Oberursel: Anderen Menschen helfen

Die Erich-Kästner-Schüler lernen bei Aktionstag Pflegeberufe kennen.
Ist man als Pfleger nur Kellner für Kranke? Wieviel verdient man eigentlich während der Ausbildung zur Pflegefachkraft? Gibt es auch etwas, was im Beruf als Nachteil empfunden wird? Diese Schüler-Fragen standen jetzt im Raum. „Holt euch die Antworten aus erster Hand, direkt bei den Auszubildenden“, sagte Norbert Mauer. Er ist Berater beim Bundesamt für Familie und zivilgesellschaftlichen Aufgaben und moderierte jetzt die Talkrunde zum Thema „Berufe in der Pflege“ für Schüler der Erich-Kästner-Schule (EKS). Dieses lockere Format gab es zum Einstieg in den Aktionstag.
„Uns ist es wichtig, den Beruf lebendig näherzubringen“, erklärte Mauer, der einen ersten Überblick über die Eckdaten der Ausbildung mitgebracht hatte. Die jungen Leute nutzen die Chance, direkt bei den sechs Pflegeschülern nachzufragen, die auf der Bühne standen. Mauer war gemeinsam mit Vertretern verschiedener Einrichtungen und Organisationen in Sachen Pflege an die EKS gekommen. Ihre Stände hatten aufgebaut: das AWO-Alten-und Pflegeheim Haus Dammwald (Friedrichsdorf), die Liga der Freien Wohlfahrtspflege, die Ausbildungsstätte des Deutschen Roten Kreuzes (Campus Kronberg), der DRK Pflegedienst, das Bildungsinstitut an den Hochtaunus-Kliniken und „Volunta“, der Freiwilligendienst des Deutschen Roten Kreuzes in Hessen. Das Ziel der Aktion war, angesichts des Fachkräftemangels in der Pflege die Werbetrommel für das Berufsfeld „Pflege“ zu rühren und über Berufsinhalte und Aufstiegsmöglichkeiten zu informieren.
Das Konzept geht auf eine Initiative des Bündnisses für Ausbildung und OloV (Optimierung der Vermittlungsarbeit im Übergang Schule - Beruf) zurück. Die Erich-Kästner-Schule war jetzt die erste Schule im Hochtaunuskreis, an der dieser Aktionstag rund um die Pflege stattgefunden hat.
„Aktionstage des Olov gab es in Hessen bereits vor Corona“, erzählte Maria Papadopulos. Sie ist Regionalkoordinatorin der Olov beim Hochtaunuskreis und hat den Tag federführend organisiert. „Diesen Tag rund um die Pflegeberufe wollten wir unbedingt auch bei uns im Kreis anbieten und hoffen, dass es nicht der letzte Aktionstag gewesen ist“, sagt sie. Gemeinsam mit dem Beratungsteam „Pflegeausbildung“ des Bundesamts für Familie und zivilgesellschaftliche Aufgaben hat die OloV-Regionalkoordination im Foyer der Schule für die Schüler der Abschlussklassen des Realschulzweigs und des Hauptschulzweigs ein Programm rund um das vielfältige Berufsfeld Pflege auf die Beine gestellt. Auch alle anderen weiterführenden Schulen des Kreises waren eingeladen.
Hygiene-Check per Schwarzlicht
Der Aktionstag sei „Inspiration, auch danach mit den Schülern über Berufe in der Pflege zu sprechen“, sagte Schulleiter Julian Stey. „Wir denken, dass sie nach den ganzen Einblicken das Thema Pflege mit ganz anderen Augen sehen, vielleicht auch von ihren eigenen Erfahrungen sprechen, wie von dem Besuch der Oma im Krankenhaus, die klarmachen, wie wichtig die Berufe in der Pflege für uns alle sind.“
Auch Kreisbeigeordnete Katrin Hechler (SPD) war vom Aktionstag begeistert und wirbt darum, sich für diesen Beruf zu interessieren. „Es gibt gerade im Berufsfeld Pflege eine große Zahl von Berufsmöglichkeiten. Sie alle haben gemeinsam, dass man hier etwas ganz Konkretes tun kann, um anderen Menschen zu helfen. Berufe im Pflegebereich können daher eine große Befriedigung bieten“, erläuterte sie.
Beim „Markt der Möglichkeiten“ hatten die Schüler nach dem Einstiegsvortrag und der Talkrunde die Gelegenheit, an den Ständen kleine Einblicke in den Praxisalltag zu erhalten. So konnten sich die Schüler von Pflege-Azubi Jonas Terzenbach den Blutdruck messen lassen oder mit Karin Bernhardt vom Bildungsinstitut der Hochtaunuskliniken einen Hygiene-Check mit Schwarzlicht ausprobieren. „Dazu desinfizieren sich die Schüler die Hände. Unter dem Schwarzlicht können wir dann sehen, ob es Lücken bei der Benetzung mit dem Desinfektionsmittel gibt“, erklärte Bernhardt. Auch aus dem Berufsalltag eines Altenheims gab es Input: „Wir wollen zeigen, dass die Pflege ein toller Beruf mit Liebe zum Detail ist. Es ist ein Beruf, der Spaß machen kann“, sagte Alexandra Witzel, Pflegedienstleiterin im Alten- und Pflegeheim Haus Dammwald. „Nicht nur für die Schüler, sondern auch für uns ist dieser Aktionstag eine gute Sache, denn wir alle wissen, wie schwierig es ist, Auszubildende zu bekommen“, fügte sie hinzu.
Anspruchsvolle Tätigkeit
Der Beruf der Pflegefachkraft ist eine anspruchsvolle medizinische Tätigkeit, berichtete der Moderator der Veranstaltung Norbert Mauer. Die Ausbildung dauert drei Jahre und umfasst die Altenpflege, die Gesundheits- und Krankenpflege sowie die Gesundheits- und Kinderkrankenpflege. Das Berufsbild, so Mauer, habe sich im Laufe der Jahre gewandelt und habe eine Aufwertung erfahren. „Der Beruf ist verantwortungsvoller geworden. Die Aufgaben beschränken sich schon langer nicht mehr nur auf die Pflege, sondern haben auch mit Diagnostik zu tun“, meinte er. Der Grund für diese Entwicklung sei, dass auch Ärzte immer mehr zu tun haben. „Das öffnet der Pflege neue Türen“, betonte er. Wie auch in viele anderen Ausbildungsberufen ist der Bedarf an Nachwuchskräften enorm. „Deshalb ist es so wichtig, mit Aktionstagen wie diesen junge Leute für dieses Berufsfeld zu begeistern“, sagte Mauer.