Oberursel: Aus Schmuddel-Brunnen wird Blumenbeet

Die Innenstadt soll mit städtischen und privaten Baumaßnahmen schöner und grüner werden. Bürgermeisterin Antje Runge zeigt bei einem Rundgang, wo und wie die Fördermittel ausgegeben werden sollen.
Oberursel -Einladend und freundlich soll es aussehen, mit viel Grün, schattigen Sitzplätzen und hübschen Wegeverbindungen. Dank des Städtebau-Förderprogramms „Zukunft Innenstadt“ wird das Zentrum Oberursels attraktiver gestaltet. Erste Arbeiten haben schon an einigen Stellen begonnen. Bürgermeisterin Antje Runge (SPD) hatte jetzt zum Rundgang eingeladen und erklärte: „Die Menschen möchten die Innenstadt erleben, sie soll Begegnungsort sein und Aufenthaltsqualität haben.“ Dazu gehörten auch private Bauvorhaben wie etwa die beiden Wohn- und Geschäftshäuser, der derzeit an den Standorten „Vorstadt 26 und 27“ entstehen.
In das Haus Vorstadt 26 (früheres Geschäft „Present“) zum Beispiel, dessen Rohbau schon fast fertig ist, sollen in rund einem Jahr im Erdgeschoss nicht nur zwei Ladengeschäfte einziehen, sondern nach hinten, zur Stadthalle hin, auch ein Café, berichtete City-Manager Marcus Scholl. Es heiße zwar immer, in Oberursel gebe es schon viele Cafés, sagte Runge, aber die seien auch fast immer voll. „Das zeigt, dass die Menschen solche Angebote gern annehmen.“
Jetzt schon nett zum Hinsetzen sind die buntstiftfarbigen Stühle, die um kleine quadratische Tische gruppiert auf dem Hospitalkirchplatz stehen. „Hier kann man ohne Konsumzwang Platz nehmen“, erklärt die Bürgermeisterin. Wer wolle, könne sich aber beispielsweise ein heißes Getränk aus dem Café Windrose gegenüber holen. Das Kulturcafé, dessen Trägerverein „Kommunikationszentrum Altstadt“ Ende 2020 von Stadt, Kultur- und Sportförderverein, katholischer Pfarrei St. Ursula und dem Verein Windrose gegründet worden war, biete viele Veranstaltungen an, darunter Deutschkurse mit Kinderbetreuung, und sei gut besucht.
Das Plätzchen mit den bunten Stühlen unterdessen solle noch schöner werden. Wer genau hinschaut, entdeckt in der Ecke vor der bunt gestrichenen Bank an der Mauer ein gepflastertes Schachbrett, das schon bessere Tage gesehen hat. Es soll neu angelegt werden, sagt Runge. Dazu sollen große Schachfiguren angeschafft werden, die man dann bei einem der Anrainer ausleihen kann. „Außerdem wollen wir möglichst noch weitere Sitzmöglichkeiten installieren“, sagt die städtische Referentin für Bürgerbeteiligung Anna Latsch.
Auch Beete mit Kräutern, Stichwort „essbare Stadt“, seien vorgesehen. Ob für den Sonnenschutz Bodenhülsen für Sonnenschirme in den Boden eingelassen werden könnten, werde noch mit dem Denkmalschutzamt geklärt. Die Maßnahmen seien mit den Nachbarn, dem Seniorentreff und dem Verein Opferdenkmal abgesprochen. Denn auf dem Plätzchen hinter der Hospitalkirche steht auch das eindrucksvolle Denkmal zur Erinnerung an die Oberurseler Opfer der Verfolgung durch den Nationalsozialismus nach dem Entwurf von Juliane Nikolai.
Klobige Sitzecke
Nur ein paar Schritte sind es von dort zu einem weiteren kleinen Platz, der ansprechender gestaltet werden soll. Er hat nicht einmal einen Namen und befindet sich an der Ecke Strackgasse/Schlenkergasse. Zwei Sitzbänke, rechtwinklig angeordnet und gehalten von klobigen Betonklötzen, die heutzutage niemandem mehr gefallen, gibt es da bereits, garniert noch mit einem Papierkorb. Wer Platz nimmt, hat einen hohen Strauch vor der Nase. Neben der Sitzgruppe sind zwei Parkplätze. Die Besitzer der Boutique direkt vor der Sitzecke haben sich sichtlich Mühe gegeben, die Bänke hübsch zu machen. Sitzkissen liegen da bereit, und auf zweien der Betonklötze stehen zierliche Blumenkörbchen mit Hortensien und anderen hübschen Pflanzen darin. Schönere Sitzmöglichkeiten aus Holz und mit Blumenkästen für eine Bepflanzung, so genannte City-Decks, könnten da die Ästhetik verbessern, berichtete Latsch. Nächste Woche treffe sich ein Arbeitskreis, um das zu besprechen.
Auch die Blumenkästenmauer vor dem Vortaunusmuseum am Alten Marktplatz will nicht mehr zum heutigen Geschmack passen. Die Lösung für dieses Problem ist recht einfach: „Wir wollen dort mehr Rankpflanzen einsetzen, so dass die Mauer bewachsen wird und optisch hinter den Pflanzen verschwindet“, erklärte Runge. Unter einem oder zwei Bäumen auf dem wunderbar schiefen Marktplatz könnten eventuell einklappbare Rundbänke angebracht werden, so Runge weiter. Die Stadt sei dazu mit heimischen Handwerkern im Gespräch, die bereits Ideen hätten. Der Platz wird bekanntlich auch für Veranstaltungen, wie etwa den Altstadt-Markt gebraucht, bei denen fest installierte Sitzgelegenheiten im Weg stehen könnten.
Am Donnerstag ging es schon mit dem Europabrunnen an der Glaspyramide auf dem Epinay-Platz los. Denn der alte und immer schmuddelig wirkende Brunnen soll in ein Blumenbeet verwandelt werden, berichtete Runge. Trotzdem solle weiterhin Wassergeplätscher zu hören sein. „In das Beet setzen wir drei einzelne wartungsarme Standbrunnen“, erklärte Jens Hardick, bei den Stadtwerken Leiter des Bereichs Erzeugung, Wärme und Gebäudemanagement. Das Hauptproblem des bisherigen Brunnens sei die geringe Wassertiefe gewesen. Das habe das Algenwachstum begünstigt. Außerdem habe der Brunnen Plastiktüten und anderen Unrat „angezogen“.
Begrünte Pergola vor der Häuserzeile
Damit solle jetzt Schluss sein. Die Umgestaltung beginne damit, dass Leitungen und Platten entfernt würden. Denn Pflanzen brauchten eine Tiefe von mindestens 30 Zentimeter, und mit der Entfernung der Platten werde auch das Gewicht reduziert, das auf der Tiefgarage unter dem Platz laste. Der frühere Brunnen werde dann mit Pflanzsubstrat (Blumenerde) gefüllt. Spätestens Ende Oktober solle es so weit sein, dass das neue Beet bepflanzt werden könne. Und zwar, wie Runge erklärte, mit klimaresistenten Staudenpflanzen, die man nur wenig gießen müsse. Zudem solle das rundliche weiße Technikgebäude am Tiefgaragen-Zugang mit Drahtseilen versehen werden, an denen Rankpflanzen emporklettern könnten. Insgesamt 25 000 Euro solle die Umgestaltung kosten, bezahlt werde sie mit dem Förderprogramm-Geld.
Auch der übrige Epinayplatz soll möglichst schön begrünt und beschattet werden, so Runge weiter. Denn im Sommer heize sich der Platz stark auf. Allerdings gebe es da die Einschränkung, dass nun einmal die Tiefgarage unter dem Platz sei und deshalb dort keine Bäume gepflanzt werden könnten. Zudem werde der Platz multifunktional genutzt, so werde dort beispielsweise Raum für den Wochenmarkt gebraucht und für Stände bei Herbsttreiben und Weihnachtsmarkt. Möglich sei aber, eine Pergola vor der Häuserzeile mit dem Tegut-Geschäft aufzustellen. Das Pegola-Dach solle bewachsen sein, darunter würden Sitzelemente und Spielmöglichkeiten für Kinder installiert, ein Wipptier zum Beispiel. Zwischen Holzweg und Glaspyramide könnten mobile Sitzelemente, kombiniert mit Pflanzkübeln platziert werden. Für größere Veranstaltungen könnten sie beiseite geräumt werden. Die Beete entlang der Kumeliusstraße sollen aufgewertet werden. Auch dort sind zusätzliche Sitzmöbel sowie Kinder-Spielmöglichkeiten vorgesehen. Begonnen werden sollen diese Arbeiten nach dem Herbsttreiben. Die Kosten für die Maßnahme betragen rund 147 000 Euro und würden ebenfalls aus den Fördermitteln finanziert.
Der derzeit triste Chopinplatz unterdessen könne erst verschönert werden, wenn die beiden Häuser Holzweg 8 (frühere Commerzbank) und Holzweg 3-9 („Das Boot“) abgerissen und durch neue ersetzt seien. Das sei für das vierte Quartal 2024 vorgesehen. An deren Stelle solle ein Wohn- und Geschäftshaus-Ensemble entstehen: Im Holzweg 8 werden 18 Wohnungen und zwei bis drei Gewerbeeinheiten errichtet, in der Holzwegpassage 3-9 ebenso 18 Wohnungen und zwei bis drei Gewerbeeinheiten, alle mit einer gemeinsamen Tiefgarage. Der Chopin-Platz werde dann begrünt und der Übergang zur Holzwegpassage heller gestaltet. So solle die Holzwegpassage mit dem Holzweg und Epinay-Platz miteinander verwachsen und das Zentrum als Ganzes wahrgenommen werden können.
Auch der Berlebach-Platz hinter der Stadthalle werde weiter im Blick behalten, betonte Runge. Derzeit werde er aber noch als Lagerplatz für die benachbarte Baustelle gebraucht, das sei noch bis Ende des Jahres so vorgesehen.
Außerdem entwickle die Stadt derzeit ein Beratungskonzept zur Fassadenbegrünung für private Eigentümer, sagte Latsch. Eine Fassadengestaltungs-Fibel solle dazu gehören mit Ratschlägen auch zu farblicher Gestaltung, Beklebung und Licht.
Damit sich Passanten und Besucher bei all den Baustellen zurechtfinden, hat die Stadt zudem ein Kommunikationskonzept namens „Auf die Zukunft bauen“ entwickelt. Dabei wird mit Bannern und Plakaten in einheitlicher Gestaltung über die Bauaktivitäten informiert. So solle den Sorgen der anliegenden Geschäfte Rechnung getragen und den Kunden Orientierung geboten werden.



