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DRK: "Ich gehe davon aus, dass alle Mitarbeiter ihr Geld bekommen"

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Das Hochtaunusstift in Neu-Anspach muss Ende März schließen. Die Insolvenz der eigenen GmbH hat die Belegschaft verunsichert. foto: Kreutz
Das Hochtaunusstift in Neu-Anspach muss Ende März schließen. Die Insolvenz der eigenen GmbH hat die Belegschaft verunsichert. © Evelyn Kreutz

Nach Insolvenz-Nachricht des Altenwohn- und Pflegeheim Hochtaunusstift in Neu-Anspach herrscht Unsicherheit unter den 53 Mitarbeitern. Mit zwei Ausnahmen gibt es inzwischen für alle 45 Bewohner schon feste Auszugstermine.

Neu-Anspach -Mitarbeiter im Altenwohn- und Pflegeheim Hochtaunusstift in Neu-Anspach fürchten um ihre Gehälter und Bewohner oder deren gesetzliche Vertreter, dass bereits bezahlte Entgelte, für Leistungen, die nicht in Anspruch genommen werden, nicht mehr zurückgezahlt werden. Als vor einer Woche bekannt wurde, dass die Neu-Anspacher Seniorenwohnanlage zum 31. März schließen muss, war die Enttäuschung groß. Die Verunsicherung ist gewachsen, nachdem die Geschäftsführung des DRK Kreisverbandes Hochtaunus am Donnerstag Insolvenz für die erst im Oktober 2019 eigens gegründete DRK Altenwohn- und Pflegeheim Hochtaunusstift gGmbH angemeldet hat.

Diese Zeitung hat noch einmal nachgefragt beim DRK-Kreisgeschäftsführer Axel Bangert, ist doch der Kreisverband alleiniger Gesellschafter der gemeinnützigen GmbH. Der sagt: "Geld genug ist da, ich gehe davon aus, dass alle Mitarbeiter ihr Geld bekommen." Das gelte auch für zu viel bezahlte Entgelte, wenn Bewohner in eine andere Einrichtung umziehen. Da werde üblicherweise auf den Tag genau abgerechnet. "Nur dürfen wir laut Insolvenzrecht nicht mehr selbst auszahlen", zeigt Bangert das eigentliche Problem auf.

Betriebsratsvorsitzender Gabriel Marian hat in einer Betriebsversammlung am Donnerstag die Mitarbeiter über den aktuellen Stand informiert und auch darüber, dass der Betriebsrat Rechtsanwälte beauftragt hat, um die Mitarbeiter zu vertreten. "Es ist weiterhin noch vieles unklar, wir müssen abwarten", so Marian. Er teilte mit, dass die Januar-Gehälter bezahlt seien, nicht jedoch die Februar-Gehälter und dass es Probleme bei der Auszahlung der Aushilfslöhne aus dem Januar nach Stundennachweis gebe.

Das bestätigt Bangert und er erklärt auch warum. Nachdem die Eigentümerin dem DRK kurzfristig die Duldung des Betriebes entzogen und der Kreisverband beschlossen hatte die Einrichtung zu schließen, sei klar gewesen, dass sich die GmbH trotz aktuell noch ausreichender Liquidität in Kürze sehr schnell überschuldet hätte. "Wir hätten keine Einnahmen mehr gehabt, aber ohne Insolvenz wären alle Verträge weitergelaufen und das hätte uns ruiniert."

Mit angezeigter drohender Zahlungsunfähigkeit unterliege die GmbH schon seit Ende Februar dem Insolvenzrecht. "Wir mussten ab sofort alle Zahlungen stoppen", so Bangert. Deshalb seien weder die Februargehälter überwiesen noch die per 31. Januar erfassten Stundenabrechnungen der Aushilfen, die jeweils mit der nächstfolgenden Gehaltsabrechnung angewiesen würden. Solange das Gericht keinen Insolvenzverwalter benannt habe, könnten keine Zahlungen erfolgen.

"Wenn ein Insolvenzverwalter da ist, steht bei offenstehenden Gehalts- und Lohnzahlungen kein Mitarbeiter im Regen", meint Bangert. Anders sieht das bei weiteren Ansprüchen aus. Ohne Insolvenz hätten Kündigungsfristen eingehalten werden müssen und das DRK hätte für seinen gut gemeinten Versuch den Betrieb in die Zukunft zu führen teuer bezahlt. "Wir haben in misslicher Lage versucht die Einrichtung zu retten, das darf uns jetzt nicht auf die Füße fallen", so der Geschäftsführer. Man dürfe nicht vergessen, dass ohne Eingreifen des DRK schon 2019 Schluss gewesen wäre. Es sei nicht Verschulden des DRK, dass es jetzt leider nur ein Aufschub war und die Eigentümerin die lange bekannten Baumängel nicht beseitigen lasse. "Wir hätten gerne gehabt, dass alle Mitarbeiter ordentlich in Rente gehen können", versichert Bangert.

Der laufende Betrieb sei immer positiv gewesen und das habe gereicht, um die Einrichtung ordentlich zu führen. Aber es sei jeden Monat ein Nullsummenspiel gewesen. Bei Betreuungsentgelten, die über 500 Euro niedriger liegen als in Neubauten oder in frisch sanierten Einrichtungen, ließen sich keine Rücklagen aufbauen. Wichtig sei immer der pflegerische Aspekt gewesen und dass die Bewohner gut betreut werden und das solle bis zum Schluss so bleiben. Wie Bangert mitteilt, haben bis auf zwei Bewohner inzwischen alle schon feste Auszugstermine. Für den Umzug stünden ehrenamtliche DRK-Kräfte zur Verfügung. Auch die beruflichen Chancen für viele Mitarbeiter seien gut. Acht Senioreneinrichtungen und Kliniken in der Umgebung suchten händeringend Mitarbeiter. Von Evelyn Kreutz

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