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Glocke "Maria Frieden" in den Turm von St. Ursula gehievt

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Im Zeitlupentempo wird die neue Glocke ?Maria Frieden? vom Kran nach oben und dann durch einen horizontalen Seilzug in die Glockenstube gezogen. Der Mitarbeiter der Glockengießerei Rincker oben ist angeseilt ? sicher ist sicher.
Im Zeitlupentempo wird die neue Glocke ?Maria Frieden? vom Kran nach oben und dann durch einen horizontalen Seilzug in die Glockenstube gezogen. Der Mitarbeiter der Glockengießerei Rincker oben ist angeseilt ? sicher ist sicher. © Jochen Reichwein

Die katholische St.-Ursula-Kirche hat ihre neue Glocke. Mit einem Autokran wurde der 2,68 Tonnen schwere Bronzeguss hinauf zur Glockenstube gezogen. Das Geläut wird sich künftig etwas anders anhören als zuvor.

Die Dicke ist der Star an diesem Montagnachmittag. Mehr und mehr Oberurseler versammeln sich hinter dem rotweißen Flatterband im Hof der St.-Ursula-Kirche und knipsen Fotos von ihr mit dem Handy. Denn so wird man „Maria Frieden“, die neue große Glocke des Orscheler Wahrzeichens, vermutlich nicht mehr sehen. Und schon nähert sich der Ausleger des Autokrans, an ihm baumeln dicke Seile. Oben im Kirchturm klafft ein Fenster, ein Mann späht heraus. Hierin wird die Glocke gleich verschwinden. Unvorstellbar – schließlich wiegt sie 2,68 Tonnen.

70 000 Euro hat die Gemeinde investiert; der Freundeskreis St. Ursula hatte Geld für die neue Glocke gesammelt, die im April bei der Gießerei Rincker in Sinn (Lahn-Dill-Kreis) gegossen wurde. Am vorigen Sonntag wurde sie im Gottesdienst geweiht – und nun in die Glockenstube gehievt. Doch zuvor testet Freundeskreis-Vorsitzender Wilfried Abt noch den Klang. Mit dem 1,50 langen Klöppel stößt er die Glocke an. 13.43 Uhr: Ein lauter Gong ertönt, der lange nachklingt. „Form und Ton sind perfekt“, sagt Abt. Hinter dem Absperrband brandet Applaus auf.

Nun befestigen Mitarbeiter der Gießerei die Glocke an den Seilen des Krans. Anscheinend mühelos wird der Koloss angehoben und bis in Höhe der geöffneten Glockenstube gehievt. Wie um Himmels Willen soll die Glocke nun um die Ecke in den Turm gezogen werden? Die drei Männer, die oben warten, schaffen das mit Muskelkraft jedenfalls nicht. Müssen sie auch nicht. Einen Moment lang schwebt „Maria Frieden“ vor der Öffnung, die kaum breiter ist als sie. Dann kommt Wind auf. Die Fahnen am Turm wehen wild.

Kettengerassel ist zu vernehmen. Wieder erscheint in schwindelerregender Höhe der Mitarbeiter. Wie in Zeitlupe verschwindet die Glocke in der Luke. Wieder Applaus. „Wir arbeiten mit Kettenzügen“, erklärt Waldemar Gillich von der Firma Rincker. In diesem Fall wird die Last horizontal bewegt; die Kollegen im Turm justieren die Fracht. Angeseilt sind manche zur Sicherheit aber doch.

„Ich bin froh, dass alles gelungen ist“, sagt Abt und lächelt. Am Mittwoch- oder Donnerstagabend können die Orscheler hören, wie „Maria Frieden“ klingt – da gibt es ein Probeläuten, bevor alle Glocken am Sonntag zum Gottesdienst erklingen. „Das Geläute wird ein neues Motiv haben“, erklärt Wolfgang Nickel, Glockensachverständiger des Bischöflichen Ordinariats. Möglicherweise gebe es ein „erweitertes Westminster-Motiv“. Die neue Glocke klinge einen Ganzton tiefer als die alte. „Wir haben sie mit der evangelischen Christuskirche abgestimmt“, so Nickel.

Die alte, über 500 Jahre alte „Maria Crafft“ bleibt im Turm hängen und kann demnächst auch besichtigt werden.

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