Oberursel: 2549 Narren in 195 Zugnummern

Nach drei Jahren Zwangspause kehrt der Taunus-Karnevalszug auf Orschels Straßen zurück.
Oberursel -Na schön. Gegen die Hochburgen Mainz, Düsseldorf und Köln kommen sie nicht an. Aber im Rhein-Main-Gebiet und in Hessen mischen die Oberurseler in punkto Leidenschaft und Größe des Umzugs vorne mit. Ihr Taunus-Karnevalszug kann sich wahrhaft sehen lassen. Wer noch die Bilder von 2019 in Erinnerung hat, weiß, wie groß, bunt und vielseitig die „Orscheler“ und ihre auswärtigen Gäste den närrischen Lindwurm gestalten. 195 Zugnummern weist das von Alexander Weisel und Ludwig Reuscher gestaltete Faltblatt zum 2023er-Umzug aus.
Wenn sich der Tross am Sonntag, 19. Februar, um 14.11 Uhr in der Altkönigstraße in Bewegung setzt, kann er mit eindrucksvollen Zahlen aufwarten, die Zugmarschall Klaus Müller der Taunus Zeitung gerne übermittelt:
Rund ein Dutzend Musikzüge wirkt mit. Um die 70 Fahrzeuge rollen als Motivwagen über die Festmeile, mehr als 100 Fußgruppen marschieren mit.
2549 Personen beteiligen sich.
Sobald alle Gruppen hintereinander aufgereiht sind, hat der Zug eine Länge von rund 1300 Metern. Sie laufen eine etwa 1,7 Kilometer weite Strecke.
Diesmal kaum weit gereiste Gäste
Wie Klaus Müller, der sich als „Kölner Jeck“ bezeichnet, berichtet, hat ein Musikzug aus Mainz-Kastel diesmal die weiteste Anreise. In früheren Jahren habe Oberursel auch Musikzüge aus Schleswig-Holstein, dem Harz und Sachsen an Land gezogen. Doch aus finanziellen Gründen habe „Orschel“ in diesem Jahr von solchen Verpflichtungen Abstanden nehmen müssen. Schadet’s dem Umzug? Wohl nicht. Denn so schnell lassen sich echte Fastnachter nicht unterkriegen. Die „Orscheler“ verstehen es zu feiern und dürften auch die eine oder andere lokale Spitze einbauen. Nach Aussage von Klaus Müller behalten die örtlichen Karnevalisten das Ortsgeschehen im Auge und reagieren kurzfristig; sogar, wenn die Oberurseler Politik erst wenige Tage vor dem Zug willkommene Anlässe liefert, sie durch den Kakao zu ziehen. Der Zugmarschall wirkt ohnehin gelassen, als die TZ mit ihm telefoniert, und liefert eine nachvollziehbare Begründung, warum er vor dem Großereignis nicht allzu nervös ist. „Wir haben hier in Oberursel ein gutes und eingespieltes Team, was die gesamte Organisation und Abwicklung angeht“, versichert er. „Jeder weiß, was er zu tun und zu machen hat.“ Federführend ist der laut Müller zwölfköpfige Taunus-Karnevalszugausschuss, dem er vorsteht.
Manche Gruppen müssen sich sputen
Wer welchen Platz im Umzug einnimmt, steht seit Januar fest. Klar und selbstredend ist zum Beispiel, dass die Musikzüge nicht direkt hintereinander marschieren, sondern sich auf die komplette Länge verteilen. Sonst kämen sie sich musikalisch ins Gehege. Die Reihenfolge der Zugteilnehmer legen die Organisatoren bei einer Sitzung fest, bei der sie auf Wünsche der Vereine eingehen. Manche Gruppen wollen etwa lieber vorne mitlaufen, weil sie noch Anschlusstermine haben. Manche Delegationen eilen nach dem „Zieleinlauf“ vom Taunus-Karnevalszug in die Heimat, um an eigenen Veranstaltungen teilzunehmen oder bei befreundeten Vereinen aufzutreten. Doch Klaus Müller & Co. sind erfahren genug, um alle Wünsche und Erfordernisse unter einen Hut zu bringen.
Der Zugmarschall geht vorneweg? Nee. Müller sagt, er könne vom hinteren Teil des Feldes aus besser intervenieren, wenn es stockt, Lücken aufzureißen drohen oder auch, wenn der Zug mal anhalten muss. Daher rangiert Müller als Zugnummer 190. An der Spitze stehen der Funkwagen der Polizei (Nummer 1) und der örtliche Verkehrsüberwachungsclub, mit denen der Zugmarschall jederzeit in Kontakt steht. Die Brass & Marching Band aus Eschborn spielt ab etwa 13.11 Uhr vor der Ehrentribüne am Marktplatz. Diese Formation empfängt die Teilnehmer nach dem Zug-Ende in der Stadthalle zur sogenannten „Afterzugparty“. Neben einem kleinen karnevalistischem Programm werden dort wieder die diesjährigen Gewinner der Zugteilnehmer aus den unterschiedlichen Kategorien verkündet, informiert der Vereinsring, der den Zug veranstaltet.
„Plaschis“ bringen Sonnenschein mit
Interessante Gruppen mischen mit, etwa die Guggemusiker, die in geisterhafter Montur auftreten. Für den Königsteiner Narrenclub, die „Plaschis“, ist es nur ein Katzensprung nach „Orschel“. Er hat das Motto „Sommer, Sonne, Sonnenschein“ im Gepäck, das sich am 19. Februar in nur einem Punkt nicht verwirklichen lässt - es ist halt noch Winter. Aber mit Sonne und Sonnenschein könnte es was werden, wenn der Wettergott nicht wieder Sturmböen und Regen in den Hochtaunus schickt. Bitte nicht . ask
Glas ist tabu
In diesem Jahr gibt es beim Taunus-Karnevalszug erstmals eine „Glasverbotszone“ rund um dem Oberurseler Epinayplatz. Dort gilt laut Magistrat: „An den Verkaufsständen werden alle Getränke nur in glasfreien Behältnissen verkauft. Wenn Sie sich Getränke mitbringen, bitte nur in glasfreien und nicht zerbrechlichen Behältnissen.“ Das hat die Stadt Oberursel in einer Allgemeinverfügung festgelegt, weil es 2020 zu unschönen Szenen auf dem Gelände kam. Junge Leute schlugen über die Stränge. Obwohl der Umzug damals nach einer Sturmwarnung ausfiel, trafen sich dort Hunderte und feierten feucht-fröhlich. Gläser und Flaschen flogen durch die Luft und auf den Boden, so dass sich ein Scherbenteppich ausbreitete, Gäste sich verletzten und sich die Einsatzkräfte und Sanitäter der Hilfsdienste nur mit Helmen auf das Gelände wagten. Die Allgemeinverfügung bezieht sich auf „alle Behältnisse aus Glas, also Flaschen und Gläser“. Sie greift am Sonntag, 19. Februar, zwischen 12 und 24 Uhr auf dem Epinayplatz. Das Glasverbot erstrecke sich auch auf die unmittelbar angrenzenden Abschnitte der Kumeliusstraße (zwischen „Café & Bistro Epinay“ und Feldbergstraße) und des Holzwegs (zwischen dem Tegut-Markt und „Café & Bistro Epinay“).
Von der Altkönigstraße bis zur Oberhöchstädter
Viele Köche verderben den Brei? Nicht in Oberursel. Eine Großveranstaltung à la Taunus-Karnevalszug macht es notwendig, unzählige Beteiligte an einen Tisch und unter einen Hut zu bringen. Ehrenamtlich allein lässt sie sich ein solches Großereignis nicht bewerkstelligen. Der Taunuskarnevalsausschuss des Oberurseler Vereinsrings kooperiert deswegen eng mit der Stadt Oberursel, die den Vereinsleuten mit Rat und Tat zur Seite steht. Gemeinsam organisieren sie das närrische Spektakel und bereiten es vor. Startzeit des Zuges ist am Sonntag, 19. Februar, um 14.11 Uhr. „Traditionell verläuft die Strecke des Taunus-Karnevalszuges durch die Innenstadt“, informiert die Stadtverwaltung. „Die Aufstellung der Zugnummern erfolgt wie immer in der Altkönigstraße (in umgekehrter Zugreihenfolge)“. Dann geht die Zugstrecke über die Straße „Am Rahmtor“, den Marktplatz - hier befindet sich auch die Ehrentribüne - Eppsteiner Straße, Hommkreisel, Holzweg, Epinayplatz, Henchenstraße, Liebfrauenstraße, Adenauerallee, Aumühlenstraße und die Austraße. Der Zug löst sich dann nach und nach in der Oberhöchstadter Straße auf.


