Oberursel: Trinkwasser wird teurer

Der Kubikmeterpreis steigt zum 1. Juli von 2,17 auf 2,78 Euro.
Oberursel -Wer in Oberursel den Wasserhahn aufdreht, der verbraucht derzeit noch das billigste Wasser im ganzen Hochtaunuskreis. 2,17 Euro kostet ein Kubikmeter netto (ohne Umsatzsteuer) - noch. Am 1. Juli wird sich das ändern, der Kubikmeter-Preis soll auf 2,78 Euro steigen. Damit wird das Wasser unter anderem teurer als in den Nachbarstädten Bad Homburg (2,39 Euro pro Kubikmeter) und Kronberg (2,41 Euro pro Kubikmeter). Es bleibt aber unter dem Preis, der in Steinbach (2,95 Euro pro Kubikmeter) und Friedrichsdorf (2,97 Euro pro Kubikmeter) gezahlt werden muss. Der Oberurseler Haupt-, Finanz- und Digitalisierungsausschuss hat der Erhöhung mehrheitlich zugestimmt. Am Donnerstag, 29. Juni, hat das Stadtparlament das letzte Wort.
Seit elf Jahren sei der Wasserpreis konstant, erklärte Stadtkämmerer Jens Uhlig (CDU). Der Grund für die Erhöhung: Die Kosten für Material seien wegen des Ukraine-Krieges sprunghaft gestiegen. Und die Personalkosten seien aufgrund der Tariferhöhung im öffentlichen Dienst größer geworden, berichtete Stadtwerke-Geschäftsführerin Julia Antoni. Hinzu kämen noch Kosten für Energie und für Tiefbauarbeiten. Unter anderem sei die 2020 eingeweihte Ultrafiltrationsanlage an der Hohemark für 3,5 Millionen Euro gebaut worden. Mit Hilfe der super-modernen Anlage werden auch Bakterien und Viren aus dem Wasser entfernt, so dass das Oberurseler Wasser nicht mehr gechlort werden muss. Die Stadt sei zudem in der glücklichen Lage, eigene Quellen nutzen zu können. Sie reichten für 93 Prozent des in Oberursel benötigten Wassers.
Ein Ein-Personen-Haushalt, der 50 Kubikmeter Wasser im Jahr verbrauchte, musste bisher (inklusive Grundgebühr und Umsatzsteuer) 129,17 Euro zahlen. Künftig steigt dieser Preis um 32,64 Euro auf 161,81 Euro. Ein Vier-Personen-Haushalt mit einem Jahresverbrauch von 150 Kubikmeter zahlt künftig insgesamt 459,27 Euro pro Jahr. Das sind 97,91 Euro mehr als bisher.
„Das wichtigste Lebensmittel“
Michael Planer (Unabhängige Liste Oberursel, ULO) fand die Erhöhung unglücklich und stimmte dagegen: „Eine Erhöhung um 28 Prozentpunkte ist aus heutiger Sicht sehr kritisch zu sehen“, sagte er. Und: „Besser wäre eine Erhöhung alle zwei Jahre gewesen.“ Auch Ingmar Schlegel (Linke) stimmte gegen die Erhöhung und sprach sich für verbrauchsabhängige Wassergebühren aus. So werde nicht mehr Wasser verbraucht, als unbedingt benötigt, meinte er.
Lothar Köhler (CDU) betonte, auch die Kooperation aus seiner Partei und den Grünen habe sich mit der Gebührenerhöhung schwergetan. Aber alle, die in den vergangen Jahren in Oberursel gelebt haben, hätten von den niedrigen Wassergebühren profitiert. SPD-Fraktionschefin Elenor Pospiech betonte: „Es macht hier keinem Spaß, Gebühren zu erhöhen.“ Sie wies aber darauf hin, dass das Oberurseler Leitungswasser eine so gute Qualität habe, dass sich niemand Trinkwasser in Flaschen kaufen müsse. „Da hat jeder sein persönliches Einsparpotential.“ Das Leitungswasser sei das am besten kontrollierte Lebensmittel. Andreas Bernhardt (OBG Freie Wähler) wies darauf hin, dass die Wasserversorgungskosten nur wenig mit dem Wasserverbrauch zu tun hätten. Teuer seien vor allem der Unterhalt von Leitungen und Pumpen sowie die Lebensmittelkontrolle. Immerhin sei das Trinkwasser „das wichtigste Lebensmittel, das wir haben“.
Uhlig wies zudem auf einen paradox anmutenden Sachverhalt hin: Wird weniger Wasser verbraucht, als kalkuliert, entsteht in der Bilanz ein Verlust, so dass die Gebühren erhöht werden müssen. Wird dagegen mehr Wasser verbraucht, als berechnet, entsteht in der Bilanz ein Gewinn, so dass die Gebühren danach gesenkt werden können.