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„Der Star ist das Fleisch“

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Von: Anja Petter

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Birger Strutz und seine Lebensgefährtin Sandra Szensny kochen gerne gemeinsam.
Birger Strutz und seine Lebensgefährtin Sandra Szensny kochen gerne gemeinsam. © pet

Birger Strutz (CDU) ist begeisterter Hobbykoch. Viel Lust auf das Bürgermeister-Amt. Nachdem Bürgermeisterkandidat Gerd Hillen (parteilos) TZ-Reporterin Anja Petter Schwarzwälder Kirschtorte serviert hatte, kam - genauso wie bei Amtsinhaber Thomas Pauli (SPD) - auch bei Birger Strutz (CDU) das „Bürgermeisterstück“ auf den Tisch. Hier handelt es sich um ein besonders feines Stück des Rindes, das früher nur für die wichtigen Personen der Dorfgemeinschaft, also auch für die Bürgermeister, reserviert war.

Beim Kochen, so der Plan, kann man die Kandidaten auf eine lockere Art kennenlernen - und das hat wieder sehr gut funktioniert.

Neu-Anspach -Zuerst hat Birger Strutz (CDU) das „Bürgermeisterstück“ ordentlich geputzt. Dann hat er es in einen Kunststoffbeutel gepackt und anschließend vakuumiert. Jetzt gart das ausschließlich aus Muskelfleisch bestehende Teil des Rindes bereits seit zwei Stunden bei 53 Grad im Wasserbad. „Sous vide“ nennt sich das Verfahren, das der Kandidat so gerne anwendet, dass er sich bereits einer „Sous-vide-Gruppe“ angeschlossen hat, die regelmäßig Tipps und Rezepte austauscht.

Zwei Stunden dauert es noch, bis das Fleisch die richtige Kerntemperatur hat und noch einmal kurz bei großer Hitze in der Pfanne angebraten wird. Zeit genug, um mit Strutz und Lebensgefährtin Sandra Szensny bei einem Glas Lillet zu plaudern und das Paar beim Kochen zu beobachten.

Strutz und Szensny, die beide von der Insel Rügen stammen, sind 1991 gemeinsam nach Westdeutschland gekommen. Nach einer Zeit der Trennung, in der sie den Kontakt nie verloren haben, sind sie nun seit zwei Jahren wieder zusammen. „Jetzt geht es nicht mehr ohne einander“, sagt die 47-Jährige. Die beiden führen eine Fernbeziehung, denn Szensny lebt unter der Woche mit ihrer 18 Jahre alten Tochter in Pinneberg und arbeitet dort in einem Steuerbüro.

„Hier komme ich zur Ruhe“

Am Wochenende stehen die beiden dann gerne gemeinsam in der gut ausgestatteten Küche. Hier gibt es viele feine Messer aus Damaststahl, die Strutz auf einem eigenen Schleifstein scharf hält, und auch einen Thermomix, in dem später eine Zabaione geschlagen wird. „Hier komme ich zur Ruhe“, sagt der Hobbykoch, der sehr gerne Fisch und Fleisch zubereitet. „Aber dosiert. Und vor allem aus der Region“, setzt er noch hinzu und nennt ein paar Metzgereien und Höfe, von denen er sein Fleisch bezieht. Auch Eintöpfe kommen häufig auf den Tisch. „Am liebsten mag ich es deftig“, sagt der 51-Jährige und bezeichnet „eine gut gemachte Roulade“, gefüllt mit Gurken und Speck, als seine Leibspeise.

Dass Strutz ganz offensichtlich trotzdem nicht mit den Pfunden zu kämpfen hat, liegt an Elmo, seinem Hund. Acht Kilometer ist er jeden Tag mit der Deutschen Dogge unterwegs. Elmo ist ein ziemlich großer Vierbeiner und macht dem ein oder anderen, der ihn das erste Mal sieht, sicher Angst. „Er muss spuren“, sagt Strutz. Das tut er. Schaut immer mal kurz in die Küche, liegt ansonsten aber friedlich auf seinem Kissen und schläft. „Eine Dogge war immer ein Traum von mir, denn diese Rasse ist sehr gemütlich.“ Früher hatte er einen Dobermann, aber der war sehr anspruchsvoll und wollte, gerade nach Hause gekommen, gleich wieder los mit seinem Herrchen. „Das war knackig.“

Während Strutz für die Vorspeise die Rote Bete schneidet und die Walnüsse hackt, gibt Szensny die Zutaten für die Vinaigrette in einen Mixbecher. Strutz erzählt von seiner Kindheit, die vom frühen Tod seiner Mutter geprägt war. Sechs Jahre war er da, und weil sein Vater zur Arbeit musste, übernahmen er und sein neun Jahre älterer Bruder die Hausarbeit. Später lernte er Schreiner und wollte eigentlich die Werkstatt seines Onkels übernehmen, doch Rückenprobleme verhinderten dies. „Das wäre zu anstrengend gewesen.“ Heute hat der CDU-Politiker, der von 1991 bis 2004 für die Handelsgesellschaft Transatlantic, einen Hersteller für Medizinprodukte, im Vertrieb arbeitete, seine eigene Firma. Optiserv sitzt in Hofheim und beliefert neun Kliniken mit allem, was diese so benötigen. „Vom Kehrbesen bis zum Herzkatheter“, erklärt Strutz und bezeichnet das Unternehmen als sein „Baby“. Deshalb: Wenn es mit der Wahl klappt und er Bürgermeister wird, dann bleibt er Gesellschafter, und sein Prokurist rückt auf seinen Posten nach.

Er habe eigentlich schon seit der Kommunalwahl darüber nachgedacht, bei der nächsten Bürgermeisterwahl zu kandidieren, erzählt Strutz, während er eine Flasche Duoro Reserva dekantiert. Ende 2021 habe er sich dann entschlossen, Thomas Pauli (SPD) herauszufordern, weil er die Stadt aus dem Dornröschenschlaf erwecken und Neu-Anspach gestalten wolle. Zu seinen Parteikollegen sagte er: „Hey Leute, ich habe da Lust drauf.“ Eine Entscheidung, die seine Lebensgefährtin mitträgt. „Ich finde das super und total spannend“, sagt Szensny, die ebenfalls gerne unter den Leuten ist und ihren Partner deshalb häufig begleitet.

Einkaufen geht nicht mehr so schnell

Anfangs stand allerdings die Frage im Raum, wie man ihn über die Politik hinaus bekannt macht, sagt Strutz. „Heute aber geht einkaufen nicht mehr so schnell wie früher.“ Der Kandidat ist in Neu-Anspach von Haus zu Haus marschiert, hat Wanderungen in den Stadtteilen unternommen. Es waren anstrengende Monate, gibt er zu. „Aber ich habe keinen Stress, nur viel zu tun, und das macht mir Spaß.“ Und wenn er Termine in der Stadt hat, arbeitet er im Homeoffice.

Anfangs hat Strutz in Anspach am Belzbecker gewohnt. Seit 2009 lebt er nun in Hausen-Arnsbach in einem eigenen Haus mit einem schönen Garten und einem wunderbaren Blick. Auf Rügen ist er nicht mehr so oft, denn die Zeit fehlt. Überhaupt sind Strutz und Szensny keine Fans von weiten Reisen. Sie sind gerne in Deutschland unterwegs, denn hier gibt es „tolle Ecken“. Gerne fahren sie mit dem Caravan an den Edersee, auch mal nach Italien oder Kroatien. Hauptsache Wasser, denn „Meer ist Luft“, sagt Strutz, der auch ein Surfbrett besitzt.

Als das Bürgermeisterstück aufgeschnitten wird, ist aus der Küche ein Jubelruf zu hören. Und tatsächlich: Es ist perfekt geworden, saftig, butterzart. Dazu servieren Strutz und Szensny einen Kartoffel-Möhren-Stampf und eine mit viel Zucker reduzierte und mit reichlich Butter montierte Rotwein-Soße. Alles schmeckt vorzüglich, aber „der Star“, sagt Strutz, „ist das Fleisch“.

Das Bürgermeisterstück, bevor es noch einmal ein paar Minuten in der Pfanne angebraten wird.
Das Bürgermeisterstück, bevor es noch einmal ein paar Minuten in der Pfanne angebraten wird. © pet
Perfekt zubereitet: Zum Bürgermeisterstück gibt es einen Kartoffel-Möhren-Stampf und eine Rotwein-Soße.
Perfekt zubereitet: Zum Bürgermeisterstück gibt es einen Kartoffel-Möhren-Stampf und eine Rotwein-Soße. © pet

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