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Oberursel: Bittere Nachbereitung des 16. August

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Die Flutnacht ist beherrschendes Thema im Stierstädter Ortsbeirat.

Stierstadt -Das Datum des 16. August, der Tag, an dem die Flut kam, hat sich tief in das Gedächtnis der Stierstädter eingebrannt. Dutzende Keller waren durch die Stark- regenmassen vollgelaufen, was zum Teil enorme Schäden verursacht hat, stand das Wasser doch bis zu zwei Meter hoch.

Ortsvorsteher Thomas Gerecht (CDU) hat den Oberurseler Feuerwehren, die an dem Tag 230 Einsätze zu leisten hatten, für ihre rasche Hilfe gedankt. Wie wichtig es sei, eine funktionierende Feuerwehr zu haben, sei an diesem Tag einmal mehr als deutlich geworden. Dabei habe selbst das Feuerwehrgerätehaus unter Wasser gestanden.

Das Thema Hochwasser schwappte am Montag durch den Ortsbeirat, wo das Klimaanpassungskonzept, das die Stadt Oberursel derzeit entwickelt, auf der Agenda stand und die Diskussion beherrschte.

Kanäle aus den 1960ern überfordert

Zum Teil sehr emotional erzählten Bürger von hoch fliegenden Gullydeckeln und überfluteten Straßen. Schuldzuweisungen wurden laut. Wer immer neue Baugebiete, hier noch ein Häuschen, da ein Doppelhaus in zweiter Reihe, genehmige, müsse sich nicht wundern, dass die aus den 1960er-Jahren stammenden Kanäle die Wassermassen nicht mehr aufnehmen können, hieß es.

Ein Abschnitt des Urselbachs am 16. August.
Ein Abschnitt des Urselbachs am 16. August. © privat

Und wenn Kanäle rechtwinklig abknicken, sei es programmiert, dass sich das Wasser bei jedem besseren Regen zurückstaut bis in die Häuser. Ein Bürger beschwerte sich, dass die Tiefgarage der Wohnanlage, in der er mit seiner Familie wohnt, geflutet wurde und dadurch schwerste Schäden an der Elektrik und den geparkten Autos entstanden seien. Bis zur Reparatur parke man nun draußen, erhöhe den Parkdruck und werde zu allem Überfluss auch noch vom Ordnungsamt aufgeschrieben.

Der Mann musste sich von älteren Stierstädtern allerdings anhören, dass der Bauträger seinerzeit sehr wohl darüber informiert wurde, mit welchem Überflutungsrisiko er lebe, wenn er das Haus ausgerechnet an der tiefsten Stelle von ganz Stierstadt bauen würde. Offenbar habe er die Warnung nicht ernst genommen und sie auch nicht an die Käufer der Wohnungen weitergegeben.

Im Ortsbeirat hat man sich bereits konkrete Gedanken über das Klimaanpassungskonzept gemacht. Das Einzige, was unter Einbeziehungen der bereits vorliegenden Fließkarten, die aufzeigen, wo sich wie viel Wasser bei welchen Starkregenszenarien staut, wirklich helfe, seien Retentionsbecken an den richtigen Stellen.

Schließlich könne man nicht das komplette Kanalnetz gegen größere Rohre austauschen.

Dieser Sichtweise schloss sich auch Stadtkämmerer Jens Uhlig (CDU) an, der für den Magistrat in den Ortsbeirat nach Stierstadt gekommen war. Bei der Stadt habe der Hochwasserschutz inzwischen oberste Priorität, zumal man nun anhand der Fließkarten auch wisse, wo es bei Starkregen besonders gefährlich ist.

Uhlig äußerte Verständnis für die Verärgerung der Bürger, die schon in der Angst vor dem nächsten Hochwasser leben und die Sorge haben, dass die Retentionsbecken zwar vielleicht Sicherheit bieten, dass aber Jahre vergehen, bis sie wegen langwieriger Genehmigungsverfahren realisiert werden.

Uhlig sagte, eine hundertprozentige Sicherheit vor Hochwasser werde es nicht geben und selbst ein komplett neues, leistungsstarkes Kanalsystem, das niemand bezahlen könne, wäre am 16. August überlastet gewesen. Ein Stück weit müsse auch an die Bürger appelliert werden, den Eigenschutz durch den Einbau von Rückstausicherungsklappen und anderen Schutzmaßnahmen zu intensivieren.

Expertise von Hydrologen gefragt

Zugleich warnte Uhlig aber auch davor, bis zum Bau der Rückhaltebecken kleine, vermeintlich hilfreiche Maßnahmen, etwa die Korrektur von Bachläufen, auf dem kurzen Dienstweg vielleicht auch noch für kleines Geld umzusetzen. Für solche Maßnahmen bedürfe es der fachlichen Expertise von Hydrologen.

Die Stadt mache sich nämlich strafbar, wenn an der einen Ecke Probleme beseitigt würden, dadurch aber bachabwärts Schäden bei anderen Bürgern entstehen würden.

Einig ist man sich im Ortsbeirat immerhin, dass es, vermutlich noch im Oktober, eine gemeinsame Begehung mit den Mitgliedern des Ortsbeirates, Bürgern und Vertretern der Stadt und des BSO geben soll, bei der die neuralgischen Punkte in Augenschein genommen werden sollen. as

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