Doppelte und dreifache Buddelei vermeiden
Stadt informiert über Zeitplan und Vorgehen beim Glasfaserausbau. „Orschels“ Norden bildet vermutlich das Schlusslicht.
Oberursel -Üblicherweise gilt das Bessere als der Feind des Guten. In Oberursel könnte es genau andersherum sein, das Gute also der Feind des Besseren: Da die Versorgung der Brunnenstadt mit schnellem Internet schon jetzt überdurchschnittlich gut ist, tun sich die großen Glasfaserkabelverleger mit der Gewinnung neuer Kunden schwerer als auf dem platten Land. Dort werden die Entscheidungen, ob ausgebaut wird oder aus Gründen der Unwirtschaftlichkeit eben nicht oder nur teilweise, auf der Basis von Frühbucherquoten um 30 Prozent der anschlussfähigen Haushalte getroffen. In Oberursel sei das wegen der bereits vorhandenen guten Versorgung - teils auch durch superschnelle Funk-Lösungen dort, wo schnelles Internet schneller gebraucht wird, als die Kabel vergraben werden können - jedoch unrealistisch. Dies sagte Wirtschaftsförderin Ulrike Böhme in der jüngsten Sitzung des Ortsbeirates Oberursel Nord. Sehr vielen Anschlussnehmern reiche das vollkommen aus, sogar fürs Arbeiten im Homeoffice.
Böhme hatte gute und weniger gute Nachrichten für das nördliche Stadtteilparlament. Positiv sei: Ausgebaut wird auf jeden Fall, sagte sie, auch flächendeckend in der ganzen Stadt. Wer sich frühzeitig und nach öffentlichen Informationsveranstaltungen für die Turbo-Leitung aus dem Hause Telekom entscheidet, bekommt das Anschlusskabel von der Straße bis ans Haus kostenlos verlegt. Das Hauptkabel wird nach dem Muster „open access“ (offener Zugang) verlegt, das heißt: Der Netz-Eigentümer Telekom muss seine Kabel auch der Konkurrenz öffnen, was den Anschlussnehmern die Möglichkeit eines späteren Anbieterwechsels gibt. Die weniger gute Nachricht lautet: Das Projekt zieht sich. Bis 2028 will die Telekom den letzten Graben zugeschüttet haben. Das dürfte nicht in der Kernstadt sein, auch nicht in Weißkirchen, Stierstadt oder Bommersheim, sondern im Norden Oberursels. „Sie kommen laut gegenwärtiger Planung wohl als letztes dran“, eröffnete die städtische Mitarbeiterin den Mitgliedern des Ortsbeirats Nord. Auch gebe es gerade im Nordend etliche Liegenschaften, um die die Verlegetrupps am liebsten einen Bogen machen würden, weil diese Areale kaum wirtschaftlich mit Glasfaserkabel zu erschließen sein dürften. Bei rund 23 000 Oberurseler Haushalten geht Böhme von „drei bis fünf Prozent“ Problemadressen aus, in der Summe zwischen 700 und 1100. Für sie werde jedoch nach Lösungen gesucht. Nach dem vom Hochtaunuskreis koordinierten und größtenteils bereits abgeschlossenen geförderten Ausbau von unterversorgten Problemzonen über das „Weiße-Flecken-Programm“ werde es noch ein sogenanntes „Graue-Flecken-Programm“ für die unwirtschaftlichen Randzonen geben.
Erster Stadtrat Christof Fink (Grüne) sagte, die Stadt werde den Ausbau seitens der Verwaltung „optimierend begleiten“. Sie will dafür Sorge tragen, dass anstehende Straßenerneuerungen sowie die Verlegung und der Austausch anderer Versorgungsleitungen, etwa beim Strom, koordiniert werden - nicht dass immer wieder neue Gräben gebaggert werden müssen und an den Gehwegen oder Straßen Flickschusterei entstehe. Die Stadt Oberursel lässt sich diese Baubegleitung nach eigenen Angaben rund 800 000 Euro kosten.