1. Startseite
  2. Region
  3. Hochtaunus
  4. Oberursel

Oberursel: Auf dem Marktplatz ist die Welt noch in Ordnung

Kommentare

Athletisch und vor allem witzig: das Männerballett.
Athletisch und vor allem witzig: das Männerballett. © caro

Zur Kampagneneröffnung reist der Karnevalverein Frohsinn „von Rio bis zum Orschelbach“.

Oberursel -„Endlich wieder Fassenacht, diese ist Zeit legendär.“ Die Zeilen aus der Hymne des ersten Orscheler Prinzenpaars sind Programm am vergangenen Freitagabend im gut gefüllten Saal des Frohsinns. Getreu dem Motto der Kampagneneröffnung „von Rio bis zum Orschelbach“ zog es das Publikum mit der Reisegruppe, bestehend aus Marie und Betty Marris, Max Riepe und Klaus-Peter Hieronymi, von Kolumbien über Mainz, New Orleans, Brasilien, Venedig und Köln bis nach Orschel.

Gleich nach der Begrüßung durch den Sitzungspräsidenten Markus Lohnstein und die Tollitäten räsonierten die vier Urlauber über die Vielfalt Kolumbiens und die doppeldeutigen Bedeutungen von Schnee, ehe die Minis der Garde die Bühne stürmen.

Einen kurzweiligen Rückblick geben die Protokollanten Harald und Michael, die Cannabis-Legalisierung ist genauso Thema wie unerklärliche Flugzeugabstürze in Russland oder die Eskapaden eines ehemaligen US-Präsidenten. Auch die Farbenlehre kommt nicht zu kurz, im Bund kriegt die Ampel ihr Fett weg, die Koalition der „roten Nancy in Hessen mit’m schwarzen Bobbelsche“ wird durch den Kakao gezogen.

Zum Glück, so die beiden, ist die Welt in Orschel noch in Ordnung, kann man samstags ein Weinchen auf dem schiefen Marktplatz genießen und über die Brillenläden und kaputten Mülleimer in der Innenstadt sinnieren oder über den im maroden Rathaus brütenden Pleitegeier.

Auch der Sturm der Orscheler Bauern aufs Rathaus anlässlich des geplanten Umspannwerks im Bommersheimer Feld bleibt nicht unerwähnt, schwant doch vielen im Städtchen, dass von hier aus vielleicht doch der nächste Frankfurter Stadtteil mit Energie versorgt werden soll. Nach so viel schwerer Kost bringt die Jugendbrassband Schwung auf die Bühne, gefolgt von Norma aus der Altstadt, die von den neuesten Ideen ihres Mannes berichtet. „Nachdem er uns letztes Jahr den Strom für einen Fernseher gekappt hat, kam er dieses Jahr und wollte Urlaub machen“, seufzt Norman Dießner alias Norma und lässt die Reise Revue passieren.

Behaarte Truckerrücken statt malerischer Seen

Dass sich der Trip schwerpunktmäßig um den Rasthof Wetterau bewegte, wo behaarte Truckerrücken statt malerischer Seen zu bewundern waren, gehört ebenso zur Wahrheit wie die Entzauberung des von der Branchenwerbung suggerierten Bildes entspannt auf der Liege ruhender Frauen, die in Wahrheit nur von der Küchenarbeit erschöpft sind. Lieber nicht wegfahren, empfiehlt sie daher, hinzu kommt, dass die Stellplätze im Städtchen begehrt sind, stehen die rollenden Häuser doch die meiste Zeit fest verankert auf dem Bürgersteig vor der Haustür. „Der Magistrat sollte Grundsteuer für die Camper erheben, das Geld steht auf der Straße“, heißt es.

Vom Taunusstädtchen geht’s direkt weiter nach Mainz, die Tanzgarde präsentiert den Mainzer Gardetanz, ein Unikum wie alle anderen Tanzvorführungen an diesem Abend, die einmalig und nur zur diesjährigen Kampagneneröffnung einstudiert und vorgeführt werden, wie Vorstandsmitglied Jens Landefeld berichtet. Überhaupt ist der Einsatz der Frohsinn-Mitglieder enorm, für die unzähligen Stunden Engagement findet Sitzungspräsident Lohnstein zwischendurch immer wieder lobende Worte.

Bewährt und mitreißend schmettert die Brassband nach der Pause ihre Klassiker durch den Saal, ehe es mit dem Ballett und „Samba de Janeiro“ nach Brasilien geht.

Als „KI aus der Au“ macht sich Matthias Decker auf, einen entfernten Verwandten namens KP, eine Hommage an Frohsinn-Urgestein Klaus-Peter Hieronymi, im Vordertaunus zu besuchen, und verirrt sich bei seiner Reise über Orte mit so klangvollen Namen wie Böß-Gesäß, Linsengericht oder Hüttengesäß auf die Fassenachtsbühne.

„Führe einen Tanz auf oder einen Sketch vor, fange die Stimmung der Gesellschaft auf“, rät ihm die Künstliche Intelligenz, die er zu Rate gezogen hat, um schnell ein Programm zu improvisieren. Und das gelingt hervorragend, der Saal geht mit, als Decker über mit Zuckerrüben gefüllte Wraps, auch Wetterauer Sushi genannt, philosophiert oder von seinem Agrokulturstudium an der halb privaten Fernuni Düdelsheim berichtet.

Und weiter geht’s von der Wetterau über Italien, wo die Sektschwestern venezianisches Flair auf die Bühne zaubern. Strahlender Mittelpunkt des Männerballetts ist die einzige (verkleidete) Dame im Reigen der tanzenden Herren, die wortwörtlich von ihren Kavalieren auf Händen getragen wird. „Das ist für mich das schönste Bild des Abends“, fasst Jens Landefeld zusammen, als die Sänger im Finale mit sämtlichen Tanzgruppen einen gelungenen Kampagnenauftakt besingen.

Am Ende stehen Frohsinn-Sänger und alle Tanzgruppen gemeinsam auf der Bühne.
Am Ende stehen Frohsinn-Sänger und alle Tanzgruppen gemeinsam auf der Bühne. © caro

Auch interessant

Kommentare