„U-Bahn-Kosten sind ungerecht verteilt“

Der 15-Minuten-Takt bleibt. Das Stadtparlament segnet den höheren Zuschuss für die „Lebensader“ ab.
Oberursel -Die U-Bahn-Linie 3, die zwischen dem Frankfurter Südbahnhof und Oberursel-Hohemark verkehrt, ist den meisten Stadtverordneten lieb und teuer. Der ohnehin defizitäre Haushalt ächzt zwar unter der Erhöhung des Zuschusses auf 1,6 Millionen Euro, den die Stadt dieses und nächstes Jahr als „Infrastrukturkostenbeitrag“ für den Betrieb der U 3 zahlen muss. Voriges Jahr waren es noch 1,4 Millionen Euro. Trotzdem hat die Stadtverordnetenversammlung der Zahlung des neuen Betrags an den Verkehrsverband Hochtaunus (VHT) mehrheitlich zugestimmt, allerdings mehr oder weniger zähneknirschend. Die Vertreter der Unabhängigen Liste Oberursel (ULO) und der Oberurseler Bürgergemeinschaft - Freie Wähler (OBG) enthielten sich.
Kritik an Definition als „lokaler Verkehr“
Zuvor hatte die ULO angefragt, welche Kostenersparnis es geben würde, wenn erstens der 15-Minuten-Takt der Bahnen auf einen 20-Minuten-Takt umgestellt würde, wenn zweitens jede zweite aus Frankfurt kommende U-Bahn ihre Endhaltestelle am Oberurseler Bahnhof hätte und wenn drittens außerhalb der Stoßzeiten nur zwei anstatt drei Waggons über die Gleise der Brunnenstadt rollen würden. Die U 3 fährt über die Frankfurter Hauptwache in Richtung Oberursel. Die letzte Haltstelle auf Frankfurter Gebiet ist Niederursel, dann folgen die Oberurseler Haltstellen Weißkirchen Ost, Bommersheim, Bahnhof Oberursel, Stadtmitte, Altstadt, Lahnstraße, Glöcknerwiese, Kupferhammer, Rosengärtchen, Waldlust und Hohemark. Ein 20-Minuten-Takt würde der Stadt Oberursel maximal 260 000 Euro pro Jahr einsparen, jede zweite U-Bahn nur bis zum Bahnhof fahren zu lassen würde jährlich 250 000 Euro weniger kosten, so die Antworten des VHT nach Rücksprache mit der Traffiq Lokale Nahverkehrsgesellschaft Frankfurt am Main. Diese organisiert für die Stadt Frankfurt den gesamten Bus- und Bahnverkehr. Ein Waggon weniger außerhalb der Stoßzeiten würde an den Kosten nichts ändern, heißt es von dort weiter, berichtete Bürgermeisterin Antje Runge (SPD).
Von einem 20-Minuten-Takt würde dringend abgeraten, weil die guten Anschlüsse an die S-Bahn (am Bahnhof) dann nicht mehr gegeben wären, so der VHT. Auch die halbstündigen Anschlüsse an den Stadtbus würden schwierig, sagte Runge. Der VHT weiter: Der Verkehr im gesamten Schienennetz in den Frankfurter U-Bahntunneln sei aufeinander abgestimmt. Die Machbarkeit müsste erst geprüft werden.
Ein 30-Minuten-Takt sei realisierbar. Aber vermutlich würde dann ein Teil der Fahrgäste, die eine der Stationen zwischen Bahnhof und Hohemark als Ziel hätten, aufs Auto umsteigen. Damit werde das Straßennetz Oberursels höher belastet, und ein solches Vorgehen widerspreche der Mobilitätswende und den Zielen der Klimaneutralität. Die Traffiq betont zudem, sie halte eine solche Reduzierung des U-Bahn-Angebots für unsachgemäß. Denn die Einführung des Deutschlandtickets und die damit verbundene Preissenkung würden zu einer politisch erwünschten Steigerung der Nachfrage führen.
Thomas Fiehler (ULO) fand trotzdem, als es um die Abstimmung über den 1,6-Millionen-Euro-Zuschuss ging, die Stadt Oberursel sei da sozusagen erpressbar: „Den Gedanken, den U 3-Betrieb in Niederursel einzustellen, hätte ich gern mal zu Ende gedacht.“ Claudia von Eisenhart-Rothe (Klimaliste) forderte die Stadt auf, robust zu verhandeln. Dietrich Andernacht (Linke) erklärte: „Die U-Bahn wird als Privatvergnügen der Gemeinden angesehen. Wir werden doppelt abgezockt.“ Das Problem sei die Einstufung der U-Bahn als „lokaler Verkehr“. Und diese Definition müsse vom Tisch. In Wirklichkeit sei die U-Bahn regionaler Verkehr. Die Lastenverteilung sei unausgewogen und ungerecht.
Das hatte der Magistrat in der Beschlussvorlage ähnlich gesehen, es aber zurückhaltender formuliert. „Eine Lösung kann nur über das Land Hessen auf dem Weg gebracht werden“, stand da. Ein Gespräch mit dem hessischen Wirtschafts- und Verkehrsministerium sei geplant. Andernacht sprach sich schließlich außerdem gegen eine Reduzierung des U 3-Angebots aus, ebenso wie von Eisenhart-Rothe: „Wer Oberursel nicht ansteuert, verliert die Oberurseler Kunden.“
Martin Bollinger (CDU) nannte die Kostensteigerung beim U 3-Zuschuss „mehr als schmerzlich“. Sie macht je 200 000 Euro mehr Belastung für die Haushalte 2023 und 2024 aus. Bollinger betonte aber auch, die U-Bahn sei „eine der Lebensadern unserer Stadt“. Die Kooperation aus CDU und Grünen werde sich auch in Zukunft für die durchgehende U-Bahnlinie und für eine faire Lastenverteilung einsetzen. Sabine Kunz (SPD) sagte: „Klimaschutz und Verkehrswende kosten Geld.“
