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Oberursel: Umspannwerk bedroht Ackerland

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Das bestehende Umspannwerk in der Bommersheimer Feldgemarkung. Es ist eine von sechs großen Umspannstationen im Hochtaunuskreis.
Das bestehende Umspannwerk in der Bommersheimer Feldgemarkung. Es ist eine von sechs großen Umspannstationen im Hochtaunuskreis. © jp

Bommersheimer Landwirte demonstrieren am Dienstag vor dem Rathaus gegen Pläne eine große Transformatorenstation in der Feldgemarkung zu bauen. Am Abend präsentieren die sogenannten Vorhabenträger ihre Pläne den Gremien.

Bommersheim -Dass Land, Grund und Boden, ein hohes Gut, nicht vermehrbar und zugleich gerade im Vordertaunus Gegenstand vielfältiger Interessen ist, zeigt sich vor dem Hintergrund des geplanten Umspannwerks in der Bommersheimer Feldgemarkung. 20 bis 50 Hektar für den Bau an sich und für Ausgleichsmaßnahmen werden benötigt, um das Werk zu errichten.

Bestes Ackerland, das seit Generationen von Bommersheimer Landwirten bewirtschaftet wird und zur Existenzgrundlage der Betriebe gehört. Die Konkurrenz zweier Grundbedürfnisse, Energie und Nahrungsmittel, um die gleiche Fläche veranschaulicht nicht zum ersten Mal, welche großen Herausforderungen in einer hochverdichteten Region wie dem Rhein-Main-Gebiet bewältigt werden wollen. Steigender Strombedarf und die für den Ausbau der erneuerbaren Energien notwendige Erweiterung des Stromnetzes auf der einen Seite, Landwirtschaft und Landschaftspflege auf der anderen Seite. An dieser Stelle gibt es Diskussionsbedarf, so sieht es Steffen Wolf (OBG), Landwirt und Ortsvorsteher in Bommersheim.

„Wir Landwirte sind an unseren Standort gebunden, wir können nicht einfach woanders hingehen“, verdeutlicht Wolf und ergänzt: „Uns gehen immer mehr Flächen verloren, zugleich müssen unsere Betriebe eigentlich wachsen, um zukunftsfähig zu bleiben.“ Ein Widerspruch, der durch das geplante Umspannwerk an Schärfe gewinnt. „Die Argumente für den Bau liegen auf der Hand, wir stellen die Notwendigkeit nicht in Frage“, erläutert Wolf die Sicht der Landwirte. „Aber es kann nicht sein, dass dafür unsere Äcker herhalten müssen.“ Feld also, das nicht nur von den Landwirten bewirtschaftet wird, sondern auch Rückzugsort für Tiere und Nahrungsquelle für Insekten ist, die zukünftig nicht nur weniger Fläche haben, sondern auch Lärm und Beleuchtung rund um das Werk ausgesetzt sind. „Täglich arbeiten wir an einem guten Miteinander hier im Feld, damit jeder den Raum nutzen kann, seien es Freizeitsuchende wie Radfahrer oder Spaziergänger oder die Reiter. Der Erholungswert wird erheblich gemindert mit einem Bauwerk dieser Art“, ist Wolfs Überzeugung.

Hinsichtlich der geplanten Größe geistern viele Zahlen durch den Raum, klar ist bisher aber auf jeden Fall, dass der Neubau ein Vielfaches der Größe des bestehenden Umspannwerks betragen wird, von 10 bis 20 Hektar ist die Rede, zusätzlich werden Ausgleichs- und Tauschflächen benötigt. Eigentümer der betroffenen Flächen wurden bereits angeschrieben, um in Verkaufsverhandlungen einzusteigen.

Auch im Rathaus wird das Thema diskutiert, in einer nichtöffentlichen Informationsveranstaltung am heutigen Dienstagabend, 26. September. Diesen Termin wollen die Bommersheimer Landwirte zum Anlass nehmen, auf ihr Anliegen aufmerksam zu machen, ab 17.45 Uhr rufen sie zur Demo vor dem Rathaus auf.

„Wir wollen in aller Deutlichkeit darauf hinweisen, was der Bau des Umspannwerkes in unserer Gemarkung für unsere Betriebe, für das Leben im Bommersheimer Feld bedeutet“, fasst Steffen Wolf die Intention hinter dem Vorhaben der Kollegen zusammen und fügt hinzu: „Jeder, der sich uns anschließen möchte ist willkommen, ob zu Fuß oder mit dem Traktor.“ Die sogenannten Vorhabenträger haben die Stadt bislang nur informiert, erklärte Bürgermeistern Antje Runge (SPD) gestern den Stand der Dinge. Sie werden heute Abend die Verwaltung, den Haupt-, Finanz- und Digitalisierungsausschuss sowie den Bau-, Umwelt- und Klimaschutzausschuss über ihr Vorhaben informieren. „Wir müssen uns dann ohne die Vorhabenträger erst einmal eine Meinung bilden, dann geht es in weitere Beteiligungsformate, zunächst mit den Eigentümern und Pächtern der Flächen, dann in eine weitere, öffentliche Bürgerbeteiligung“, erläuterte die Rathauschefin. „Erst dann entscheidet die Politik.“ Auch sei die Frage, welchen Einfluss die Stadtpolitik auf ein solches Vorhaben aufgrund gesetzlicher Vorgaben überhaupt hat. Die Bürgermeisterin wird sich jedenfalls ebenso wie die Vorhabenträger der Syna heute an die angemeldete Demo der Landwirte wenden. Auch ob es sich um einen Neubau oder die Erweiterung des bestehenden Umspannwerks handeln soll, hofft sie heute Abend zu erfahren. caro/jo

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