Der Boden hier ist zu gut für eine Bebauung
Am „Tag des Bodens“ stand es im Mittelpunkt: das Areal am Maislabyrinth in Weißkirchen. Ein Experte attestierte dem Boden eine hohe Qualität. So erreichte er bei einer Schätzung 82 von insgesamt 100 Punkten.
Sein Profil ist attraktiv: Er hat sich natürlich entwickelt, enthält viel Feuchtigkeit und verfügt über wichtige Nährstoffe. Die Rede ist vom Boden am Maislabyrinth Weißkirchen. Hier hatten fürs Wochenende Landwirt Richard Bickert und seine Familie zum „Tag des Bodens“ eingeladen, der zusammen mit dem Kreisbauernverband Hochtaunus, dem Regionalbauernverband Wetterau-Frankfurt, dem BUND sowie der Initiative Heimatboden realisiert wurde.
„Wir haben das Thema aufgrund des Frankfurter Bauwahns aufgegriffen und wollten zeigen, wie gut die Böden hier sind und dass sie nicht zugebaut werden dürfen“, erklärte Bickert. „Schauen Sie sich doch hier um – unserem Mais geht es bestens, ebenso wie den Zuckerrüben“, sagte der 62-Jährige und deutete auf seine gut 100 Hektar große Ackerfläche.
Der Mais steht dort meterhoch und ist saftig-grün, und auch das Zuckerrübenfeld gibt ein gutes Bild ab. Das sei, gerade durch die große Trockenperiode der vergangenen Wochen, durchaus eine Besonderheit. Was selbstredend am guten Boden liege, der Wasser gut speichern könne, wie Bickert betonte.
Um die hohe Qualität zu demonstrieren, hatte Bickert eine rund zwei Meter tiefe Grube ausgehoben und einen Bodenexperten eingeladen. Bernd Jäger ist landwirtschaftlicher Sachverständiger beim Finanzamt in Friedberg und für die Bodenschätzung zuständig. Mit fachkundigem Blick analysierte Jäger die Wände der Grube und stellte fest, dass es sich bei dem Wetterauer Boden, der im Vordertaunus zum größten Teil zu finden ist, um einen Lößlehmboden handelt, der bereits seit der Jungsteinzeit besiedelt und ununterbrochen bearbeitet worden sei. Er bestehe aus mehreren Schichten, wobei die tiefere Schicht kalkhaltig sei.
Wasser wird gespeichert
„Dieser Boden hat ein hohes Nitrat-Haltevermögen, kann sehr tief bepflanzt werden und verfügt über ein hohes Wasserspeichervermögen“, stellte Jäger fest. Die durchschnittliche Niederschlagsmenge im Jahr betrage in der Gegend zwischen 600 und 700 Liter pro Quadratmeter, und der Lößboden könne zwischen 40 und 50 Prozent der Jahresniederschlagsmenge speichern. „Das ist wie ein Guthaben auf der Bank“, erläuterte der Experte. Was den Vorteil habe, dass selbst in Trockenperioden die Pflanzen genügend Wasser bekämen.
Der „Wetterauer Boden“ erstrecke sich von Hochheim im Rheingau über den Vordertaunus bis hin zur Wetterau sowie weiter nach Norden in Richtung Hungen. Im Hintertaunus sehe die Beschaffenheit wieder ganz anders aus.
Auf dem Feld in Weißkirchen jedenfalls handelt es sich um einen Boden, der nach der Schätzung von Jäger bei einem 100-Punkte-System bei 82 Punkten liege. Dies sei ein sehr guter Wert, der weit über dem durchschnittlichen Wert in Hessen liege.
Ein solcher Boden müsse geschützt werden, meinte Jochen Kramer vom BUND. Es sei wichtig, mehr Rücksicht auf ökologische Strukturen zu nehmen, gerade in Bezug auf Insektensterben und Klimawandel.
„Man könnte beispielsweise wieder Hecken an den Acker pflanzen, wodurch ein Gebiet für Insekten und Vögel geschaffen wird“, erläuterte Kramer.
Weitere Mittel, um den Boden aufzuwerten seien Pflanzeninseln mit Grünstrukturen oder auch Blüh-Streifen, meinte er und appellierte an die Landwirte, auf ökologische Landwirtschaft umzustellen. Sonst würden sie sich den Ast absägen, auf dem sie derzeit sitzen. „Denn wenn die Insekten weg sind, gibt es auch keine Bestäuber. Man sollte nicht nur auf Gewinnmaximierung aus sein, sondern auch der Natur ein Stück übrig lassen.“
Die geplante Ausdehnung der Stadt Frankfurt ist in Kramers Augen nicht wünschenswert. Eine Innenverdichtung in Frankfurt selbst sowie schnellere Verkehrswege aus ländlichen Gebieten in die Frankfurter Innenstadt sah der BUND-Vertreter als Alternative zur Bebauung außerhalb der Stadt. Dadurch müssten keine so guten Böden wie der Wetterauer Boden in Weißkirchen verbaut werden.