Die Wähler mobilisieren

Mit Thomas Pauli (SPD) im Stadtkern
Anspach -Die Sitzung des Magistrats hat ein wenig länger gedauert, und so kommt der Bürgermeister erst um 18.15 Uhr vom Rathaus weg. Von 16 bis 17 Uhr hat Thomas Pauli (SPD) schon mal in der Taunusstraße eine Runde gedreht, und jetzt möchte er zusehen, dass er - bevor es dunkel wird - noch ein paar Wähler ansprechen kann.
Gleich am ersten Tor warnt ein Schild vor dem Hund. „Da traue ich mich nicht rein“, sagt Pauli, der selbst schon einen Vierbeiner besessen hat. „Da habe ich Respekt, denn Hunde kann man nicht einschätzen.“ Auch das zweite Anwesen wirkt mit seiner hohen Mauer unzugänglich. „Wie Fort Knox“, meint er.
An der dritten Haustür schließlich hat er Glück. „Ich möchte Sie an die Stichwahl erinnern“, sagt der Bürgermeister und trifft ausgerechnet auf einen Sozialdemokraten. „Ich bin auch Genosse“, sagt dieser und verwickelt Pauli, der ihn gleich für Sonntag zur Wahl-Präsentation ins Bürgerhaus einlädt, in ein kurzes Gespräch.
„Wer kommt so spät?“, fragt kurz darauf eine ältere Dame. „Der Bürgermeister“, antwortet Pauli und überreicht einen Kugelschreiber mit der Aufschrift „Thomas Pauli für Neu-Anspach“ und eine seiner Karten. Drei hat er dabei. „Soziales Engagement wählen“ steht auf der einen, „Solide Finanzen wählen“ und „Intakte Natur wählen“ auf den beiden anderen. Ist niemand daheim, wirft er sie in den Briefkasten. Natürlich nur dann, wenn der Einwurf von Werbung auch erlaubt ist. Seinen Namen nennt er nur selten, wenn er den Menschen gegenüber steht. „Die meisten kennen mich.“ Und tatsächlich winken ihm unterwegs viele zu, mit den meisten ist er per Du. So wie mit Armin Roos, denn er „lebenslänglich“ kennt. „Ein persönlicher Auftritt ist gut“, meint Roos. Ein anderer ruft über die Straße: „Du rockst das schon.“
„Das bewegt die Menschen“
An wie vielen Haustüren hat er in den vergangenen Wochen geklingelt? „Keine Ahnung“, sagt er. Manchmal erreicht er mehr, manchmal weniger. „Die Bürger neigen dazu, das Gespräch zu suchen.“ Dem Verwaltungschef gefällt das. „Das ist doch Sinn der Sache“, meint er und berichtet vom Nachmittag, als sich ein Anspacher über die vielen Bus-Durchfahrten in der Taunusstraße beschwert hat. Danach hat er direkt beim Verkehrsverband Hochtaunus angerufen. „Das bewegt die Menschen, die da wohnen.“
Der 56-Jährige hat den Haustür-Wahlkampf noch einmal angezogen. Aber nicht nur, weil er im ersten Wahlgang hinter dem Herausforderer zurückgelegen hat, sondern auch, um die Menschen überhaupt zu mobilisieren. Die Wahlbeteiligung lag nur bei 50,97 Prozent, und das hat auch den Bürgermeister entsetzt. Er verweist in diesem Zusammenhang auf Weilrod, wo es nur einen Kandidaten gab und immerhin 46 Prozent der Menschen ihre Stimme abgegeben haben.
„Hauptsache, Sie haben gewählt“, sagt er deshalb zu allen Bürgern, die ihm mitteilen, schon Briefwahl gemacht zu haben. Sagt einer „gutes Gelingen“, freut er sich natürlich. Und es gibt auch einige, die ihm ihre Unterstützung zusichern. So beispielsweise eine Anspacherin. „Pauli kennt den Ort von Jugend an“, sagt sie und findet, dass der Kandidat mehr über das Geleistete hätte sprechen müssen. „Er ist die richtige Wahl.“ Eine andere möchte ihren Namen ebenfalls nicht in der Zeitung lesen, berichtet aber, dass die ganze Familie Pauli gewählt hat. Und sie dankt ihm für eine einst geleistete Hilfe.
An einem Zaun hängt ein Strutz-Plakat. „Da brauchen wir nicht zu klingeln“, meint Pauli verschmitzt. Als er es dann doch macht, öffnet ihm CDU-Parteichef Uwe Kraft und grinst. „Ich denke an die Stichwahl“, sagt er lachend und nimmt die Karte entgegen.
Ein längeres Gespräch kommt an diesem Abend nicht zustande. Nur eine Frau, Hannelore Dieters-Mayer, fragt Pauli: „Warum soll ich Sie wählen?“ Der antwortet: „Weil ich noch nicht fertig bin.“ Er habe noch viel vor, sagt der Bürgermeister und nennt als Beispiele die Sanierung des Waldschwimmbades und den Bau eines neuen Pflegeheims. „Die Tagespflege kann das nicht abdecken.“ Von Anja Petter