Noch mal 800 000 Euro für den Feldberghof

Sanierung der Gaststätte auf dem höchsten Berg des Taunus wird teurer - Arbeiten auf dem Großen Feldberg sollen bis Jahresende abgeschlossen sein
Hochtaunus -Begeisterung wollte sich bei keiner der im Haupt-, Finanz- und Digitalisierungsausschuss (HFD) am Montag beisammensitzenden Fraktionen einstellen. Gleichwohl wurde tief in die Schatulle gegriffen und dem vom Kreisvorstand beantragten Investitionszuschuss zur Sanierung des Feldberghofs in Höhe von 800 000 Euro zugestimmt. Dabei sind weitere Kostensteigerungen auch nach der Finanzspritze nicht einmal ganz auszuschließen, räumte Landrat Ulrich Krebs (CDU) ein.
Allerdings, so Krebs, überwiege bei ihm angesichts des nun doch recht zügigen Arbeitsfortschrittes der Optimismus, dass es reicht, dass die letzten Handwerker das Plateau bis Jahresende verlassen können und dass dann zügig eröffnet werden kann: "Wir brauchen keinen weiteren Winter mit Almhütte", sagte Krebs.
Trotz des interfraktionellen "Bisses in den sauren Apfel" - die Abstimmung erfolgte einstimmig. Ablehnend äußerte sich nur die Linke, die im HFD zwar Rederecht hat, aber mangels Fraktionsstatus nicht mit abstimmen darf. Werner Frey sagte, für Tourismusförderung stehe auch die Linke, nicht aber für die Sanierung eines Totalschadens, als den man das marode Gasthaus sehen müsse. Eigentlich hätte man es nur gut 20 Jahre nach dem Bau besser "dem Erdboden gleichgemacht". Für ihn sei unverständlich, wie man das Gebäude mit all seinen Mängeln 2005 überhaupt habe kaufen können.
Photovoltaik und E-Tankstelle
Krebs gab zwar zu, dass man aus heutiger Sicht auch an einen Neubau hätte denken können. Dennoch verteidigte er die damalige Entscheidung als die einzige Möglichkeit, der Bedeutung des Feldbergs als touristische Attraktion, die weit über die Restauration hinaus gehe, gerecht zu werden. Vieles habe für die Sanierung gesprochen, die auch keine Flickschusterei sei. Mit Photovoltaik, Pellet-Heizung, E-Tankstelle für Autos und Fahrräder entspreche sie bautechnisch und energetisch modernen Standards.
Das Finanzierungsproblem wird zwar auch bei der FDP gesehen, dennoch wiegen die Liberalen es gegen die regional-touristische Bedeutung des Feldbergs ab. Da sei man "ganz beim Landrat", sehe die Sanierung aber auch nur als einen ersten Baustein in einem Gesamtkonzept, sagte Dr. Stefan Naas. Ähnlich äußerte sich auch Gregor Sommer (CDU), der Feldberghof sei nun einmal wichtig für die Region.
Hörbar zähneknirschend kam letztendlich auch Zustimmung von den Grünen. Horst Burghardt sagte, wirtschaftlich zu betreiben sei der Feldberghof wohl auch im sanierten Zustand kaum, als Anlaufpunkt für Touristen sei er aber trotzdem wichtig. Dennoch wundere er sich, wie viel Betrieb dort oben auch ohne Gasthaus herrsche. Für ihn habe die Zwangslage des Kreises, so viel Geld nachschießen zu müssen, zu viel Optimismus und zu wenig Perspektive. Dass ein nur 22 Jahre altes Gebäude eher abbruchreif als sanierungswürdig ist, sei "dramatisch", sagte Burghardt.
Der Kreis hatte die 800 000 Euro als "überplanmäßige Auszahlung infolge unvorhergesehener, unabweisbarer Aufwendungen" deklariert. Im Laufe der Sanierung habe sich gezeigt, dass die Bausubstanz deutlich schlechter war als angenommen. Erschwerend, weil verteuernd hinzu komme die Baustoffverknappung mit explodierenden Materialpreisen. Verzögerungen durch Sperrungen der Plateau-Zufahrt im Winter hätten zu weiteren Kostenanstiegen geführt.
Das Geld muss durch Einsparungen beim Straßenbau gewonnen werden. Gerechnet wird mit einer Gesamtinvestition von 3,5 Millionen Euro - einschließlich öffentlicher "24-Stunden-Toiletten" (Lesen Sie dazu auch unseren Bericht auf der Seite "Usinger Land"). Die Kosten trägt der Kreis. Schmitten als zweiter Komplementär des 1987 einzig für den Bau des Gasthauses gegründeten Zweckverbandes Feldberghof gibt nichts dazu, steht doch in dessen Satzung, dass bei defizitärer Entwicklung der Kreis zum Ausgleich verpflichtet ist.
andrat Ulrich Krebs (CDU), die Koalition aus CDU, SPD und Freie Wähler (FW), aber auch der Großteil der Opposition sind sich einig: Der Feldberghof kann auch nach seiner Sanierung nur Teil eines noch zu definierenden Gesamtkonzepts für die touristische Erschließung der Gipfelregion rund ums Feldbergplateau sein. Dessen regional-touristische Bedeutung sei groß, stellte Krebs fest. Trauzimmer, Regional-Laden und Biergarten im neuen Feldberghof seien sicher attraktivitätssteigernd. Zentrales Element eines Gesamtkonzeptes wäre jedoch der mögliche Bau einer nur touristischen Zwecken dienenden Seilbahn von der Hohemark zum Gipfel. Dass der Kreis eine dieser Zielsetzung entsprechende Studie in Auftrag gibt, halte er für denkbar. Das Projekt stehe und falle aber mit der Gemeinde Schmitten, auf deren Gebiet der Feldberg liege, sie müsse "wollen" - auch wenn die Bahn auf dem Gipfel ende und nicht wie bei der inzwischen verworfenen ÖPNV-Variante in Schmitten, sagte Krebs. Gespräche seien wegen der Lösung des Parkproblems an der Hohemark auch mit Oberursel zu führen.
Dass der Feldberg regional-touristisch von enormer Bedeutung ist, sieht auch die FDP. Ein neues Logo für die Destination Taunus ohne den Feldberg hielte deren Sprecher Dr. Stefan Naas im wahrsten Sinne für wenig zielführend. Wie gut der hohe Taunus von Besuchern angenommen werde, hänge entscheidend von der Attraktivität des Angebots dort oben ab. Eine gute Gastronomie, die kein Sterne-Niveau haben müsse, guter Service und saubere Toiletten müssten in dem Konzept eine Rolle spielen, auch eine wichtige, aber eben nicht die alleinige.
Ähnlich sieht das die CDU, deren Fraktionschef Gregor Sommer den Feldberghof, den wieder geöffneten Aussichtsturm, die Seilbahn-Idee, das Wegenetz und die Plateau-Gestaltung als zentrale Elemente eines Gesamtkonzeptes sieht. Horst Burghardt (Grüne) hält die Forderung nach einem Gesamtkonzept zwar ebenfalls für sinnvoll, sieht aber auch Probleme. Wenn die FDP damit argumentiere, dass es für die Unberührtheit der Natur den nur fußläufig zu besteigenden Altkönig gebe, der Feldberg aber touristisch besser erschlossen werden sollte, so sei das zu kurz gesprungen. Das Plateau als höchste Taunuserhebung sei mit seinen Ausblicken zu wertvoll, als dass man es der Überfüllung durch Gipfelstürmer aussetzen dürfe. Schon der vom Landrat angekündigte Bau von Ladesäulen sei der falsche Ansatz. Auch E-Autos gehörten dort oben nicht hin.
Von Alexander Schneider