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Oberstedten: Alte-Wache-Café öffnet wieder

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Karin Stimper, Caroline Metlicar und Evelyn Moss (v. l.) bereiten die Eröffnung des Secondhandladens vor.
Karin Stimper, Caroline Metlicar und Evelyn Moss (v. l.) bereiten die Eröffnung des Secondhandladens vor. © jp

Verein im Oberurseler Stadtteil ist dringend auf Einnahmen angewiesen und hofft, auch bald wieder Veranstaltungen und Vermietungen anbieten zu können.

Oberstedten - Das Begegnungszentrum Alte Wache meldet sich aus dem Corona-Shutdown zurück: Vom 1. Mai an werden im Café in der Stedter Pfarrstraße wieder Kuchen, Brezeln, Getränke und Kaffeespezialitäten angeboten, natürlich zum Mitnehmen. Los geht's um 15 Uhr. "Für uns ist das ein wichtiger Schritt", sagt Stefan Pohl, stellvertretender Vorsitzender des Vereins Alte Wache Oberstedten. "Wir sehen uns als Ort für den Ort. Wir wollen zeigen, dass wir da sind, dass wir wieder aktiv sind. Und den Menschen ein wenig Abwechslung und Normalität schenken."

Das Café-Team, erzählt der 54-Jährige, habe schon länger mit den Hufen gescharrt, um die Räumlichkeiten in ein den Corona-Vorschriften entsprechendes Abhol-Café zu verwandeln: Die Stühle kamen raus, rein kamen Bodenmarkierungen, Plexiglaswände, Masken, Desinfektionsmittel sowie Pappbecher und -teller. Außerdem ist eine große Thekenvariante gebaut worden, die den Raum in einen Bereich für Mitarbeiter und einen für Abholer trennt. Ein- und Ausgang wurden ebenfalls getrennt, so dass sich das Café verlassende und noch wartende Käufer - die ebenso Mund-Nasen-Bedeckungen tragen und die Abstände einhalten müssen - nicht begegnen. Der Verzehr im Umkreis von 50 Metern ist verboten.

Ähnliche Regeln gelten im Laden 2.0, dem Secondhand-Kinderbekleidungsshop der Alten Wache, der seit Dienstag wieder geöffnet hat. "Viele Stammkunden hatten uns angesprochen", berichtet Pohl. "Zurzeit finden ja keine Basare statt. Aber der Nachwuchs braucht neue Sachen." Den Laden, der zu den gewohnten Zeiten besetzt ist (siehe Box), darf jeweils nur eine Kundin mit Maske betreten, so Pohl. Finanziell gesehen sei die Laden-Wiedereröffnung nur bedingt ein Schritt, schließlich verkaufe man auf Provisionsbasis. Der Start des To-go-Cafés sei ökonomisch wichtiger. "Da erhoffen wir uns wenigstens ein paar Einnahmen", sagt Pohl.

Der Stillstand seit Sonntag, 15. März, hat gezehrt. Das Jahr habe so gut begonnen, blickt der Oberstedter zurück. "Das Café hatte regen Zulauf, das Vermietungsgeschäft lief, und wir hatten viele Veranstaltungen, zuletzt auch große in der Kirche und in der Taunushalle. Dann ging es plötzlich von 100 auf null." Als Verein, der zu 98 Prozent ehrenamtlich organisiert sei, könne man flexibel reagieren und habe keine hohen Fixkosten. Allein: "Grundbesitzabgaben, Strom, Gas, die halbe Stelle unserer Betriebsleiterin, unsere FSJ-Stelle und die Rückzahlung von Darlehen laufen weiter - das ist schon ein Betrag, in Zeiten, in denen keine Einnahmen reinkommen." Man habe deswegen Liquiditätshilfe aus einem Landesprogramm in Anspruch genommen, und die Gläubiger gewährten Zahlungsaufschub. "Wir sind auf einem guten Weg", sagt Pohl erleichtert. Jetzt hoffe man, dass der Wiederanlauf gut angenommen werde. Die Aktiven seien positiv gestimmt - rund 20 sind involviert, was einem Viertel aller ehrenamtlichen Helfer entspricht. 185 Mitglieder hat der Verein insgesamt.

Was bleibt - trotz aller Motivation -, sei Ungewissheit, was die beiden weiteren Standbeine anbelangt. "Wir können nur auf Sicht fahren", sagt Pohl. Denn wann die Räume wieder vermietet werden können und wann die Kulturbühne wieder belebt werden kann, steht in den Sternen. Erst einmal sind alle Veranstaltungen bis September abgesagt. "Wir hoffen, dann wieder anfangen zu dürfen." Fest stehe schon jetzt: "Das wird kein normales Jahr." In der Regel sei der Umsatz "leicht sechsstellig", für 2020 wagt Pohl keine Prognose. "Klar ist, dass uns umsatzstarke Monate weggebrochen sind." Spenden sind deshalb besonders willkommen - vor allem auch, weil demnächst eine neue Kaffeemaschine fällig werde. Ein Profigerät schlägt schnell mal mit 6000 Euro zu Buche. Deshalb plane man eine Spendenaktion. "In dieser Krise können wir das schlecht allein stemmen."

VON Manuela Reimer

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