Ist der "Berliner Platz" in Kronberg ein Brennpunkt?
Sachbeschädigungen, Körperverletzungen und sogar Widerstand gegen die Polizei – ja, wo sind wir denn? In Kronberg. Und genau das ist das Problem, mit dem sich Stadt und Polizei derzeit vermehrt konfrontiert sehen.
Eine Schlägerei mit mehreren Beteiligten, Steinwürfe auf Autos, die von Mitgliedern einer der Gruppen gefahren wurden, Bedrohung mit einem Messer – die Polizeimeldung vom Osterwochenende hatte es in sich. Auch wenn bei der Auseinandersetzung am Osterwochenende wohl ortsfremde Täter beteiligt waren, war es doch nicht der erste Vorfall dieser Art, der sich am und rund um den Berliner Platz abgespielt hat.
Erst am 24. März war es auf dem Berliner Platz zu einer gefährlichen Körperverletzung gekommen, die alarmierte Polizei verfolgte eine Gruppe der Kontrahenten in den Viktoriapark. Ein Haupttäter und eine zweite Person wehrten sich gegen die Feststellung ihrer Personalien, vier Beamte wurden bei der Rangelei leicht verletzt, konnten aber ihren Dienst weiter versehen, wie Erster Polizeihauptkommissar Rüdiger Jesse, Leiter der Polizeistation Königstein, sagt.
Einer der beiden Rowdys, so Jesse, sei ein 17 Jahre alter Kronberger, der bei der Polizei einschlägig bekannt sei. Die Abteilung der Kriminalpolizei, die seit 1. Februar für Jugenddelikte zuständig ist, habe sich der Sache angenommen.
Auch wenn der Berliner Platz Treffpunkt von Jugendlichen sei und von Polizeistreifen regelmäßig angefahren werde, sei der Platz, so der Dienststellenleiter, weder ein „Kriminalitätsschwerpunkt“, noch habe sich dort eine Szene herausgebildet, wie es sie in früheren Zeiten dort gab. Attraktiv sei der Platz auch deshalb, weil der dortige Lebensmittelmarkt bis 22 Uhr geöffnet habe und es dort Alkohol zu kaufen gebe.
Platzverweis hilft kaum
„Wir sind proaktiv tätig“, sagt Jesse. Treffe eine Streife Jugendliche an, die dort Alkohol trinken, würden die Personalien aufgenommen und an die Stadt weitergeleitet. Diese könne dann ein Ordnungswidrigkeitsverfahren einleiten. Was sie auch tue, wie Bürgermeister Klaus Temmen (parteilos) auf Nachfrage bestätigte: „Verstöße werden geahndet.“
Das polizeiliche Mittel des Platzverweises „zieht bei einem Einheimischen bei einem zentralen Platz nicht“, erläutert Jesse. Und wenn, könne es nur für eine Nacht ausgesprochen werden. Auch bei den Streifen des freiwilligen Polizeidienstes stehe der Berliner Platz, der Bahnhof und der Viktoriapark ganz oben, sagt Jesse. Der Polizist lobt die gute Kooperation mit der Stadt, zum Leiter des Ordnungsamtes habe man einen kurzen Draht.
„Anlassbezogen“ hätten sich im März Vertreter der Eigentümergemeinschaft der Häuser am Berliner Platz, der Stadt und der Polizei zusammengefunden. Das bestätigt auch Bürgermeister Temmen. Grund seien Sachbeschädigungen rund um den Berliner Platz (in den angrenzenden Höfen) gewesen.
Mit der Sicherheit hat sich auch der Magistrat befasst. Der Einsatz eines privaten Sicherheitsdienstes, der in der Vergangenheit bei Großveranstaltungen und bei gutem Wetter auf Streife ging, wurde diskutiert. Es soll ein Plan erarbeitet werden, nach dem der Streifendienst im Rahmen des vorhandenen Budgets gewährleistet werden kann.
Temmen kritisiert KfB
Als „grenzwertig“ bezeichnet es Temmen, dass sich jetzt die KfB in dieser Sache in einem offenen Brief an ihn zu Wort meldet, just wo sich der Magistrat ohnehin mit dem Thema befasse. „Ich verstehe das Vorpreschen nicht“, sagt Temmen. In dem Brief bittet die KfB den Bürgermeister „unverzüglich wieder verstärkt einen Sicherheitsdienst einzusetzen“ – und zwar „losgelöst von Budgetbedenken“.