Autorin freut sich über Preis
Für Kinder, die die deutsche Sprache lernen wollen, gibt es aus Oberursel Hilfe: „Komm zu Wort!“ heißen die Schulbücher aus dem Finken-Verlag, die jetzt bei der Leipziger Buchmesse ausgezeichnet wurden. Der Clou dabei ist ein Ting-Stift.
Viele Kinder und Lehrer in Deutschland kennen den kleinen blauen Vogel. Er ist das Logo des Finken-Verlages, der seit den 50er Jahren in Oberursel beheimatet ist und als Familienbetrieb in dritter Generation geführt wird. Auch viele Kinder, die erst seit kurzem in Deutschland eine neue Heimat gefunden haben, kennen den kleinen Finken, denn der Verlag hat ein spezielles Selbstlernprogramm mit dem Titel „Komm zu Wort!“ geschaffen, um diesen Jungs und Mädchen zu helfen, spielerisch und schnell ihren Wortschatz zu erweitern. „Komm zu Wort!“ wurde jetzt während der Leipziger Buchmesse in der Kategorie Sonderpreis zum Schulbuch des Jahres gewählt.
Verliehen wird der Preis vom Georg-Eckert-Institut, einem Leibnitz-Institut für Schulbuchforschung. „Die Jury hat das Gesamtkonzept überzeugt, so hieß es in der Begründung“, berichtet Holger Krick, der seit 2010 Geschäftsführer und seit 2014 alleinverantwortlicher Verleger bei Finken ist. „Auch die Tatsache, dass die Seiten nicht mit zu vielen Lerninhalten vollgepackt sind, es schöne Illustrationen gibt und alles kindgerecht gestaltet wurde, kam gut an“, sagt Holger Krick.
Dabei war „Komm zu Wort!“ für den Verlag ein Wagnis, ein Konzept, das es so bei Finken noch nicht gab. „Wir haben erstmals ein Hör-Bilderbuch mit einem Ting-Stift realisiert“, erläutert Krick. Der elektronische Stift hat auf einem eingebauten Chip alle Lerninhalte gespeichert und gibt sie bei Berühren der Bilder als gesprochenes Wort wieder.
Die Kinder können so in ihrem eigenen Tempo das Buch durcharbeiten und mit Hilfe von darauf abgestimmten Arbeitsblättern das Gelernte vertiefen. Außerdem kommt hier zum Hören und Sehen auch das Schreiben als dritte Komponente hinzu.
„Verzweifelte Lehrer“
Doch wie entsteht überhaupt ein Schulbuch? Am Anfang steht immer eine Idee. „In diesem speziellen Fall war es so, dass uns 2014 immer mehr Anrufe von verzweifelten Lehrern erreichten, die händeringend nach sinnvollen Beschäftigungsangeboten für Flüchtlingskinder in ihren Klassen suchten, die so gut wie kein Deutsch sprachen“, erinnert sich Doris Fischer, die zusammen mit Christina Kellner, die inzwischen geheiratet hat und Salem heißt, „Komm zu Wort!“ konzipiert hat.
„Das Themengerüst stand dabei sehr schnell fest. Als Erstes lernen die Kinder wichtige Vokabeln rund um die Schule kennen, dann werden die Themen Wohnen, Stadt und Supermarkt erarbeitet“, erläutert Doris Fischer, die in Frankfurt lebt und seit 24 Jahren für den Verlag arbeitet. Was die Kinder genau brauchen, das haben die beiden Autorinnen auch durch Besuche an Schulen herausgefunden. „Manchmal ist es aber auch so, dass wir im Team Ideen sammeln“, so Krick. Steht die Produktidee, wird gerechnet, ob das Projekt auch rentabel ist. Erst dann wird ein Autor gesucht. „Manchmal reicht aber ein Autor auch schon ein Konzept ein“, sagt der Verleger.
Etwa 100 Autoren hat der Finken-Verlag in seinem Pool. „Die meisten davon sind Lehrer, weil es uns ganz wichtig ist, dass die Autoren aus der Praxis kommen und die Bedürfnisse der Kinder genau kennen“, betont Holger Krick. Auch Doris Fischer war Lehrerin, inzwischen ist sie im Ruhestand. Band I. von „Komm zu Wort!“ war im Juni 2015 fertiggestellt, und schon im September stand fest, dass es einen zweiten Band geben wird. „Es gibt aber auch Projekte, die werden angedacht und nicht weiter verfolgt, oder eine frühere Idee wird noch mal aufgegriffen, und so kann es auch mal zwei Jahre bis zum fertigen Buch dauern“, sagt Krick.
Das Buch „Komm zu Wort!“ hat 80 Seiten und kostet 29,90 Euro.