Modisch durchs Mittelalter
Im Heimatmuseum Gonzenheim gab sich eine Mittelalter-Gruppe ein Stelldichein und versuchte, den Besuchern die Mode aus vergangenen Zeiten näherzubringen. Sie demonstrierte auch, wie man Socken ohne Laufmaschen selbst herstellt.
Von Carla Marconi
Es war eine ganz außergewöhnliche Modenschau, die sich den Besuchern des Heimatmuseums in Gonzenheim am Sonntag bot. Mittelalterliche Gewänder aus reiner Wolle oder auch aus Leinen und Seide wurden präsentiert, ebenso unterschiedliche Kopfbedeckungen sowie Schmuckstücke mit Ornamenten. Vorgeführt wurden die Kleider von der Interessengemeinschaft „Ex Corde Naturae“, die rund 20 Mitgliedern zählt. Ihr Ziel ist es, das Mittelalter wieder zum Leben zu erwecken.
„Wir kommen einmal im Jahr nach Gonzenheim, denn hier gab es mal ein merowingisches Gräberfeld. Daran möchten wir mit der Präsentation mittelalterlichen Lebens anknüpfen“, sagte Carola Reuter alias Plektrut, so ihr Mittelal-Name. Zusammen mit ihrem Mann Ralf, beziehungsweise Randolf, versucht sie, den Besuchern die Lebensweise von damals näherzubringen. In diesem Jahr sei die Gewandung das Thema in Gonzenheim. „Meist haben wir unsere Kleider selbst hergestellt“, deutete sie auf die leuchtenden Kleider – ob orange oder dunkelblau – ihrer Mitstreiterinnen. Wobei selbst hergestellt nicht nur selbst genäht, sondern auch selbst gefärbt heißt. Zudem seien ihre Socken selbst geknotet. „Das ist eine spezielle Technik, die ,Brettchen weiß Naalbinding’ heißt“, erläuterte Plektrut. Dabei werde mit einer Knochennadel die Wolle verknotet.
Vorteil dieser Technik: „Dadurch wird das Ganze so fest, dass es nicht mehr aufgeht. Endlich mal Socken ohne Laufmaschen“, sagte sie lachend. Ihre Freundin Alma demonstrierte, wie es geht: „Es ähnelt dem Häkeln“.
Alma, im wirklichen Leben heißt sie Anja Krause, ist eine Wikinger-Frau. Plektrut gehört zu den Franken. Beide hätten um die gleiche Zeit gelebt – im 9. Jahrhundert. Wobei die eine eher im mittel- und südeuropäischen Raum beheimatet ware und die andere in Skandinavien. Live – Thomas Krause – ist Wikinger, trägt allerdings keinen Helm mit Hörnern. „Das ist alles Hollywood. Die Wikinger hatten keine Hörner-Helme“, betonte er. Dafür hätten sie sich gerne mit Schmuck behangen – im Gegensatz zu den Franken, die bereits christianisiert waren und von Schmuck wenig hielten. Von den Wikingern sei diese Vorliebe aber vor allem durch die Gräberfunde bekannt. „Sie glaubten ja, dass sie im Jenseits die Sachen noch gebrauchen könnten, während das bei den Christen nicht der Fall war“, erläuterte Live .