1. Startseite
  2. Region
  3. Hochtaunus
  4. Oberursel

Oberursel: Feld fürs Gefahrenabwehrzentrum ist bereitet

Erstellt:

Von: Christiane Paiement-Gensrich

Kommentare

Abgeräumt: Das Gelände für das künftige Gefahrenabwehrzentrum ist gerodet.
Abgeräumt: Das Gelände für das künftige Gefahrenabwehrzentrum ist gerodet. © cg

Mehr als 35 Millionen Euro darf das neue Feuerwehrhaus nicht kosten.

Oberursel -Orangefarbene Bagger und Container stehen auf aufgewühlten Erdreich. Nur zwei Schilder an den einstigen Eingangstoren zeugen noch von der Kleingartenanlage „Schinnwiese“. Das Gelände zwischen der Hans-Thoma-Schule, dem Areal des Dampfbahnclubs Taunus und der Lahnstraße ist abgeräumt worden. In rund einem Jahr soll es hier richtig losgehen mit den Bauarbeiten für das neue Oberurseler Feuerwehrhaus. Dass jetzt schon gerodet wurde, hat mit der Brut- und Setzzeit zu tun, erklärt Stadtkämmerer Jens Uhlig, der für das städtische Großprojekt „Gefahrenabwehrzentrum“ (so die offizielle Bezeichnung für das künftige super-moderne Feuerwehrgebäude) verantwortlich ist. Zwischen März und September dürfen keine Rodungs-Arbeiten durchgeführt werden.

Entstehen soll hier ein Gebäudekomplex mit Innenhof. Ein zweigeschossiges Gebäude mit Fahrzeughalle im Erdgeschoss soll parallel zur Lahnstraße gebaut werden. Daran anschließend ist ein dreigeschossiger Gebäudeteil mit Übungsturm geplant. Hinzu kommt ein zweigeschossiges Nebengebäude entlang der westlichen Grundstücksgrenze mit Lagerflächen und einer Hausmeisterwohnung.

Das Gefahrenabwehrzentrum, kurz „GAZ“, wird der neue Standort der Freiwilligen Feuerwehr Oberursel-Mitte. Hier soll künftig auch die Einsatzleitstelle für die gesamte Stadt beheimatet sein. Zudem werden dort der Werkstatt- und Technikbereich und der zentrale Übungsstandort für alle Oberurseler Wehren untergebracht. Außerdem sind Schulungsräume geplant. Und die Halle soll Platz für 23 Fahrzeuge bieten.

„In der Verrauchungsanlage üben die Feuerwehrleute, sich unter Atemschutz und mit dem Schlauch in den Händen, in einem Gebäude zu orientieren“, erklärt Uhlig. In der Werkstatt werden nach den Einsätzen Atemschutzgeräte, Schläuche und Pumpen gewartet.

Etwas ganz Besonderes ist die „Heißausbildung“, eine gasbetriebene Anlage, in der Feuer zu Trainingszwecken simuliert wird. „Das gibt es hier im Kreis in keinem einzigen Feuerwehrhaus“, weiß Uhlig. Allein, bekanntlich muss die Stadt sparen. Und so fügt der Kämmerer hinzu: „Diese Anlage können wir nur bauen, wenn der Kreis vollumfänglich die Kosten für Erstellung und Betrieb übernimmt.“ Derzeit laufen die Verhandlungen.

Ruheräume müssen warten

Aufs Geld schauen muss die Stadt auch bei weiteren Ausstattungs-Themen für das Gefahrenabwehrzentrum. „Das Budget ist auf 35 Millionen Euro gedeckelt“, erklärt Uhlig. Nach den derzeitigen Planungen werde mit 34 Millionen Euro gerechnet, plus einer Million als Sicherheitspuffer. „Wir haben mit der Feuerwehr einvernehmlich überlegt, wie man das Projekt günstiger machen kann“, so Uhlig. So bräuchten die Lagerräume zum Beispiel keine Decken. „Da sieht man dann eben die Versorgungsschächte und Kabel.“ Auch der Innenausbau der Ruheräume müsse warten. „Wir erstellen zunächst nur den Rohbau.“ Diese Räume seien dafür gedacht, dass sich Feuerwehrleute bei Großeinsätzen zwischendurch ausruhen können und sogar die Möglichkeit haben, von den Räumen aus in ihrem „Haupt-Job“ zu arbeiten, ähnlich wie beim „Homeoffice“. So lange die Räume nicht fertig seien, könnten sich die Einsatzkräfte aber in den Schulungsräumen ausruhen.

Fest eingeplant unterdessen seien die Büros für die Stabsstelle Brand- und Zivilschutz der Stadtverwaltung. Der Hintergrund: Bei einer Stadt von der Größe Oberursels mit fast 50 000 Einwohnern seien einfach auch ständig kleinere Einsätze zu absolvieren, wie Türöffnungen und die Kontrolle ausgelöster Rauchmeldeanlagen. „Wir haben aber nur einen hauptamtlichen Feuerwehrkollegen, nämlich den Stadtbrandinspektor“, erklärt Uhlig. Da helfe es, dass die Verwaltungsmitarbeiter für Brand- und Zivilschutz zugleich Mitglieder der Freiwilligen Feuerwehr seien. So könnten sie bei Bedarf problemlos ihre Verwaltungsarbeit liegen lassen und ausrücken, denn ihr Arbeitgeber sei ja die Stadt. „Diese Konstruktion haben wir seit einigen Jahren“, so Uhlig weiter. Im alten Feuerwehrhaus an der Marxstraße sei die Stabsstelle Brand- und Zivilschutz derzeit in einer umfunktionierten Wohnung untergebracht.

Jetzt also ist an der Lahnstraße das „Feld“ bereit für weitere Vorbereitungen fürs neue GAZ, wie Erdaushub und eventuelle Gelände-Modellierungen. Derzeit seien aber Planungsbüros noch mit den Ausschreibungsplanungen beschäftigt. „Da geht es um Details, wie die Frage, in welchen Raum wie viele Lichtschalter an welche Stellen gesetzt werden sollen“, erklärt Uhlig.

Ein Generalunternehmer solle das Projekt dann verwirklichen, dafür werde es europaweit ausgeschrieben. Insgesamt rechne die Verwaltung mit rund zwei Jahren Bauzeit. „Einzug wäre 2026.“ Der Standort sei ideal, alle Stadtteile seien von der Lahnstraße aus gut und schnell zu erreichen. Zum Einsatzgebiet der Oberurseler Wehren gehörten zudem Abschnitte der Autobahn 661, der B 455 neu und der Kanonenstraße bis kurz unterhalb des Feldbergs.

Dass das Gefahrenabwehrzentrum gebaut werden müsse, steht für Uhlig außer Frage: „Es dient der Sicherheit. Die Infrastruktur, die wir im Moment haben, wird einer Stadt von der Größe Oberursels nicht gerecht.“

Das Gebäude an der Marxstraße aus dem Jahr 1977 sei sanierungsbedürftig und entspreche den heutigen Arbeitsschutzanforderungen nicht. Den Neubau hatten die städtischen Gremien im Rahmen des gültigen Bedarfs- und Entwicklungsplanes schon im Jahr 2009 beschlossen.

Nur ein Schild hinter dem Bauzaun zeugt noch von der Kleingartenanlage „Schinnwiese“.
Nur ein Schild hinter dem Bauzaun zeugt noch von der Kleingartenanlage „Schinnwiese“. © cg

Auch interessant

Kommentare