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Hunderte Narren stürmen Oberurseler Rathaus

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Von: Matthias Pieren

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Nachdem der Magistrat das Rathaus nicht verteidigen kann, zollt Bürgermeisterin Antje Runge süßen Tribut und verteilt an die Eroberer Schokoküsse.
Nachdem der Magistrat das Rathaus nicht verteidigen kann, zollt Bürgermeisterin Antje Runge süßen Tribut und verteilt an die Eroberer Schokoküsse. © map

Nach anfänglichem Widerstand beugt sich der Magistrat dem Druck der Tollitäten.

Oberursel -Der verbale Schlagabtausch zwischen der Bürgermeisterin und den Tollitäten ähnelte einer Generalabrechnung im Stadtparlament - mit dem Unterschied, dass bei dem Scharmützel alle im Magistrat vertretenen Fraktionen gemeinsam versuchten, das Rathaus gegen die aufmarschierten Narren aus der Brunnenstadt und dem gesamten Taunus zu verteidigen. Auf den Zinnen der vor dem Eingangsportal des Rathauses flugs aufgezogenen Stadtmauer standen Lokalpolitiker fast jeder politischen Couleur.

Zunächst konnten die Magistratsmitglieder dem übermächtigen Fußvolk von mehreren Hundert Narren noch Paroli bieten. „Dies hier ist kein Narrenort, bleibt draußen und macht euch fort“, forderte Bürgermeisterin Antje Runge (SPD) die Invasoren zum Gehen auf. Prinzessin Fiona I. hatte sich an vorderster Front vor den Sturmtruppen der Taunus-Karnevalsvereine mit ihrem Hofstaat positioniert und ließ sich nun nicht im Geringsten beeindrucken.

„Wir werden hier gleich rabiat und spielen mächtig Lützerath“, konterte die Prinzessin, die seit ihrem fünften Lebensjahr im Karneval - damals als Tänzerin bei den Minis - aktiv ist. „Ich bin ein Orscheler Fabrikat und ein echtes CV-Unikat“, sagte die Stierstädterin, die nicht nur jahrelang im dortigen Karnevalsverein aufgetreten ist, sondern auch den Karnvalsclub „The Ravens“ mitgegründet hat.

Runge wiederum zeigte sich unbeeindruckt und versuchte es ein zweites Mal: „Ihr könnt bekannt sein, wie ihr wollt - macht, dass ihr euch trollt“, reimte die Bürgermeisterin. „Macht euch ab, ihr Lumpenpack.“ Und plötzlich fiel es der Rathauschefin wie Schuppen von den Augen, wer ihr dort unten in majestätischem Gewand auf dem Platz zwischen Rathaus und Stadthalle den Chefsessel streitig machte.

Prinzessin Fiona erobert Schlüssel

Die in Oberursel aufgewachsene Fiona Becker ist im Rathaus bestens bekannt - hat aber offenbar bislang mit närrisch-falschen Karten gespielt, weil sie nicht über demokratische Wahlen an die Spitze des Rathauses kommen wollte, sondern über einen außerparlamentarischen Rathaussturm. Seit einigen Jahren ist Fiona I. alias Becker nämlich im Vorstand des Grünen-Ortsverbandes Oberursel und seit 2021 als Stadtverordnete und Mitglied des Ortsbeirats Mitte aktiv. Es sind die Themen Kultur, Soziales, Jugendarbeit und Rechte der LGBTQI+-Community, die ihr besonders nahestehen.

Und nun schickte sie sich tatsächlich an, mit einem geschickt eingefädelten Coup die Bürgermeisterin vom Thron zu stoßen - zumindest bis Aschermittwoch. Dann darf Runge wieder ran und die Scherben der Faschingspartys zusammenkehren.

Zuletzt blieb Runge, die wacker vom Ersten Stadtrat Christof Fink (Grüne), Stadtkämmerer Jens Uhlig (CDU), Stadtverordnetenvorsteher Lothar Köhler (CDU) und weiteren Magistratsmitgliedern sowie Brunnenkönigin Verena I. und ihrem Brunnenmeister Andreas unterstützt wurde, nichts anderes übrig, als der Prinzessin die Schlüssel zu ihrem Reich zu übergeben.

Mit Prinzessin Fiona I., ihrem Hofstaat sowie dem Kinderprinzenpaar Julius und Annabel I. an der Spitze erobern mehrere Hundert Narren aus dem gesamten Taunus das Oberurseler Rathaus.
Mit Prinzessin Fiona I., ihrem Hofstaat sowie dem Kinderprinzenpaar Julius und Annabel I. an der Spitze erobern mehrere Hundert Narren aus dem gesamten Taunus das Oberurseler Rathaus. © map

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