Möglichst schnell bekanntwerden

Mit Birger Strutz (CDU) in Westerfeld
Westerfeld -„Guten Tag, Frau Löhrs, darf ich mich kurz vorstellen? Ich bin Birger Strutz, der Bürgermeisterkandidat.“ Der CDU-Politiker und Herausforderer von Bürgermeister Thomas Pauli (SPD) strahlt die ältere Dame an, erntet ein freundliches Lächeln und macht auf die Stichwahl am Sonntag aufmerksam. „Ich würde mich über Ihre Stimme sehr freuen“, sagt Strutz. „Ich habe Sie gewählt“, sagt die Westerfelderin und erklärt, dass sie eine Veränderung an der Rathaus-Spitze möchte. „Der Andere macht immer das Gleiche“, sagt sie und erzählt noch, dass sie bald Geburtstag hat und gerade dabei ist, drei Kuchen zu backen.
„Ich danke Ihnen und wünsche noch einen schönen Geburtstag“, meint Strutz, überreicht den neuesten Wahlkampf-Flyer und einen Kugelschreiber („Ihr Kreuz für Birger Strutz“) und macht sich auf zum nächsten Haus. Der Bürgermeisterkandidat hat einen zackigen Schritt drauf, schaut immer zuerst auf die Klingel mit dem Namen und stellt sich dann vor. Viele kennen ihn, sagen: „Ich weiß, wer Sie sind.“ Das freut Strutz, denn im Gegensatz zum Amtsinhaber musste er sich in den zurückliegenden Monaten erst noch bei den Bürgern bekanntmachen. Manche wünschen ihm auch viel Erfolg, wie Mario Graser zum Beispiel.
Strutz schätzt, dass er inzwischen an 300 Haustüren geklingelt hat. Beim ersten Mal habe er eine Weile im Auto gesessen und wäre am liebsten wieder nach Hause gefahren. Dann aber habe er sich einen Ruck gegeben und sei zwei Stunden unterwegs gewesen, erzählt er.
„Meistens macht es richtig Spaß“, sagt Strutz und muss inzwischen darauf achten, dass er nicht den Überblick verliert. „Am Kellerborn war ich schon“, sagt er, als Ulrike Bolz nach links abbiegen will. Die Stadtverordnete der CDU gehört mit zum Wahlkampf-Team und begleitet an diesem Nachmittag den Kandidaten. Sie hält sich zurück, aber ihr ist es wichtig, dass Strutz nicht alleine unterwegs ist. „Ich bin die moralische Unterstützung.“
Bequeme Schuhe und eine dicke Jacke
Es gilt, schnell voranzukommen und sich bei möglichst vielen Wählern vorzustellen. „Es wird von den Leuten honoriert, wenn man sich persönlich auf den Weg macht“, weiß der Hausen-Arnsbacher. Anfangs ist er auch mal einer Kaffee-Einladung nachgekommen, aber dafür ist jetzt keine Zeit mehr. „Da schwätzt man sich schnell fest.“
Der 51-Jährige ist diesmal in der Straße Am Bächweg unterwegs. Dort, wo ein Biber einen Damm gebaut hat und die Gärten der Menschen deshalb regelmäßig überschwemmt sind. Einer der Betroffenen ist Roger Zache, und auch er kennt Strutz bereits. „Meine Stimme haben Sie“, sagt er und schickt noch ein Lob hinterher: „Es war eine super Podiumsdiskussion.“
Bequeme Schuhe sind beim Haustür-Wahlkampf wichtig. Strutz trägt ein paar Sneaker, die genauso orange sind wie die Kugelschreiber, die er verteilt. Außerdem eine Daunenjacke, denn es ist ziemlich ungemütlich und stark bewölkt. Glücklicherweise aber hat es rechtzeitig vorher aufgehört zu regnen.
„Dürfen Sie auch schon wählen?“, fragt Strutz einen jungen Mann, der ihm gerade geöffnet hat. „Ja“, sagt Leon Damm. Er ist 21 Jahre alt und findet es wichtig, wählen zu gehen. „Gerade heute, wo es viele nicht mehr machen.“
Steht kein Auto im Hof, ist meist auch niemand zu Hause. Manchmal aber sehen die beiden ein Licht oder hören das Geräusch eines Fernsehers, und trotzdem macht niemand auf. Egal, weiter geht’s. Start ist immer um 16.30 Uhr, denn dann sind die meisten von der Arbeit zu Hause. Um 18 Uhr soll Schluss sein. „Sonst stören wir beim Abendessen“, sagt Bolz.
Nach einer guten Stunde sind noch 8 von 30 Flyern übrig, aber der Wahlkampf ist ja auch noch nicht beendet. Bis Samstag ist Strutz noch unterwegs. In Anspach zum Beispiel, wo er im ersten Wahlgang am schlechtesten abgeschnitten hat. Geht er deshalb noch einmal dorthin? „Ich weiß nicht, ob ich die Stimmen noch holen kann“, sagt er. „Aber mir ist es wichtig, mich bei meinen Wählern zu bedanken.“ Von Anja Petter