Oberursel: Acht Kinder aus brennendem Hort „gerettet“

Die Oberurseler und Steinbacher Jugendfeuerwehren üben an der Grundschule den Ernstfall.
Oberursel/Steinbach -Noch zwei Wochen und dann kann Tian endlich seinen sechsten Geburtstag feiern. „Dann darf ich auch zur Mini-Feuerwehr gehen“, sagt er mit erwartungsvollem Blick. Bislang hat der Fünfjährige wirklich Geduld und Einsicht gezeigt - weil er nun erst dann zur ersten Gruppenstunde gehen darf, wenn er sechs Jahre alt geworden ist.
Doch bis es so weit ist, haben seine Eltern und auch sein Bruder Tamino daheim alles getan, um ihm die endlos lange Wartezeit zu versüßen. Zum einen hat der Junge aus Steinbach, der ja noch nicht einmal die Grundschule besucht, stets mit Spannung auf die Rückkehr seines großen Bruders von der Jugendfeuerwehr gewartet. Dann hat Tamino immer so unglaublich viele spannende Erlebnisse zu erzählen. Am Samstag durfte Tian dem zwölfjährigen Bruder bei dessen erster Feuerwehrübung zuschauen. Hoch-konzentriert mit großem Eifer und Elan war dieser bei der Abschlussübung der Jugendwehren Oberursel und Steinbach in der Grundschule Weißkirchen am Start.
„Die Feuerwehr hatte in Taminos Schule für die Arbeit der Jugendfeuerwehr geworben. Er war sofort Feuer und Flamme“, berichtet Tanja, die Mutter der beiden Feuerwehr-begeisterten Jungs. „Er geht total darin auf - und das, obwohl niemand in unserer Familie bislang bei der Feuerwehr aktiv war. Wir sind sehr glücklich über sein Engagement.“
Und um seinem kleinen Bruder beim Überbrücken der Wartezeit bis zum Eintritt in die Jugendfeuerwehr zu helfen, hat der große Bruder dem Papa dabei geholfen, das Hochbett von Tian in ein Feuerwehrauto zu verwandeln. „Das Bett ist rot angestrichen, ganz wichtig ist die Leiter, und oben sind dann am Rand die Schilder, das Blaulicht und Schläuche angebracht“, berichtet Mama Tanja.
Bei der großen Abschlussübung trägt der Fünfjährige stolz einen (Faschings-)Helm, ein täuschend echt aussehendes Funkgerät am Revers seiner Kluft und blau-gelbe Trecking-Schuhe, die ihm seine Oma auf innigsten Wunsch des Enkels geschenkt hat. „Guck mal, die passen genau zu meiner Feuerwehrhose“, sagt Tian mächtig stolz.
Realistisch geschminkt
Später, als von überall her Feuerwehrautos mit Einsatzsignalen und Blaulicht auf dem Pausenhof und auf den umliegenden Straßen der Grundschule Weißkirchen vorfuhren, kam der Fünfjährige nicht mehr aus dem Staunen heraus. Insgesamt mögen es wohl bald 50 Eltern und Großeltern, Geschwister und Freunde gewesen sein, die im strömenden Regen interessiert der Übung zuschauten.
Gegen Ende der Großübung, als der fingierte „Brand mit starker Rauchentwicklung“ gezielt und effektiv vom Feuerwehrnachwuchs gelöscht werden konnte, durfte Tian mit weit aufgerissenen Augen den eigentlichen Erfolg miterleben. Wenn er gewusst hätte, dass die geretteten Kinder in Weißkirchen ebenfalls bei den Minis aktiv sind.
„Der Weißkirchener Jugendwart Jonas Mehl hat die Einsatzlage erarbeitet und konzipiert. Dabei galt es, acht vermisste Personen aus dem Hort der Grundschule zu retten“, skizzierte Stadtjugendfeuerwehrwart Tim Kinkel das dramatische Geschehen, in dem sich die Nachwuchs-Brandbekämpfer bewähren mussten - und dies auch haben.
Die geretteten Kinder wurden zuvor authentisch geschminkt. Somit wurden die für die Löschtrupps eingeteilten Jugendlichen, die mit Atemschutzgeräten in den von Nebelmaschinen erzeugten Rauch vorgedrungen waren, mit einem möglichst echten Szenario bei der Rettung von Menschenleben konfrontiert. Angesichts dieses Erfolgs muss es den Verantwortlichen der Stadtteilwehren nicht um den Nachwuchs bange sein.
