur“ eine Szene – für die Schauspielerin ist es viel mehr. Für sie geht damit ein Traum in Erfüllung, der Lust und Hoffnung auf mehr macht: „Ich freue mich sehr, endlich auch mal für eine Kinorolle gebucht worden zu sein. Es ist für mich eine Chance, sichtbar zu sein und so auf mich aufmerksam zu machen.“
Lieverz, die mit ihrem Mann und ihrer mittlerweile achtjährigen Tochter seit 2006 in Königstein wohnt, kennt das Geschäft, ist bei aller Freude realistisch und weiß deshalb auch, dass die Bäume für Schauspieler hierzulande nicht in den Himmel wachsen. Da muss auf jede Chance gehofft und jede Gelegenheit, das eigene Können zu zeigen, ergriffen werden. Schließlich ist die Schauspielerei schon immer das, was sie tun wollte, wofür ihr Herz schlägt. Eine Passion, die sie ebenso knapp wie humorvoll auf den Punkt bringt: „Ich will doch nur spielen!“
Entsprechend froh ist die gebürtige Schwäbin darüber, dass es ihre Szene überhaupt in die Endfassung des Films geschafft hat. Denn auch das ist keinesfalls selbstverständlich. Wie lange sie zu sehen sein wird, wie viel von ihrer Rolle auf der Leinwand erhalten bleibt – davon so Lieverz, werde sie sich am Dienstag selbst überraschen lassen.
Gemeinsam mit ihrem Mann und Freunden werde sie dann im Kino sitzen und sich dabei vielleicht auch ein wenig unwohl in der eigenen Haut fühlen. Denn: „Ich kann mich nicht so gut selbst sehen, schaue mir Mitschnitte mit mir am liebsten erst einmal im stillen Kämmerlein an“, räumt Margit Lieverz schmunzelnd wie freimütig ein.
Mit dem „stillen Kämmerlein“ wird es im Kinopolis am Dienstag ganz sicher nichts. Aber damit kann die Königsteinerin in diesem Fall sicher sehr gut leben: „Natürlich würde ich mich freuen, wenn möglichst viele Leute zur Premiere kommen und ihnen der Film gefällt.“