Trampelpfade sorgen für Ärger: Landwirte bitten um mehr Rücksicht

Landwirte in Oberursel bei Frankfurt setzen sich gegen Trampelpfade und Hundekot auf ihren Feldern ein. Sie hoffen auf mehr Rücksichtnahme.
Oberursel – Wer mag das nicht: entspannt durch Feld und Flur spazieren und sich die frische Luft um die Nase wehen lassen. Gerade in diesen pandemischen Zeiten haben viele die Runde im Freien für sich (wieder)entdeckt, und die Stierstädter Landwirte Klaus-Peter Sulzbach und Heinz Leber sowie Pferdepensionswirt Tim Seidenthal vom "Sonnenhof" haben auch überhaupt nichts dagegen, wenn Menschen an ihren Feldern und Wiesen auf dem Areal in der Wiesenmühle entlang spazieren - aber eben entlang und nicht mittendurch!
"Was mich ärgert, ist die Zunahme der Trampelpfade, weil die Leute sich ihre Abkürzungen suchen", so Tim Seidenthal. Hinweisschilder, die er an seinen Wiesen an vor die Trampelpfade gespannte Seile gehängt hat, haben nicht lange gehalten. "Die wurden einfach durchgeschnitten und beschädigt", berichtet der Sonnenhof-Inhaber im Gespräch mit dieser Zeitung.
Oberursel bei Frankfurt: Landwirte werben für Rücksicht auf Äcker
Trotz dieser Erfahrung wagt er jetzt zusammen mit Ortslandwirt Klaus-Peter Sulzbach und dem Vorsitzenden der Ortsbauernschaft Stierstadt Heinz Leber einen weiteren Versuch. Auf neuen Bannern werben sie für mehr Rücksicht und wenden sich dabei auch an diejenigen, die mit ihren Hunden Gassi gehen. Die Hinterlassenschaften der Vierbeiner sind ein echtes Problem, auch vor dem Hintergrund, dass sich in der Pandemie viele einen vierbeinigen Begleiter zugelegt haben.
Denn aus dem Gras, das dort wächst, wird schließlich Heu, mit dem Tiere gefüttert werden. "Der Kot aber verunreinigt das Futter. Durch die Feuchtigkeit entsteht beim Lagern Schimmel. So können Krankheiten übertragen werden", erklärt Klaus-Peter Sulzbach. Ganze Heubatzen werden auf diese unappetitliche Weise unbrauchbar.
Oberursel bei Frankfurt: Brut- und Setzzeit beachten
Die drei Männer weisen außerdem darauf hin, dass in den Futterwiesen Tiere wie Hasen und Rebhühner unterwegs sind und dort ihre Rückzugsräume haben. Zu ihrem Schutz sei es wichtig, die seit dem 1. April und bis Mitte Juli geltende Brut- und Setzzeit zu beachten und die Tiere nicht unnötig aufzuscheuchen. Und: Die Wiesen hätten noch eine weitere Funktion. Mit ihrer Bewirtschaftung, also dem zweijährlichen Schnitt, werde der Verbuschung durch wild wuchernde Brombeeren vorgebeugt.
Wie gesagt, Sulzbach, Leber und Seidenthal geht es nicht darum, Spazier- und Gassigänger zu verscheuchen. Die Wiesen komplett einzuzäunen ist für sie keine Option. Mit ihren ganz bewusst in freundlichem Ton gehaltenen Bannern möchten sie vor allen eines: aufklären.
Oberurseler Landwirte: „Die Klappe runtergefallen“
"Es ist ja meistens die Unwissenheit bei den Menschen. Die denken sich nichts dabei, wenn sie kreuz und quer laufen", meint Seidenthal. Und damit nicht genug: Er hat zusätzlich zu den vorhandenen festen Wegen extra Wiesenränder gemäht und gemulcht, um so Geh- und Spazierwege zu schaffen, damit eben keine weiteren Trampelpfade mehr entstehen.
Zusammen mit seinen Mitstreitern hofft er nun, dass die ergriffenen Maßnahmen eine breite Wirkung zeigen. Jedenfalls mehr als die persönlichen Einzelansprachen vor Ort. Dabei würden die meisten Angesprochenen das Anliegen der Landwirte auch einsehen und nur in Ausnahmefällen zu Ausreden greifen, wie die, von der Heinz Leber zu berichten weiß. Auf den Hinweis, dass die Wiesen bitte gemieden werden sollten, antworteten ihm Spaziergänger: "Der Bauer hat es mir erlaubt". Pech bloß, dass Leber selbst dieser Bauer war. "Als ich denen das gesagt habe, ist denen die Klappe runtergefallen", erzählt er.
Oberursel in der Nähe von Frankfurt: Landwirte auf sich gestellt
Gab es zu früheren Zeiten noch den "Feldschütz", der in öffentlichem Auftrag im Feld und auf den Wiesen nach dem Rechten schaute, wie Klaus-Peter Sulzbach aus Erzählungen weiß, sind die Landwirte und der Pferdehofinhaber heute im Grunde auf sich selbst gestellt, wenn es um den Schutz ihres Areals geht. Umso mehr wünschen sie sich, dass möglichst viele Menschen ihrer Bitte folgen und so mithelfen, die Futterwiesen zu schützen. (Gabriele Calvo Henning)
Erst im April haben die Landwirte in Oberursel bei Frankfurt ihren Unmut über den Bau der neuen Radschnellwege geäußert.