Grundwasser unter der Lupe
Wie ist es um das Oberurseler Grundwasser bestellt? Welche Schadstoffe sind darin zu finden? Was sind die Ursachen für die Belastung? Antworten darauf soll das Grundwassermonitoring bringen, das die Stadt plant. Es geht dabei also auch um Detektivarbeit.
Oberursel war über lange Zeit auch ein bedeutender Industriestandort. Das hat die Stadt geprägt, aber auch unliebsame Spuren hinterlassen – im Erdreich, im Grundwasser. Seit Jahrzehnten wird im sogenannten Rohwasser, das die Stadtwerke Oberursel aus der Anlage Riedwiese gewinnen, eine Belastung mit leichtflüchtigen halogenierten Kohlenwasserstoffen (LHKW) gemessen – wobei Roh- nicht gleich Trinkwasser ist.
Eine „Quelle“ für die Giftstoffe ist auch das frühere Gelände des Chemiebetriebs Büscher und Gausmann an der Eppsteiner Straße. Die Sanierung des Areals läuft – mit Unterbrechungen – seit 2012. Weitere Schadstoffquellen werden im Stadtgebiet noch vermutet.
Diese ausfindig zu machen – das ist ein Ziel des Grundwassermonitorings, das die Stadt nun plant. Es geht dabei um die Erfassung der Grundwasserströme, deren Volumen, Fließgeschwindigkeit und -richtung – und die Belastung des Wassers mit Schadstoffen.
Den Auftrag dazu hat die Firma HG Büro für Hydrogeologie und Umwelt (Gießen) erhalten. Sie hatte bereits vor einigen Jahren im Auftrag des Regierungspräsidiums Darmstadt untersucht, welche Auswirkungen der Grundwasserstrom auf das Gebiet Riedwiese hat. Die Daten lieferten auch Hinweise auf das Grundstück in der Eppsteiner Straße. Das Büro soll nun sein damals erarbeitetes Modell erweitern.
Messstellen erfasst
In einem ersten Schritt werden alle vorhandenen Grundwasser-Messstellen (circa 300) erfasst, überprüft und gegebenenfalls – falls sie für das Monitoring benötigt werden – instand gesetzt. „Es wird dann festgelegt, welche Messstellen regelmäßig beprobt werden“, erläutert Erster Stadtrat Christof Fink (Grüne). „Falls es für nötig erachtet wird, werden auch neue Messstellen eingerichtet.“ Erste Ergebnisse der Untersuchungen sollen im Herbst vorliegen.
Enge Zusammenarbeit
Die Kosten für das Projekt beziffert Fink mit rund 64 000 Euro. Ein Drittel davon übernehmen die Stadtwerke. Sowohl die Stadt als auch ihre Gesellschaft versprechen sich von der regelmäßigen Beobachtung des Grundwassers, dass Belastungen beziehungsweise Veränderungen früh erkannt werden – und entsprechend schnell reagiert werden kann. „Das Grundwassermodell werde daher in enger Abstimmung mit dem für das Thema Altlasten zuständigen Regierungspräsidium erarbeitet“, so Fink weiter.
Die Schadstoffbelastung des Grundwassers ist kein Oberurseler Phänomen und macht auch an der Stadtgrenze nicht Halt. Das Thema interkommunal anzugehen, ist daher ebenfalls das Ziel. Wobei die Zusammenarbeit mit Bad Homburg besonders leicht fällt, denn dort ist das Gießener Büro für Hydrogeologie und Umwelt seit 2002 tätig. Datentechnisch ist es laut Fink also kein Problem, ein übergreifendes Modell der Grundwasserströme darzustellen.
„Über die Ergebnisse des Grundwassermonitorings soll zudem regelmäßig auf der Internetseite der Stadt Oberursel informiert werden“, kündigt der Umweltdezernent an.
Noch einmal zurück zur Riedwiese. Die Stadtwerke bereiten das Rohwasser, das sie dort gewinnen, auf, bevor es zu Trinkwasser wird. Über eine sogenannte Riesleranlage wird die LHKW-Konzentration auf unter 2 Mikrogramm pro Liter verringert. Der Grenzwert liegt bei 10 Mikrogramm. Circa 80 Prozent des Trinkwasserbedarfs der Stadt Oberursel wird aus den Gewinnungsanlagen im Haidtränktal gedeckt, circa 15 über die Riedwiese und der Rest über den Wasserbeschaffungsverband Hochtaunus.
(mj)