Oberursel: Tausenden Schülern das Radfahren beigebracht

Polizeioberkommissar Bernd Meffert war 23 Jahre bei der Jugendverkehrsschule. Nun geht er in den Ruhestand.
Oberursel -Bernd Meffert ohne Fahrrad: Dieser Anblick ist selten. Der 60-Jährige fährt nicht nur täglich mit dem Rad zur Arbeit, sondern tritt auch in seiner Freizeit gerne und oft in die Pedale. Und: Das Zweirad gehört auch zu seinem Arbeitsgerät. Seit mehr als 23 Jahren ist Meffert Teil des Teams der Jugendverkehrsschule der Polizeidirektion Hochtaunus. In dieser Funktion hat er Generationen von Grundschülern die Verkehrsregeln beigebracht, in Theorie und Praxis. Jetzt verabschiedet sich der Polizeioberkommissar zum Ende des Schuljahres in den Ruhestand. „Damit geht für uns eine Ära zu Ende“, sagt Mefferts Chef, Oliver Link, Leiter der Verkehrspolizei Hochtaunus. „So lange wie er war noch nie ein Kollege bei der Jugendverkehrsschule im Einsatz.“
Begonnen hat Meffert seine Laufbahn bei der Polizei ganz klassisch mit Schichtdienst. „Früher war ich im Bereitschaftsdienst, später dann im Streifendienst“, erzählt er. Meffert ging zur Ermittlungsgruppe nach Bad Homburg. „Im Jahr 2000 kam die Anfrage, ob ich zur Jugendverkehrsschule wechseln möchte“, blickt er zurück. „Mein Sohn war damals acht Jahre alt, deshalb konnte ich mir sofort gut vorstellen, mit Kindern in dieser Altersgruppe zu arbeiten.“ Meffert absolvierte einen pädagogischen Lehrgang. „Danach wurde ich von einem Kollegen eingearbeitet, und es ging los mit dem Verkehrsunterricht“, erzählt er.
Zuständig ist Meffert für alle Grund- und Privatschulen in Oberursel, Kronberg, Königstein und Steinbach. „Allein in diesem Schuljahr habe ich 51 Klassen betreut“, berichtet er. Vom Frühjahr an bis weit in den Herbst hinein ist er mit den Schülern auf den Straßen unterwegs mit dem Ziel, ihnen das sichere Fahren mit dem Rad beizubringen.
„Die Schülerzahlen wachsen immer mehr. Wenn dann auch noch das Wetter schlecht ist, müssen wir oft bis in den November hinein mit den Kindern unterwegs sein“, erklärt er. Die praktische Radausbildung findet, je nach Gegebenheiten, direkt an den Schulen statt, oder auf dem Verkehrsübungsplatz in Stierstadt. „Der Platz wurde 1973 eingeweiht und war damals der erste Verkehrsübungsplatz im Kreis“, informiert er. Nach dem Theorieunterricht und zwei Praxis-Tagen im „Schonraum“ Schulhof oder auf dem Übungsplatz geht es zwei Tage in den realen Straßenverkehr. „Wir sind dann mit den Viertklässlern in kleinen Gruppen unterwegs, aber nur in Wohnstraßen, nicht auf Hauptverkehrsstraßen, das wäre einfach noch zu viel“, betont Meffert. „Dafür ist das Spektrum zu groß“, erläutert er. „Manche Kinder können noch nicht so gut Radfahren, andere dagegen schon sehr gut, das gibt es in jeder Klasse große Unterschiede.“
Rücksichtslosigkeit nimmt zu
Unterschiedlich seien die Reaktionen der Autofahrer auf die Schülergruppe. „Mal schenken Autofahrer den Kindern die Vorfahrt, was auch nicht optimal ist. Die Kinder sollen ja lernen, die Vorfahrtsregeln zu verinnerlichen“, meint er. Was hingegen bedauerlicherweise zunehme, sei die Rücksichtslosigkeit vieler Autofahrer - eine Beobachtung, die Meffert auch machen muss, wenn er alleine mit dem Rad unterwegs ist. „Sehr oft nehmen andere Verkehrsteilnehmer den Kindern die Vorfahrt, fahren zu schnell oder halten zu wenig Abstand beim Überholen der Gruppe“, beobachtet Meffert.
Benotet werden die praktischen Übungen übrigens nicht. „Wir wollen die Kinder nicht unter Druck setzen“, meint Meffert. Was den Verkehrsunterricht betreffe, fange das Team der Jugendverkehrsschule nicht bei Null an. „Die Lehrer bereiten die Kinder sehr gut vor.“ Doch Meffert war neben dem Vermitteln der Verkehrsregeln und der Fahrradausbildung immer noch eine Sache wichtig: „Die Mädchen und Jungen sollen stressfrei Kontakt zur Institution Polizei haben“, berichtet er. Direktes Feedback gebe es zwar kaum, aber dennoch freut es Meffert, wenn er in Gesprächen mit Eltern oder Lehrern merkt, dass der Besuch der Jugendverkehrsschule bei den Schülern nachhaltig sei. „Wir vermitteln über die Verkehrsregeln hinaus beispielsweise auch, wie die Schüler Streit schlichten“, fügt er hinzu. Ein Großteil seines Jobs war zwar die Betreuung der Schulen, aber der Polizist war auch bei anderen Einsätzen unterwegs. „Beispielsweise bei Radrennen oder Festen“, sagt er.
Und was wird der zukünftige Ruheständler vermissen? „Auf alle Fälle den Kontakt zu den Schulen. Mit den Kindern zu arbeiten, hat mir immer sehr großen Spaß gemacht. Auch der Draht zu den Lehrern und zur Schulleitung war immer super“, verrät Meffert. „Oft habe ich mich fast schon als Teil des Kollegiums gefühlt.“
Auch künftig wird Meffert sich täglich aufs Rad schwingen und in die Pedale treten. „Auf alle Fälle werde ich mich auch um unseren großen Garten kümmern. Und wieder mehr Zeit für das gemeinsames Hobby Tanzen finden“, erklärt Meffert, der mit seiner Frau seit zehn Jahren in dem von ihnen gegründeten Tanzkurs des TV Bommersheim aktiv ist.