Oberursel: Ukraine-Spendenaktion bringt über 25 000 Euro

Angesichts der großen Not will Dr. Lars Manderbach aus Oberursel weitermachen. Über direkte Kontakte kommt die Hilfe gezielt an.
Oberursel -Der Oberurseler Orthopäde Dr. Lars Manderbach ist immer noch tief beeindruckt. Sein Spendenaufruf für medizinische Produkte, der mit einer Mail an die Mitglieder des Oberurseler Kulturvereins Kunstgriff vor wenigen Wochen anfing, hat so viele Unterstützende gefunden, dass in kürzester Zeit über 25 000 Euro zusammengekommen sind. "Nach dem Aufruf hat mein Handy ständig gebrummt. Andauernd kamen Meldungen über neue Spenden auf das Paypal-Konto", so Manderbach. Beträge von 50 Euro bis hin zu 500 oder gar 1000 Euro gingen ein. Er weiß, dass es nicht allen leicht fällt, Geld zu geben. Gespendet aber wird dennoch. Die Menschen wollen helfen. Etliche Spenderinnen und Spender kennt Manderbach als Kunstgriff-Mitglied persönlich, andere nicht, auch ihnen dankt er für ihr Vertrauen.
Das eingegangene Spendengeld hat der Orthopäde mit eigener Praxis in Frankfurt unter anderem für fünf schusssichere Westen und in Höhe von 10 000 Euro für Verbandsmaterial, das er zum Einkaufspreis bekommen hat, eingesetzt. Für 7 000 Euro konnte er über eine Klinikapotheke in Wiesbaden vergleichsweise günstig Medikamente einkaufen. Auch eigene Mittel setzt Manderbach ein. Orientiert hat er sich an einer Liste, die er über einen Fachkollegen, der selbst aktiv hilft, bekommen hat. Dieser habe einen direkten Draht zu den Ärzten im Krankenhaus Czernowitz, gibt der Arzt Auskunft.
Zusammen mit Freunden und Aktiven vom Kunstgriff hat er die Hilfsgüter am vorvergangenen Wochenende in einem voll gepackten Wohnmobil und mit einem Transporter nach Eschwege und dort zur Spedition Hoppe gebracht. Das Inhaber-Ehepaar engagiert sich seit Jahrzehnten und bringt Hilfsgüter in _Krisengebiete - früher in den Kosovo und jetzt in die rumänisch-ukrainische Grenzregion.
"Wir sind in Eschwege unglaublich freundlich empfangen worden" berichtet Manderbach. Um 21 Uhr hätten mehrere Helfer die Kisten mit den Hilfsgütern ausgeladen und direkt auf bereitstehende Paletten gepackt. Man habe dann auf dem Hof der Spedition im Wohnmobil übernachten können. Sogar zum Frühstück habe sie das Ehepaar Hoppe eingeladen. "Bis wir zurück kamen, waren der neunzehnte und zwanzigste Lkw voll beladen. Die Berge an Hilfsgütern sind unfassbar", berichtet der Orthopäde beeindruckt.
Die Menschen haben nichts mehr
So richtig unter die Haut aber seien ihm die Berichte der Spediteurin Adriana Hoppe gegangen, die selbst aus Rumänien stammt und Familie in der Zielregion hat. Ihr Vater ist dort Pfarrer. Zusammen mit ihrem Mann Thomas begleitet sie immer wieder Hilfstransporte persönlich. "Sie hat uns berichtet, dass die geflüchteten Menschen wirklich nichts mehr haben." Täglich kämen Geflüchtete in großer Zahl an: Es seien Frauen mit einer Plastiktüte und zwei Kindern auf dem Arm. "Die Menschen frieren, sind übermüdet und hungrig."
Dazu müsse man wissen, so Manderbach im Gespräch mit dieser Zeitung, dass die Menschen auf der rumänischen Seite selbst nicht viel haben und trotzdem versuchen, den Geflüchteten zu helfen, wo es geht und sei es nur mit Matratzen für ein Nachtlager, so der Arzt bewegt und fassungslos zugleich, ob des durch den Krieg entstandenen Elends.
Ursprünglich habe er geplant, es bei der einmaligen Spendenaktion zu belassen, erklärt er weiter. Nachdem er nun von der unvorstellbaren Not direkt über die Hoppes erfahren habe, steht für ihn fest: Er macht weiter, sammelt weiter Geld, um davon vor allem medizinische Hilfsgüter, aber auch alles andere, was nötig ist, zu organisieren und über die Eschweger Spedition zu den Menschen zu bringen. Durch die lokalen Kontakte der Speditionsinhaber sei ein grenzübergreifender Überblick über das, was jetzt am dringensten gebraucht wird, gegeben. Und die Hilfe komme ohne an, ohne dass Gelder in eine größeren Bürokratie und Verwaltung fließen, so Manderbach.
Aus Medienberichten weiß er, dass es in Czernowitz ein autonom organisiertes Verteilungszentrum gibt. In einer ehemaligen Sporthalle würden von ukrainischen Hilfskräften die angelieferten Waren vom Babygläschen über Windeln, schusssichere Westen, OP-Gerätschaften bis zum Nachtsichtgerät verteilt. "Ich mache also weiter und vertraue dabei den sehr gut funktionierenden Hilfsstrukturen und den direkten Kontakten der Familie Hoppe. Weitere Spenden werde ich in direkter Absprache mit ihr investieren."
Wer Dr. Lars Manderbach bei seiner Spendenaktion für geflüchtete Menschen aus der Ukraine unterstützen will, kann dies weiterhin über diese Konten machen: Bei Paypal larsmanderbach@web.de. Bei der Sparda Bank Hessen lautet die Kontoverbindung: Dr. Lars Manderbach, DE 84 5009 0500 0005 4525 29, Stichwort "Schnelle Hilfe".
