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Orden für streitbare Europäerin

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Von: Boris Schöppner

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Die „überzeugte und überzeugende Europäerin“ Hildegard Klär ist gestern Mittag in der Kronberger Streitkirche mit dem Bundesverdienstkreuz am Bande ausgezeichnet worden. Laudator Landrat Ulrich Krebs unterstrich das vielfältige politische, soziale und kulturelle Engagement der 73-Jährigen, die seit 2006 in Kronberg lebt.

Hildegard Klär sei nicht nur eine überzeugte, sondern auch eine überzeugende Europäerin, stellte Dr. Sven Simon von der Europa-Union Hessen in seinem Grußwort gestern Mittag in der Streitkirche, genauer: in den Räumen des Museums Kronberger Malerkolonie, fest. Simon vertrat dabei den Europaabgeordneten Thomas Mann (CDU). Simon hatte gar eine schwarz-weiße Autogrammkarte von Hildegard Klär im Internet ersteigert, die die Sozialdemokratin wohl bei einem frühen Wahlkampf verteilt hat. Damals eben, als die Fotos noch schwarz-weiß waren. Viele Bürger verlören gerade jetzt das Vertrauen in die Europäische Union, würden ihre Strahlkraft nicht mehr erkennen. Um die Bedeutung der Europäischen Union zu vermitteln, sei Klär „genau die Richtige“, schwärmte Simon.

Hildegard Klär bezeichnete es in ihrer Dankesrede als „Glück“, in einer weltoffenen, liberal-konservativen Familie und in einer weltoffenen Stadt wie Hamburg aufgewachsen zu sein. Auch ihre frühe internationale Erfahrung nannte sie ein Glück. Reisen nach Dänemark und Holland in jungen Jahren gaben den Anstoß, sich für das Austauschprogramm des damaligen American Field Service (AFS) für einen einjährigen Schul- und Familienaufenthalt in den USA zu bewerben. Sie verbrachte das zwölfte Schuljahr 1958/59 im Staate Maine in einer Großfamilie und auf einer privaten High School.

Erstes ehrenamtliches Engagement war dann während des Studiums für das Höhere Lehramt in Englisch und Latein an der Universität in Hamburg die Leitung eines AFS-Komitees der Hansestadt, das von den Rückkehrern aus den USA organisiert wurde. Nach einem knapp dreijährigen Aufenthalt in Brasilien begann Klärs Engagement in der SPD in Hessen. In Glashütten war sie über Jahrzehnte hinweg zunächst im Ortsverein und in der Gemeindevertretung aktiv. Es folgten Kreistagsmandat und der Vorsitz im Unterbezirk Hochtaunus für acht Jahre .

Laudator Landrat Ulrich Krebs (CDU) betonte auch angesichts der bevorstehenden Kommunalwahlen, dass Politik von den Menschen lebe, die sich vor Ort engagierten. Klärs Einsatz sei vorbildhaft. Das gelte auch für die Bereiche Kultur und Soziales: Klär initiierte 1983 in Glashütten die Gründung des Kulturkreises, war acht Jahre lang Vorsitzende des Vereins „Bund der Volksbildung“ in Oberursel und ist seit 2007 im Kreisvorstand der Arbeiterwohlfahrt aktiv.

Politische „Lehrjahre“ waren auch die Zeit als Wahlkreismitarbeiterin bei dem ehemaligen langjährigen SPD-Bundestagsabgeordneten Dietrich Sperling in Königstein und als Mitarbeiterin im Büro der Ministerpräsidenten Rudolf Scharping und Kurt Beck in Mainz.

Daran, dass Klär „immer streitbar und nie bequem“ war, erinnerte Armin Clauss, Staatsminister a. D. und seinerzeit Chef der SPD-Fraktion im Hessischen Landtag. Doch sie habe nicht einfach nur kritisiert, „sondern im Sinne einer konstruktiven Lösung gestritten“. Clauss: „Ohne Menschen wie dich würde Demokratie nicht funktionieren.“

Engagiert für Europa

Das Engagement für die Integration der Europäischen Union begann, als Hildegard Klär 1995 in den Landtag einzog und Mitglied bzw. stellvertretende Ausschussvorsitzende des neu eingesetzten Europaausschusses wurde. Medien und die Arbeit im Petitionsausschuss waren weitere Schwerpunkte. Als Rheinland-Pfalz den Vorsitz der Europaministerkonferenz hatte, arbeitete Hildegard Klär nach Beendigung ihres Mandats im Hessischen Landtag 2003 in der Landesvertretung von Rheinland-Pfalz in Berlin, um in dieser Zeit die Koordinationsstelle zwischen den Bundesländern zu betreuen.

Kronbergs Bürgermeister Klaus Temmen (parteilos) dankte Klär für ihr vielfältiges Engagement in Kronberg. Und sein Amtsvorgänger Wilhelm Kreß (SPD) bezeichnete es als einen „Glücksfall“ für Kronberg, dass Klär 2006 dorthin gezogen war. Unter anderem ist sie Mitglied im Förderverein der Diakoniestation und arbeitet in der Arbeitsgemeinschaft Sozialdemokratischer Frauen (ASF) mit.

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