Oberursel: Schallschutzfassade und Übungsturm

Die Stadtverwaltung stellt Anwohnern und Interessierten das künftige Gefahrenabwehrzentrum vor und erläutert die künftige Verkehrsführung.
Oberursel -Endlich mehr Platz: Das neue Feuerwehr-Zentrum, das an der Lahnstraße gebaut werden soll, wird der Feuerwehr Oberursel-Mitte vernünftigere Arbeitsbedingungen bieten und zudem Katastrophenschutz-Funktion für die gesamte Stadt haben. Auf dem 14 569 Quadratmeter großen Grundstück plant die Stadt das so genannte „Gefahrenabwehrzentrum“ (GAZ) mit einem Hauptgebäude, einem Nebengebäude und einem knapp 26 Meter hohen Übungsturm. Das Gelände (dort waren unter anderem Kleingärten) ist seit Monaten abgeräumt. Möglichst nächstes Jahr soll mit dem Bau begonnen werden. Für Dienstagabend hatte die Stadt zum Infoabend in die Fahrzeughalle des derzeitigen Feuerwehrstandortes in der Marxstraße eingeladen. Rund 120 Bürger waren gekommen.
Dass dort, aus Platznot, jeder Winkel ausgenutzt werden muss, war den Besuchern schnell klar. Es roch nach Waschmittel, weil in der Fahrzeughalle nicht nur die Einsatzwagen untergestellt werden, sondern auch die Einsatzkleidung gewaschen wird. Dort stehen die entsprechenden Waschmaschinen und auch die Schlauchwaschanlage. Außerdem werden vom Feuerwehrhaus aus Großschadenslagen wie die 230 Unwettereinsätze aus der Nacht vom 16. auf den 17. August koordiniert, berichtete Stadtbrandinspektor Valentin Reuter. Auch für solche Zwecke sei am derzeitigen Standort eigentlich nicht genug Platz. Ein modernes Krisenzentrum werde gebraucht. Und vor allem entsprächen die Bedingungen nicht mehr den gesetzlichen Vorgaben zu Arbeits- und Unfallschutz. Bei einer Begehung im vorigen Juli seit der Weiterbetrieb des Feuerwache nur deswegen genehmigt worden, weil der Neubau des GAZ in Sicht sei.
Ursprünglich sollte der Standort Marxstraße ertüchtigt werden, berichtete der stellvertretende Stadtbrandinspektor Andreas Ruhs. Aber eine Erweiterung sei unter anderem deswegen nicht möglich, weil eine Hauptgasleitung über das Grundstück laufe. Die beengten Verhältnisse zeigten sich auch an der wichtigen „Schwarz-Weiß-Trennung“, die in der Marxstraße nicht vernünftig möglich sei, so Ruhs weiter. Gebrauchte Einsatzkleidung (schwarz) dürfe nicht neben der Privatkleidung (weiß) der Feuerwehrleute hängen. Zu groß sei das Risiko, dass sie gefährliche Schwebstoffe und den Schmutz der Einsatzstellen mit nach Hause nähmen, Stichwort „Feuerkrebs-Erkrankungen“.
In lebensfeindlicher Umgebung
Der Wehrführer Oberursel-Mitte, Uli Both, wies darauf hin, dass es derzeit in Oberursel noch keinen Übungsturm für die Feuerwehren gebe. Und dass auch ein Trainingsraum für die „Nass- und Heiß-Ausbildung“ gebraucht werde. „Da geht es um die gefährlichste Aufgabe der Feuerwehrleute, den Brand im Innenraum.“ „Nass“ bedeutet mit Wasser im Schlauch. Für die Heiß-Brandausbildung würden gasbefeuerte Übungs-Brandstellen eingerichtet. Ein solcher Ausbildungsstandort sei dann für alle Feuerwehren des Hochtaunuskreises interessant. Auch eine „Atemschutz-Übungsanlage“ sei im neuen GAZ vorgesehen. „Dort müssen Einsatzkräfte die Rettung in lebensfeindlicher Umgebung, also im Brandrauch, üben. Sie tragen dann gelbe Flaschen mit Atemluft auf dem Rücken und Atemschutzmasken“, erklärte Both. Derzeit befindet sich, laut Stadt, eine Atemschutzübungsstrecke, als Kompromisslösung, im Materiallager des Feuerwehrhauses Oberstedten.
Auf die Sorgen von künftigen Anwohnern wegen Lärmbelästigung, erklärte Reuter, das neue GAZ bekomme eine vorgehängte Schallschutzfassade aus Metall, auf dem Gelände seien diverse Schallschutzwände vorgesehen und es werde Carports geben, die Lärm, etwa beim Zuschlagen von Autotüren, absorbierten. Das Martinshorn werde erst dann eingeschaltet, wenn es notwendig sei, „in den meisten Fällen erst oben an der Kreuzung“. Bei Stau jedoch müsse sich die Feuerwehr mit Blaulicht und Signalhorn ihren Weg bahnen.
Während der Bauzeit würden die Bau-Lkw über die Lahnstraße und eine künftig neu zu erstellende Straße fahren, aber nicht über die Mainstraße, betonte Uli Molter von der städtischen Verkehrsplanung. Die Feuerwehrautos würden bei Alarm über die Lahnstraße ausrücken und nach getaner Arbeit über die Dornbachstraße auf das GAZ-Gelände zurückkehren. Die Kreuzung Lahnstraße/Dornbachstraße werde umgebaut.
Kosten in Höhe von 39 Millionen Euro
Auf die Frage nach der Finanzierung des Bauprojektes antwortete Stadtkämmerer Jens Uhlig (CDU): „Die Stadtverordneten haben eine Preisobergrenze in Höhe von 35 Millionen Euro beschlossen, mit einer jährlichen Kostensteigerung um fünf Prozent.“ Das mache in Summe 39 Millionen Euro. Finanziert werde das neue GAZ einerseits über den Verkauf des derzeitigen Feuerwehr-Standortes in der Marxstraße und andererseits, wie jede Infrastrukturmaßnahme, über Rücklagen und Darlehen. „Am Ende des Tages wird alles über Steuereinnahmen finanziert.“ Als Erlös für die Marxstraße seien rund 16 Millionen Euro geplant, bestätigte er einem Bürger, der danach gefragt hatte. Uhlig fügte aber hinzu, dass das Gebiet auf der Starkregengefahrenkarte verzeichnet sei, er wisse daher nicht, inwieweit dadurch die bauliche Nutzung eingeschränkt werde und ob sich das auf den Erlös auswirken werde.
Anwohnern, die Bedenken zur künftigen Verkehrsführung hatten, erklärte Molter, dass die 35 Pkw-Stellplätze aus der Dornbachstraße verlegt würden, die Garagen jedoch sollten bleiben. Die „Kleine Dornbachstraße“ zwischen Mainstraße und Dillstraße werde Fahrradstraße, Autos dürften nur in Richtung Lahnstraße fahren. Der alte Radweg zwischen Hans-Thoma-Schule und Dampfbahnclub entfalle.
Erster Stadtrat Christof Fink (Grüne) und Uhlig hofften auch, dass, wie von Anwohnern der Dornbachstraße gewünscht, dort bald eine Reduzierung der Höchstgeschwindigkeit für Fahrzeuge verordnet werden könne. Derzeit gilt dort Tempo 50.
Die Bedenken eines Mitglieds des Dampfbahnclubs, dass bei Transporten ihrer Züge in Anhängern künftig das Rangieren schwierig werde, zerstreute Ruhs. Der Dampfbahnclub ist direkt neben dem künftigen GAZ beheimatet. Ruhs sagte: „Wir freuen uns über diese Nachbarschaft, der Wendebereich bleibt erhalten und wenn nötig machen wir gern das Tor auf.“