Unwetter trifft Neu-Anspach: Starkregen sorgt für Überschwemmungen – Waldschwimmbad dicht

Unwetter sorgen auch im Hochtaunuskreis für Chaos. In Neu-Anspach quillt die Usa über die Ufer und ergießt sich ins Schwimmbecken - das Waldschwimmbad bleibt nun 14 Tage geschlossen.
Neu-Anspach - Blitz und Donner gab es schon zu allen Zeiten. Regionale unwetterartige Niederschläge mit Hagel waren auch hierzulande für die letzten Tage vorausgesagt, und während Hoch Waltraud den europäischen Norden beglückte gaben sich hierzulande die Tiefdruckgebiete die Klinke in die Hand. Tief Olger war noch nicht weg, da kam auch schon Tief Peter und am Freitag pirschte sich von Südwest schon wieder ein Tief heran, das gerade dem Taunus zu schaffen machte.
"Hoffnungslos weicht der Mensch der Götterstärke, müßig sieht er seine Werke und bewundernd untergehen", so heißt es bei Schiller und das Bild passte zu dem Schauspiel, das sich Schwimmmeister Achim Fortner am Freitagnachmittag bot.
Unwetter treffen Neu-Anspach: Land unter im Waldschwimmbad – Rohre können Wasser nicht fassen
Gerade einmal drei Tage war es her, dass er das Waldschwimmbad wie geleckt für das Badepublikum öffnete, als sich die sonst so sanfte Usa als Urgewalt zeigte. Wie aus dem Nichts quollen Wassermaßen aus Hecken und Gestrüpp, ergossen sich über den Hang an der Westseite des Beckens, zwängten sich unter der Buchsbaumhecke hindurch, über den Gehweg in das Becken. Ein Video hielt die Szene fest und machte wie ein Livestream die Runde in den sozialen Medien.
Es war noch nicht lange her, da hatte Fortner das Becken fit gemacht gereinigt und mit klarem Wasser gefüllt, was 14 Tage in Anspruch nahm. Die Wassertemperatur war mit 17 Grad gerade im Begriff sich in angenehme Sphären zu bewegen und dann dies: Brauner Schlamm breitete sich aus, an Baden war nicht mehr zu denken, höchstens an Moorbäder oder Fango.
Auch anderenorts in der Kleeblattstadt fielen Wassermassen vom Himmel und noch einmal war die Usa im Spiel: Auch in Westerfeld wurde "Land unter" gemeldet und auch von hier verbreitete sich ein Video rasend schnell und zeigte, wie sich das Wasser aus der Mühlstraße kommend, den Weg durch die Dorfmitte bahnte, der Straße folgte, um dorfauswärts wieder in das Bett der Usa zurückzuströmen. Vom Ortsrand Richtung Anspach ist die Usa bis zum Ortsrand Richtung Usingen verrohrt, auch hier konnten die Rohre die Massen nicht fassen. Das genau war auch der Grund für das Ereignis im Waldschwimmbad.
Bürgermeister Thomas Pauli (SPD) war an den Schauplätzen zu finden und betrieb Ursachenforschung: "Hier ist der Einlauf", zeigte er im Waldschwimmbad auf den unter Bäumen liegenden Schacht, der mit einem Gitter versehen ist, während das Wasser noch immer auch zum Zulauf quoll. "Ganze Äste und Laub wurden angeschwemmt und haben das Gitter zugesetzt", so Schwimmmeister Fortner. Das Gitter war inzwischen geöffnet, aber das half jetzt auch nur wenig.
Neu-Anspach: Schlamm im Waldschwimmbad – Saisonkartenbesitzer dürfen nach Wehrheim
Das Becken wurde gleich abgelassen und noch bevor der Schlamm eintrocknen konnte, wurde mit Wasser aus dem Schlauch und der Leitung alles abgespritzt und gegen Mittag war der Schlamm mit Schiebern und Besen in den Abfluss geschoben, wobei Bürger aus dem Frühschwimmerkreis halfen. Auch die Liegewiese hat es überlebt, das Treibgut von oben kann leicht zusammengerecht werden.
"Der materielle Schaden ist gering", sah der Bürgermeister das Glück im Unglück und er hatte in der ganzen Misere noch eine weitere gute Nachricht: "Alle Saisonkartenbesitzer können kostenlos das Wehrheimer Schwimmbad nutzen", verkündete er und dankte dem Kollegen Gregor Sommer (CDU) aus der Nachbarkommune für die "Katastrophenhilfe", die dieser auf Anhieb zugesagt hatte.

Bis wieder im Neu-Anspacher Waldschwimmbad gebadet werden kann, dauert es rund 14 Tage, denn so lange läuft nun wieder frisches Wasser zu. Sonst hat das Unwetter im Schwimmbad keine Schäden hinterlassen, das Kleinkinderbecken und die untere Liegewiese sowie der Fitnessparcours oberhalb sahen aus als sei nichts geschehen.
Neu-Anspach: Keine großen Schäden durch Überschwemmungen – Restaurant bleibt verschont
Auch im Lokal "Usaquelle" hat das Unwetter keinen Schaden hinterlassen, obwohl direkt unter dem Gastraum ebenfalls ein verrohrter Abzweig der Usa durchführt. Um insgesamt der Usa aber kein Unrecht zu tun: Es war nicht die Usaquelle, die am Freitag die Wassermassen gebar, diese waren vielmehr aus den Wolken gefallen und hatten keine andere Möglichkeit als sich im Trichter östlich der Wasserscheide zwischen Weil und Usa zu sammeln. (Frank Saltenberger)