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Oberursel: Glitzernde Zeugen von Milliarden Jahren Erdgeschichte

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Bestimmte Mineralien fluoreszieren unter UV-Licht.
Bestimmte Mineralien fluoreszieren unter UV-Licht. © caro

Die Mineralien- und Fossilienbörse hat auch nach der Pandemiepause nichts von ihrer Faszination verloren.

Oberursel -Eintauchen in die faszinierende Welt der Mineralien und Fossilien, das konnten Interessierte am Wochenende in der Stadthalle Oberursel. 50 Aussteller präsentierten glitzernde Steine und versteinerte Überreste von Fischen und schneckenähnlichen Tieren.

„Die meisten Sammler, die hier ausstellen und verkaufen, kommen aus dem erweiterten Rhein-Main-Gebiet, also etwa 250 Kilometer rund um Frankfurt, es gibt aber auch Vertreter aus der Schweiz und Österreich“, berichtet Sascha Staubach, Mitglied des Arbeitskreises Geologie - Mineralogie des Heimat- und Geschichtsvereins Oberursel, der die Veranstaltung ausrichtet. Im Hauptberuf Geologe und Mitarbeiter am Dekanat des Fachbereichs Geowissenschaften/Geografie begeisterte sich Staubach schon als Kind für die Welt der Steine. Inzwischen kann er nicht nur auf eine beachtliche Sammlung zurückblicken, sondern hat auch umfangreiches Wissen in seinem Spezialgebiet angehäuft. „Grundlage der Entstehung von Mineralien ist immer ein Kristallisationsprozess“, erklärt der Experte, „also der physikalische Vorgang der Verhärtung bei der Bildung und beim Wachstum von Kristallen.“ Entscheidend dafür, welche Mineralien entstehen, ist der Ausgangsstoff der Erdkruste. So müssen für die Entstehung von Quarzen beispielsweise Silikate vorhanden sein. Pyrit, auch Katzengold genannt, besteht aus Eisen und Schwefel, für den Malachit ist die Anwesenheit von Kupfer verantwortlich. Die vorhandenen Schwermetalle liefern die Farbe der Mineralien, so ist eine metallisch-rote Färbung etwa typisch für Kupfer.

Eine Sonderrolle nimmt der Bernstein ein. Das Harz, aus dem er besteht kristallisiert nicht, sondern wird unter hohem Druck erhärtet. Und das ist nicht die einzige Besonderheit, die der Stein aufweist, gehört er doch auch zu den fluoreszierenden Mineralien, einer Gruppierung, der sich Georg Oppermann unter anderem verschrieben hat. „Es gibt nur ganz wenige Dinge, die unter UV-Licht fluoreszieren, also im Dunkeln aufleuchten, so etwa einige Mineralien, Schnecken und Schmetterlinge“, berichtet Oppermann, ebenfalls Mitglied des Arbeitskreises und bis vor wenigen Jahren Organisator der Messe, ehe Sascha Staubach das übernahm und zeigt auch gleich ein Beispiel: Mit einer speziellen Taschenlampe beleuchtet, fängt der Rubin an, rot zu leuchten, der baltische Bernstein weiß und der Sumatra Bernstein blau.

Fündig zu werden ist schwieriger geworden

Auch den Fossilien ist Oppermann zugewandt, so hat er zum Beispiel ein vollständig erhaltenes versteinertes Exemplar einer ausgestorbenen Gattung prähistorischer Rochenfische im Programm. Mit circa 60 Millionen Jahren alten Haifischzähnen kann Frank Wenzel aufwarten, der darüber hinaus mit Begeisterung mit seiner Frau im Mansfelder Land unterwegs ist, um dort auf alten Halden und Hüttengeländen des Kupferabbaus nach Mineralien zu suchen.

„Insgesamt ist es in Deutschland aber deutlich schwieriger geworden, noch fündig zu werden“, erklärt Wenzel, was die meisten Sammler berichten. Voraussetzung für das Schürfen von Mineralien sind Bergbau oder Steinbrüche. Ersteren gibt es kaum noch, Steinbrüche werden nach heutigen Sicherheitsstandards betrieben und dürfen daher häufig nicht betreten werden. Der Mineralien- und Fossilienmarkt ist daher in diesen Zeiten ein internationaler, häufiger Fundort von Smaragden, Aquamarinen, Amethysten, Achaten oder auch seltenen Mineralien wie dem Turmalin sind daher Brasilien, Madagaskar, Amerika oder auch Australien. Dort werden die Jahrmillionen alten Steine in mehreren Stufen gewonnen. Wenzels Haizähne beispielsweise stammen aus Marokko. „In einem mehrstufigen Verfahren wird das Gestein erst mit einer Brechstange großzügig freigelegt“, erklärt Frank Menzel die Vorgehensweise, „anschließend kommt immer filigraneres Werkzeug zum Einsatz, bis schließlich feinste Meisel die letzten Schichten beseitigen.“

Was alle Aussteller zu einen scheint, ist eine bereits im Kindesalter beginnende Begeisterung für die Welt der bunten Steine. Deutlich wird dies auch am Stand des Instituts für Geowissenschaften der Uni Mainz, an dem immer wieder Kinder haltmachen, um einen Blick durchs Mikroskop zu werfen oder die Werkzeuge der Geologen kennenzulernen. So auch Emilia Gorny, die mit ihrem Vater Dirk hier ist. „Wir waren schon in Bergwerken, in der Grube Fortuna in Solms-Oberbiel und im Deutschen Vulkanmuseum“, erzählt Dirk Gorny von der Leidenschaft seiner Tochter. „Mir gefallen vor allem die ganz hellen Edelsteine“, beschreibt die achtjährige Emilia ihre Begeisterung, die an den Edelstein-Ständen auf den Weihnachtsmärkten ihren Anfang nahm

Jamie-Lee Heimel und Diana Daubner, die am Stand für ihren Studiengang werben, freuen sich über das Interesse der jungen Besucher. „Es ist im wahrsten Sinne des Wortes eine unendliche Wissenschaft“, so die Sicht der Studentinnen, „immerhin geht es um nicht weniger als die Erdgeschichte.“ Etwa 4,6 Milliarden Jahre ist die Erde alt, ungefähr genauso alt die ältesten Gesteine. Die Faszination, die diese Dimensionen auf die Sammlergemeinde ausübt, erscheint im blinkenden Meer der ausgestellten Edelsteine mehr als nachvollziehbar.

Georg Oppermann zeigt nicht nur Fossilien.
Georg Oppermann zeigt nicht nur Fossilien. © caro
Von Gestein in den Bann gezogen: Geologiestudentin Jamy-Lee Heimel mit den Börsenbesuchern Emilia und Dirk Gorny.
Von Gestein in den Bann gezogen: Geologiestudentin Jamy-Lee Heimel mit den Börsenbesuchern Emilia und Dirk Gorny. © caro

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