Oberurseler Zug kommt ganz ohne Wasserstoff an

Tausende Narren feiern das Comeback des tradtionellen Taunus-Karnevalszugs in der Brunnenstadt.
Oberursel -Tausende kunterbunt kostümierte Narren verwandelten am Sonntag die Orscheler Innenstadt in das größte Tollhaus im Taunus. Nach den drei Jahren bitterer Zwangspause schlug die feuchtfröhliche Stimmung beim schmerzhaft vermissten Taunus-Karnevalszug hoch Wellen.
Vor allem der Marktplatz der Brunnenstadt wurde wieder zum närrischen Hotspot für alle Faschingsfreunde aus der Feldbergregion und den angrenzenden Landkreisen. Es würde nicht wundern, wenn sogar Frankfurter und auch Mainzer den Weg in die Brunnenstadt gefunden hätten. Den weitesten Weg hat aber mit 99-prozentiger Sicherheit David Matenaer auf sich genommen, um den wie gewohnt glanzvoll vom Vereinsring Oberursel organisierten kunterbunten Lindwurm mitzuerleben. Fastnacht kennt der Mann aus Minnesota aus seiner Heimat in den USA nämlich nicht. Als er vor sechs Jahren jedoch über das Faschingswochenende seine Freunde in Oberursel besucht hatte, war er hin und weg, ob der miterlebten ausgelassenen Fröhlichkeit.
In den Folgejahren besuchte er Antje und Klaus Winkler, die direkt am Marktplatz und damit mittendrin im bunten Treiben wohnen, natürlich wieder. Dann aber kam Corona und danach war erst einmal drei Jahre nichts mehr so närrisch wie es einmal war. Nun jedoch, da die Pandemie ihren Schrecken weitgehend verloren hat, ist nicht nur die Straßenfastnacht wieder da, sondern auch David Matenaer. Das Comeback des Karnevals wollte er sich natürlich nicht entgehen lassen.
Und so saß er tatsächlich wieder vor dem Haus der Winklers, verkleidet als American Jesus, auf dem Zaun und biss vergnügt in einen Hamburger. „Ich war 1986 als Austauschschüler in Minnesota, David war dort in der Schule mein bester Freund und der Kontakt ist nie abgerissen“, erklärte Klaus Winkler den Hintergrund der närrischen Freundschaft über den Atlantik hinweg.
Ring-Träger und Feldberg-Gondeln
Gegenüber standen mit Katja, Lisa, Antje und Nicole gleich vier Oberurseler Elben, die - wunderhübsch geschminkt - Alexander unter ihre Fittiche genommen hatten. Dieser hatte sich als Frodo verkleidet und zeigte immer wieder stolz seinen Ring, den er an einem Lederband um den Hals gehängt hatte. „Er ist unser Schatz“, riefen die aparten Damen verzückt, einen solchen Beau als Begleiter zu haben. Die rund 170 Zugnummern rekrutierten sich nicht zuletzt aus all den namhaften Karneval-Clubs aus dem nahen und fernen Taunus.
Es waren aber auch viele Freundeskreise und andere Vereine mit von der Partie. So mussten sich die Mitglieder des Mittelaltervereins Ursellis Historica gar nicht mehr extra verkleiden - hatten sie doch ihre historischen Gewänder angelegt, in denen sie sonst auch beim großen Mittelaltermarkt in der Brunnenstadt anzutreffen sind.
Private Motto-Gruppen bereicherten ebenfalls den Umzug und griffen aktuelle politische Themen auf, die sie kreativ in Szene gesetzt hatten. Den „Lustigen Stierstädtern“ spielte dabei die jüngste Auszeichnung Oberursels als ’Tourismusort’ geradezu in die Hände. Die Mitglieder der Zuggruppe hatten sich alle in Ein-Personen-Gondeln gekleidet und nahmen mit diesem Aufzug die Pläne einer Feldberg-Seilbahn aufs Korn. „Wir unterstützen die Pläne des Landrats nur dann, wenn die Talstation in Stierstadt gebaut wird und unser Stadtteil von den hunderttausenden Touristen profitieren kann, die nun in Gondeln auf den Feldberg entschweben“, erklärte Josef Göbel, in dessen Hof sich der Freundeskreis seit Jahrzehnten zum Bau des Motivwagens trifft.
Natürlich hatten sich auch Barbaren zuhauf mit tollen Motivwagen über die Saalburg und den Limes ins Römische Reich und zu den Kelten nach Oberursel getraut. Mit einem Wasserstoffzug wurde zum Beispiel das RMV-Desaster aufs Korn genommen. „Es fährt kein Zug nach Irgendwo“ sowie „Ohooo, wann kommst Du“, skandierten die Usinger Jecken.






