Oberursel: Leben und studieren auf einem Traum-Campus

Die Lutherische Theologische Hochschule feiert mit einem großen Tag der offenen Tür ihr 75-jähriges Bestehen.
Sie ist ein Idyll, mitten im Wald, das dazu noch ausgezeichnete Studienbedingungen bietet. Am Sonntag feierte die Lutherische Theologische Hochschule in Oberursel ihr 75-jähriges Bestehen mit einem Tag der offenen Tür. Rektor Professor Dr. Achim Behrens sieht darin auch eine hervorragende Gelegenheit, „zu zeigen, dass es uns gibt“ und junge Menschen für das Studium zu interessieren. Denn trotz der idealen Bedingungen auf dem familiären Campus hat sich auch hier der Traditionsabbau in der Gesellschaft gegenüber der Kirche allgemein bemerkbar gemacht.

„Als ich selbst 1989 hier studiert habe, waren es noch an die 80 Studenten“, erzählt der Rektor, der in der kleinen Gemeinschaft von derzeit 16 Studenten, wie die anderen Professoren auch, gleich mehrere Hüte aufhat. Er ist nicht nur Leiter der Schule, sondern bekleidet hier auch den Lehrstuhl für das Alte Testament. Das ist der dünnen Personaldecke geschuldet, mit der man als kleine, aber feine Hochschule auskommen muss. Dennoch greifen hier alle Rädchen perfekt ineinander, sodass sich die Studenten hier bestens aufgehoben fühlen. Für sie wurde sogar 2022 ein hochmodernes, neues Gebäude eingeweiht, das den Namen „Christiane-Kluge-Haus“ trägt. Bis dahin hatte eine aus der Kriegszeit stammende Baracke als Bibliothek gedient.
Das neue Gebäude beherbergt nicht nur die Büros der Professoren und einige Lehrräume. Vielmehr ist hier mit der Bibliothek das Herzstück des Gebäudes und vielleicht auch des gesamten Campus untergebracht.
Hier lassen sich die Studenten nieder, um sich ganz vertiefen zu können. Unter den 50.000 Medien befinden sich sogar wahre Raritäten aus dem Erbacher Fürstenhaus des 16. Jahrhunderts. „Darüber hinaus pflegen wir einen internationalen Austausch mit Universitäten in Brasilien und den USA“, sagt Achim Behrens, während er auf einen bemerkenswerten Tisch zusteuert. Hier befindet sich die Kirchengeschichte aus der ganzen Welt. Alle Gotteshäuser von Rang und Namen sind hier in Papierform und im Miniaturformat aufgebaut. Dem Adlerauge eines kleinen Besuchers scheint nicht entgangen zu sein, dass sich in diese Sammlung auch der Kölner Dom einreiht. „Da wohnt mein Cousin, da war ich schon mal“, sprudelt es aus ihm heraus.
Auch vor der Tür herrscht eine lockere Atmosphäre, die das Miteinander, das hier stets gepflegt wird, auch widerspiegelt. Jeder packt mit an, um die an diesem Vormittag stets anwachsende Gästeschar zu bewirten. Über allem liegt eine angenehme Duftwolke, die vom Grill herüberweht und Appetit macht. Fleischlos wird man ebenso glücklich, mit einer leckeren Zusammenstellung von selbst gemachten Salaten.
Eine lebendige Gemeinschaft
Alle Mitarbeiter der Theologischen Hochschule sind an ihrer „Corporate Identity“ zu erkennen. Diese besteht aus schwarzen oder weißen T-Shirts mit dem aufgedruckten Logo der Schule. Sie grüßen freundlich und sind offen für Gespräche.
Über allem steht der Eindruck, dass hier eine lebendige, gut funktionierende Gemeinschaft am Werk ist. „Ich selbst wohne hier mit meiner Familie seit 15 Jahren und habe es nie bereut“, sagt der Rektor. Im Übrigen stehen den Studenten hier kleine Apartments, auch mit Balkon, zur Nutzung zur Verfügung. Sogar auf Studenten mit Anhang und Kindern ist man hier eingerichtet in dieser kleinsten theologischen Hochschule, die so viel mehr bietet, als das Auge zunächst erfassen kann. Es lohnt sich also, ein bisschen näher in das Studienangebot einzutauchen. Im Vordergrund stehen zunächst die beiden akkreditierten Studiengänge: Evangelische Theologie mit dem Ziel des kirchlichen Examens (Pfarramt) und Evangelische Theologie mit dem Abschluss Magister/Magistra Theologiae.
Getragen wird die Hochschule von der Selbstständigen Evangelisch-Lutherischen Kirche (SELK). Sie ist Mitglied im Deutschen Evangelischen Fakultätentag und der Hochschulrektorenkonferenz, was sie vergleichbar mit anderen Hochschulen und Universitäten macht. Insofern sei auch ein Studienortwechsel möglich, so der Rektor, während draußen insbesondere am Getränkestand der Besucherandrang an Fahrt aufnimmt. Vor der Hochschul-Mensa sind bereits die Kaffeetassen für den Nachmittag aufgereiht, an dem es weitergehen soll mit dem Unterhaltungsprogramm. „Neben Führungen durch das Gelände werden wir später Live-Musik anbieten“, kündigt Behrens an. Die kleinsten Besucher finden sich hier sowieso auf Anhieb zurecht. Für sie wurde im hinteren Teil eine Hüpfburg aufgestellt, die trotz der ordentlichen Temperaturen gut frequentiert ist.
Überall stehen kleine Grüppchen zusammen und unterhalten sich angeregt. Später gibt es auch noch zwei interessante Impulsreferate von ehemaligen Studenten, die nun beide in unterschiedlichen Teilen von Südafrika unterrichten und von ihrer Arbeit berichten. Die Gäste, darunter auch viele junge Menschen, saugen alle Eindrücke des Tages dankbar auf. Schließlich gehören Leben und Lernen auf dem Campus unzertrennlich zusammen.
Und noch eine gute Nachricht für alle, die sich von diesem Tag haben inspirieren lassen: Normalerweise endet die Frist für die Studieneinschreibung für das kommende Semester am 1. Juli. Man könne sich dennoch für das Wintersemester bis zum 31. Juli einschreiben, so der Rektor. ele
