Krippenspielkarriere einst als Schaf begonnen

Kinder der Auferstehungsgemeinde proben wieder Aufführung für Heiligabend.
Oberursel -Die Haare hat Natalie unter den schwarzen Filzhut gestopft. Über ihrem Sweatshirt trägt sie ein Wams aus Wolle. Natalie gehört zu den zwölf Kindern, die derzeit in der Auferstehungskirche das Krippenspiel für Heiligabend einstudieren. Es findet endlich wieder statt. Natalie ist erleichtert, denn seit vielen Jahren ist sie dabei, wenn Jutta Haßelwander und ihr Betreuerteam zu den Proben einladen. Haßelwander wird diesmal von Ines Bucher, Heike Gerlach, Ellen Nebel und Gisa Schmidt-Jestel unterstützt.
„Endlich konnten wir wieder loslegen“, sagt Haßelwander erleichtert und verweist auf die Pandemie als Ursache, „dass die Treffen mit den Kindern zwei Jahre pausieren mussten.“
Jutta Haßelwander organisiert seit Jahren das Krippenspiel in der evangelischen Auferstehungsgemeinde. „Vor 22 Jahren habe ich das zum ersten Mal gemacht“, sagt sie ohne lange zu überlegen. „Die letzten beiden Jahre lief aber eben nichts.“
Natalie und die meisten anderen Kinder sind schon alte Hasen. Sie haben in der Vergangenheit verschiedene Rollen übernommen. Natalie erzählt, dass der Josef ihre bisher größte Rolle sei. Ihre Krippenspielkarriere begann sie als kleines Schaf. „Da musste ich noch gar nichts aufsagen“, sagt die Zwölfjährige und berichtet, in den Folgejahren schon Engel, Hirte und auch mal Wirtin gewesen zu sein.
Sie steht an Heiligabend mit Lea vor dem Publikum. Lea spielt die Maria. „Legst du das Baby mal in die Krippe“, bittet Jutta Haßelwander aus dem Off bei der Probe. Die Bühnenbilder, die den Stall und die Stadt Bethlehem zeigen, haben die Kinder auf Bettlaken selbst gemalt, erklärt die Regisseurin.
Die Kostüme stammen aus dem Fundus der Kirche. „Da hat sich über die Jahre einiges angesammelt“, erklären die Betreuerinnen. Maria, Josef, Herold, Wirtsleute, Verkündigungsengel, Hirten, Könige, Schafe tragen passende Kleider und Accessoires. Die Heiligen Drei Könige Kaspar, Melchior und Balthasar, die von Sebastian, Jonathan und Emil gespielt werden, tragen goldfarbene Kronen auf dem Kopf und Mäntel aus edlem Zwirn. Die Engel Emma, Anna und Fenja haben glänzende Haarkränze und weiße Kleidchen an. Elias, der als Herold auch die Posaune bläst, ist in Samt gewandet.
„Die Vorbereitungen laufen gut“, freuen sich Jutta Haßelwander und die Helferinnen. Als Pfarrer Jan Spangenberg hereinkommt und den Kindern beim Proben zuschaut, lassen die sich nicht aus der Ruhe bringen. Auch wenn der Pfarrer noch ein neues Gesicht in der Gemeinde ist. Erst seit November ist er Gemeindepfarrer. Davor war er 14 Jahre in der Kirchengemeinde Neuenhain-Mammolshain-Altenhain tätig. Am 16. Oktober wurde er dort durch Dekan Martin Fedler-Raupp verabschiedet. Er habe noch einmal eine Veränderung gesucht, sagte der Pfarrer im Herbst. Diese fand er in Oberursel. Jan Spangenberg ist hier aufgewachsen und zur Schule gegangen. Der berufliche Weg führte ihn damit mit Anfang 50 zurück in die Heimatstadt. Knapp drei Jahrzehnte war er andernorts tätig. „Ich freue mich sehr auf das Krippenspiel an Heiligabend“, verrät der Pfarrer. Lobenswert findet er, dass die Kinder auch nebenan im Haus Emmaus zu sehen sein werden. „Für die Senioren sind wir zur Generalprobe drüben“, erläutert Jutta Haßelwander.
Kinder und Eltern hätten sich übrigens „dieses Jahr für eine klassische Aufführung entschieden.“ In den Vorjahren sei die Herbergssuche zuweilen in moderne Rahmenhandlungen eingebettet worden. Davon hat die Gruppe in diesem Jahr Abstand genommen. Am 24. Dezember findet der Familiengottesdienst mit dem Krippenspiel um 15.30 Uhr in der Kirche, Ebertstraße 11, statt. Alle sind eingeladen.