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Kindertagespflege in Oberursel bekannter machen und stärken

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Von: Katja Schuricht

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Sabine Kaewel (links) und Mechthild Ott (2. von rechts) haben den Aktionstag organisiert, an dem die Tagesmütter auf Spielplätzen interessierten Eltern von ihrer Arbeit erzählen und Fragen beantworten.
Sabine Kaewel (links) und Mechthild Ott (2. von rechts) haben den Aktionstag organisiert, an dem die Tagesmütter auf Spielplätzen interessierten Eltern von ihrer Arbeit erzählen und Fragen beantworten. © ksp

Die beiden Vereine Nest-Werk und Mobilé beteiligen sich an bundesweiter Aktionswoche.

Oberursel -Gleich nach der Geburt ihrer Tochter Helena vor zweieinhalb Monaten hat Isabell Raig ihr Kind bei den städtischen Kinderkrippen angemeldet und vormerken lassen. Da aber nicht sicher ist, ob das mit dem Betreuungsplatz bestimmt klappt, interessiert sich die junge Mutter auch für das Thema Tagesmutter. „Ich möchte verstehen, wie das ablaufen würde“, meint Raig, die vorhat, nach einem Jahr zu Hause wieder in Vollzeit arbeiten zu gehen.

Wie gerufen kommt für die Oberurselerin deshalb die Aktionswoche „Kindertagespflege“. Isabell Raig ist zum Spielplatz Deschauer Park gekommen, auf dem gestern die Aktionswoche gestartet ist. Die Aktionswoche haben die beiden Kindertagespflegevereine der Stadt, das Nest-Werk und Mobilé, gemeinsam organisiert. „Damit nehmen wir an der bundesweiten Aktionswoche Kindertagespflege teil“, berichtet Sabine Kaewel, pädagogische Fachberaterin im Nest-Werk.

„Um Präsenz zu dem Thema zu zeigen, haben wir uns zusammengetan, um auf den Spielplätzen Werbung zu machen“, meint Kaewel. Vertreter von Nest-Werk und Mobilé sowie Tagesmütter mit ihren zu betreuenden Kindern freuen sich, am heutigen Dienstag und am morgigen Mittwoch, jeweils zwischen 10 und 11 Uhr, Kontaktpersonen zu sein, und zwar auf dem Spielplatz Deschauer Park, auf dem Spielplatz im George-C.-Marshall-Ring in Oberursel, auf dem Geschwister-Scholl-Spielplatz in Bommersheim sowie auf dem Spielplatz Borngrund in Stierstadt.

Der Bedarf ist groß

Ziel sei, über die Arbeit der Tagesmütter und Tagesväter zu informieren und darauf aufmerksam zu machen, „dass wir dringend neue Tagesmütter und Tagesväter brauchen“, erklärt Sabine Kaewel. „Der Bedarf ist groß“, meint sie.

„Im Bereich der U 3-Betreuung gibt es in den städtischen Kitas und Krippen zu wenige Plätze. Und auch bei uns in der Tagespflege sieht es ähnlich aus“, berichtet Sabine Kaewel. Plätze sind Mangelware: „Die Situation hat sich in den vergangenen Monaten verschärft“, bestätigt auch Mechthild Ott von Mobilé. „Wir haben lange Wartelisten. Vor Sommer 2024 können unsere Tagesmütter keine freien Plätze anbieten“, berichtet sie. Gedacht ist das Info-Angebot auf dem Spielplatz, das noch bis morgen läuft, deshalb nicht nur für Eltern, die sich für die Tagespflege interessieren, sondern auch für all diejenigen, die sich für den Tagespflege-Beruf interessieren. Voraussetzung, um als Tagesmutter zu arbeiten, ist eine Grundqualifikation, die über die beiden Tagespflegevereine vermittelt wird. Tagesmutter oder Tagesvater ist ein spannender Beruf, wie Sabine Kaewel findet.

„Als Tagespflegeperson betreut man bis zu fünf Kinder in der Ganztagsbetreuung“, informiert sie. „In dieser überschaubaren Gruppe hat man eine vertraute, enge Bindung zu den Kindern.“

Auch Erster Stadtrat Christof Fink (Grüne) und Konny Benner, städtische Kinderbeauftragte und Mitbegründerin des Nest-Werks, schauen zum Start der Aktionswoche auf dem Spielplatz vorbei. „Eine Aktionswoche wie diese soll auch ein Zeichen der Wertschätzung sein“, findet Benner. „Denn Tagesmütter und Tagesväter leisten eine wichtige, qualitativ hochwertige und sehr kindgerechte Arbeit“, sagt Benner. „Uns geht es darum, mit der Aktionswoche die Tagespflege sichtbar zu machen, und das an vielen Orten gleichzeitig.“

Auch für die Tagesmütter, meint sie, haben gemeinsame Treffen auf den Spielplätzen einen großen Nutzen: „Wenn sich die Tagesmütter mit den Kindern, die sie betreuen, regelmäßig treffen, dient das ihrer Vernetzung“, berichtet sie. „Darin liegt eine Chance, denn so können sie sich auch mal im Krankheitsfall leichter vertreten.“ Christof Fink nennt die Kindertagespflege ein wichtiges Standbein für die Stadt in der U 3-Betreuung. „Es gibt Familien, für die die Kindertagespflege das bessere Angebot ist.“

Deshalb wolle man die Förderung aufrecht erhalten, zumal Krippe und Tagespflege auch gesetzlich gleichrangig gestellt seien. Es gebe deshalb ein Förderprogramm für Familien, mit dem die Mehrkosten der Tagespflege teilweise übernommen werden. „Zudem planen wir ein Förderprogramm, um den Beruf attraktiver zu machen“, erläutert der Erste Stadtrat. „Die Idee ist, ein Förderprogramm mit Mietzuschüssen für Tagespflegepersonen zu entwickeln, wenn beispielsweise zwei Tagesmütter im Verbund tätig sind und sich einen externen Raum teilen.“

Derzeit 43 Tagespflegepersonen im Einsatz

Für das Nest-Werk sind derzeit 18, für Mobilé 25 Tagespflegepersonen im Einsatz. Eine von ihnen ist Tanja Stapf. Für sie ist Tagesmutter ein Traumberuf. „Ich bin seit 21 Jahren Tagesmutter und freue mich jeden Morgen, wenn die Kinder kommen“, sagt sie. Mehr als 100 Mädchen und Jungen hat sie im Laufe der Jahre betreut. „Und immer wieder ist es aufs Neue spannend, da jedes Kind anders ist“, berichtet Stapf, die sich besonders über die Offenheit und Begeisterungsfähigkeit der Kinder freut. Dass Tagespflege auch für Grundschulkinder ein wichtiger Fixpunkt im Alltag sein kann, beweist Anette Piecha. Sie ist Oberursels einzige Tagesmutter, die in der Kindertagespflege Mobilé Grundschulkinder betreut. „Auch im Hortbereich ist die Not der Eltern groß, da es nicht für alle Kinder Betreuungsplätze gibt“, so Piecha. Die Qualifikation zur Tagesmutter oder zum Tagesvater umfasst 300 Unterrichtsstunden. „Am Samstag starten wir mit einer neuen Grundqualifikation“, berichtet Sabine Kaewel vom Nest-Werk. „Zur Vorbereitung und zum Erhalt der Pflegeerlaubnis benötigt man 160 Stunden. Dann kann man Kinder aufnehmen und absolviert tätigkeitsbegleitend weitere 140 Stunden, in denen es um Themen wie Entwicklungspsychologie oder Ernährung geht“, erklärt sie. Mehr auf www.berursel.de unter „Kinderbetreuung“.ksp

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