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„Über allem steht das gemeinsame Tanzerlebnis“

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Von: Anja Petter

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Jahrelange Leidenschaft für den Tango Argentino: Die Tanzschuhe von Frank Saltenberger sind schon ganz schön ausgelatscht.
Jahrelange Leidenschaft für den Tango Argentino: Die Tanzschuhe von Frank Saltenberger sind schon ganz schön ausgelatscht. © privat

Frank Saltenberger liebt den Tango Argentino. Er bietet nun einen zweiten Kurs in Westerfeld an.

Der Tango Argentino ist ein absolut kreativer Tanz. Er kennt keine starren Schrittfolgen, nur Bausteine, welche die Tänzer - die Musik dabei individuell interpretierend - nach Belieben zusammensetzen. „Abgesehen von einstudierten Choreografien hat sicher noch kein Paar jemals den gleichen Tango getanzt“, ist Frank Saltenberger, Tangolehrer beim Tanzsportclub Grün-Gelb in Westerfeld und Mitarbeiter dieser Zeitung, überzeugt.

Und vor allem: Der ursprüngliche, aus Argentinien und Uruguay stammende Tango ist mit dem europäischen Tango nicht zu vergleichen. „Das sind verschiedene Welten“, erklärt Saltenberger und zeigt, was er damit meint. In dem großzügigen, mit Spiegeln versehenen und mit Parkett ausgelegten Tanzsaal, in dem bis zum Umbau des ehemaligen Dorfgemeinschafts- und Feuerwehrgerätehauses zwei Feuerwehrfahrzeuge standen, demonstriert er, dass man sich schnell und langsam bewegen kann, eng umschlungen oder in einer offenen Haltung. „Man kann der Melodie folgen oder den rhythmischen Motiven, das alles ist möglich.“

Von der Musik sofort begeistert

Der Usinger ist ein leidenschaftlicher Tänzer. Er ging, wie die meisten, mit 16 in eine Tanzschule, holte sich hier das „Rüstzeug für Bälle und die Kirmes“ und absolvierte als begehrter Tanzpartner nicht nur einen, sondern gleich drei Abschlussbälle. 20 Jahre dauerte es danach allerdings, bis er auf dem Abschlussball seiner Stieftochter wieder Lust bekam, mehr zu machen, und bei der Tanzschule Klouda erneut einen Standard-Kurs belegte.

Dann folgte sein sogenanntes Erweckungserlebnis. Der Kunsthistoriker, schon immer Liebhaber von Tango-Musik, den Klängen des Bandoneon und der portugiesischen Gitarre („Da bekomme ich Gänsehaut“), hörte in einem Interview, dass man an der Academia de Tango in Frankfurt Tango Argentino lernen kann. Er machte sich auf den Weg und gelangte über einen Hinterhof und eine Treppe mit einem rostigen Geländer in einen schönen Saal. „Ich war von der Atmosphäre und der Musik sofort begeistert.“

Von Fabiana und ihrem Tanzpartner Julio Gordillo hat er in der Academia viel gelernt, aber auch zahlreiche Kurse und Workshops von anderen Lehrern besucht. Dazu zählt auch Jorge Chalmovsky, der die Tango-Szene hierzulande aufgebaut hat und beim TSC die Fortgeschrittenen unterrichtet.

Saltenberger gefällt, dass man Tango Argentino im Rhein-Main-Gebiet fast täglich irgendwo tanzen kann. Hier ist man nicht auf Bälle oder Tanzcafés angewiesen, hier besucht man einfach irgendwo eine Milonga, also eine Tanzveranstaltung, bei der man oft die gleichen Leute trifft und jeder mit jedem tanzt. „Hier hat man nie ein Problem, einen Tanzpartner zu finden“, sagt Saltenberger und nennt als Beispiele die Alte Seilerei in Oberrad und das Ravenstein-Zentrum am Zoo. Heute ist er beinahe jeden Abend zum Tanzen unterwegs. Aber nicht nur Tango Argentino, auch kubanische Tänze wie Salsa, Rumba und Bachata mag er gerne.

Weniger behagt ihm hingegen, dass viel zu oft das erotische Moment des Tango Argentino hervorgehoben wird. Natürlich gebe es mitunter ein Prickeln zwischen den Tanzpartnern und „aufregende Momente“, die gebe es aber auch bei anderen Tänzen, findet er. „Ich schalte bei jedem Tanz die Umgebung aus, bin in einem Tunnel.“ Allerdings sei die innige Erfahrung der Musik, der Bewegung und das Teilen derselben mit der Partnerin oder dem Partner beim Tango einzigartig. „Die Neuronen tanzen eben mit.“

Wichtig sei deshalb, dass die Chemie stimmt, findet er und spricht von einer „nonverbalen Kommunikation“ und davon, dass sich immer einer auf den Stil des anderen und dessen Führung einlassen, die Bewegung mitmachen und ihn gewähren lassen muss. Der „Follower“ müsse klar erkennen können, wo der nächste Schritt hingehe, und dürfe keinen Schritt ausführen, ohne die Führung zu spüren. „Der Mann hingegen muss immer wissen, auf welchem Fuß die Frau gerade steht und welches Bein sie belastet.“ Zwar sei es meist so, dass „der Mann führt und die Frau folgt“, sagt Saltenberger, es gebe aber durchaus auch Wechsel und inzwischen viele Frauen-Paare, erzählt er. Und: „Wenn beide fortgeschrittene Tänzer sind, kann sich auch die Frau einmischen.“ Grundsätzlich aber gilt: „Ich veranlasse alles, was sie macht, und sie baut Verzierungen ein.“

Die Prinzipien sind einfach

Ist es für einen Anfänger eigentlich schwer, Tango Argentino zu lernen? „Die Prinzipien sind einfach, aber sie sind schwer umzusetzen“, antwortet er, führt ein paar Elemente vor, wie das Caminar, das Gehen, die Boleos, die Bein-Haken in der Luft, und die Ochos, bei denen die Füße auf dem Boden eine Acht beschreiben. „Selbst die kann man schon auf verschiedene Arten ausführen.“ Aber: Tango bedeutet nicht nur Technik und ein reiches Figurenrepertoire. „Über allem steht das gemeinsame Tanzerlebnis.“

In seinem Kurs unterrichtet Saltenberger Tango Argentino, Tango-Walzer und Milonga, was nämlich nicht nur Tanzveranstaltung bedeutet, sondern auch eine fröhlich-schnelle Gattung darstellt. An vorderster Stelle steht natürlich die Musik, „und die muss man mögen, sonst wird es mit dem Tango nichts“. Und: Sie kann ganz schön vielfältig sein. Natürlich spielt Saltenberger den Tango-Erneuerer Astor Piazzolla, aber auch den sogenannten Neotango und Elektrotango. „Man kann nicht auf alles, aber auf sehr viel Tango tanzen. Es muss auf jeden Fall passen.“

Tango Argentino zu lernen, ist übrigens keine Frage des Alters. Und der Tanzlehrer verspricht auch, allen Teilnehmern einen guten Einstieg zu vermitteln, so dass man anschließend überall Milonga tanzen kann. Wichtig ist nur: „Man muss motiviert sein.“ Von Anja Petter

Am 8. Mai startet ein neuer Kurs

In der Tango-Gruppe für Anfänger von Frank Saltenberger, die montags von 19 bis 20 Uhr im Tanzzentrum Grün-Gelb in Westerfeld, Kransberger Straße 15, trainiert, sind inzwischen viele Paare Fortgeschrittene, so dass wieder Zeit für Neuaufnahmen ist. Deshalb startet am Montag, 8. Mai, von 20 bis 21 Uhr ein neuer Kurs. Bei ausreichendem Interesse kann die Gruppe zu dieser Zeit weitergeführt werden, ansonsten werden interessierte Paare in die bestehende Gruppe integriert. Vier Schnupperstunden sind möglich. Weitere Infos gibt es unter (01 71) 6 89 72 43. pet

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