Gartenhütte und Ufer gesichert

Flechtwerk an der Usa - Weiden und Eichen stabilisieren Randstreifen
Anspach -Man kann es sich nicht vorstellen. Die Usa, die im Bereich der Kleingärten dieser Tage friedlich dahin fließt, steigt bei einem Hochwasser so an, dass sie den Uferrandstreifen und die anliegenden Rasenflächen unter Wasser setzt. Aber genauso ist es gewesen, als starke Regenfälle den Altort heimgesucht haben, und so wurde im Laufe der Zeit immer mehr Boden abgespült, sagt Dorothea Gutjahr und zeigt auf ein nahe am Bach gelegenes Anwesen.
„Das Hochwasser hat immer mehr von diesem privaten Garten angeknabbert“, berichtet die Mitarbeiterin im Leistungsbereich Technische Dienste und Landschaft und hier für Biotop-Pflege und Landschaftsschutz zuständig. Zuletzt habe sogar eine Gefahr für die Gartenhütte bestanden.
Wie bei einem Fachwerkhaus
Lange habe sie deshalb überlegt, wie der Uferrandstreifen befestigt werden könnte. Entstanden ist nun ein ganz besonderes Konstrukt, das im unteren Bereich und zum Schutz der Erde vor Ausspülung aus großen Steinen besteht. Auf diese folgt - ähnlich wie bei einem Fachwerkhaus - ein Holzaufbau. Auf der einen Seite besteht dieser aus großen, senkrecht einen Meter in die Tiefe gerammten Weide- und Eichenstämmen. Gutjahr rechnet damit, dass die Weidenstämme ausschlagen und die „lebendige Wand“, die zudem aus in das Erdreich getriebenen Eichenstämmen und zahlreichen Weiden-Stecklingen besteht und so ein Flechtwerk bildet, festhalten. „Bei Weiden geht das, denn sie sind sehr wurzeltriebfreudig.“
Auf der gegenüberliegenden Seite, wo der Uferrandstreifen zur Hälfte weggespült war, wurde eine nicht ganz so hohe Wand nach dem gleichen Muster erstellt. Hier allerdings wechseln Eichen- und Erlenstämme einander ab, und hier hat Gutjahr zur dauerhaften Stabilisierung Efeu und Brombeeren gewählt. „Es ist ein Experiment mit zwei verschiedenen Bauweisen“, erklärt sie. Denn während Erlen über Wasser schneller verrotten und im Wasser besser halten, verhält es sich bei Weiden genau umgekehrt. „Ich möchte sehen, was sich besser bewährt.“
Die Arbeiten wurden von einer externen Firma ausgeführt und von Gutjahr jeden Tag beaufsichtigt. Für die Statik war ein Zimmermann zuständig. „Es ist vorbildlich umgesetzt und richtig toll geworden“, findet die Diplom-Ingenieurin für Landespflege und freut sich, dass die kleinen Stecklinge bereits austreiben. „Das ist sehr schön“, meint sie. „Aber hoffentlich überstehen sie den Sommer.“
Nur natürliche Materialien
Es wäre übrigens nicht erlaubt gewesen, das Ufer mit einer Betonmauer zu sichern. „Die Bäche sind ein gesetzlich geschütztes Biotop, es muss mit natürlichen Materialien gearbeitet werden“, erklärt Gutjahr und berichtet, dass das Material in diesem Fall von den am Ufer stehenden Kopfweiden gewonnen wurde, die stark zurückgeschnitten wurden.
Weniger schön ist das, was die Verwaltungsmitarbeiterin ein paar Meter weiter in Richtung Stadtkern entdeckt. Ein Anlieger hat unerlaubterweise auf dem Randstreifen einen Berg Äste abgeladen. „Das Material kann mitgerissen werden und den Einlauf verstopfen.“ Das wird nun dem Ordnungsamt gemeldet. Ein Fall für die Untere Wasserschutzbehörde ist hingegen das, was ein Gartenbesitzer auf der gegenüberliegenden Seite errichtet hat: eine aus Waschbetonplatten gebaute Treppe. Gutjahr kann nur mit dem Kopf schütteln, als sie das sieht. „Da möchte wohl jemand bequem zur Usa gelangen, um Wasser abzuschöpfen.“
An der Stelle schließlich, an der die Usa in einen Tunnel fließt, wieder ein erfreuliches Bild. Die Fachfrau für Naturschutz stellt zufrieden fest, dass der Bach mit natürlicher Wasserkraft ein einst zur Begradigung dienendes und dann zusammengebrochenes Mäuerchen weggespült und sich selbst renaturiert hat. „Die Usa hat ihre natürliche Dynamik wieder.“ Auch die Einläufe geben ein gutes Bild ab. Sie sind frei von Schwemmgut. „Unsere Maßnahmen haben gewirkt“, ist Gutjahr überzeugt und berichtet, dass der ganze Ufer-Bereich Ende vergangenen Jahres gesäubert und loses Schnittgut entfernt wurde. Bäume hingegen wurden auf Stock gesetzt. Die morschen Erlen bieten derzeit einen Lebensraum für kleine Tiere. Wenn sie austreiben, können die Zweige Material auffangen und verhindern, dass es in den Bach fällt und die Einläufe erneut verstopft. VON ANJA PETTER

