Oberursel: Wasser von oben und unten

Die Gummistiefel-Wanderung bei der „Waldzeit“ gerät nasser als erwartet.
Oberursel -Im März regnete es so viel, wie seit 20 Jahren nicht mehr und auch der April war nicht minder nass. Selbst in der ersten Hälfte des Mai hat der Regen nicht nachgelassen. Nach den drei Dürresommern 2018 bis 2020 sowie der Trockenheit im vergangenen Jahr ist man im Taunus die üppigen Niederschlagsmengen einfach nicht mehr gewohnt.
Was Wald und Wiesen - natürlich auch dem Pflanzen-Wachstum auf heimischen Feldern und Gärten - unglaublich gut tut, versetzt Verantwortliche bei der Planung von Outdoor-Veranstaltungen in Not. Auch Eltern müssen sich in diesem Jahr - wie es vor Jahren ganz normal war - vor einem Ausflug stets wieder die Frage stellen: Was ziehen wir und die Kinder heute am besten an?
Bei der vom Kultur- und Sportförderverein Oberursel im Rahmen der diesjährigen „Waldzeit“ angebotenen Gummistiefelwanderung entlang des Urselbachs war den Eltern zumindest die Wahl des geeigneten Schuhwerks für die Kinder abgenommen. In weiser Voraussicht hatten sie ihre Jüngsten auch in Regenjacken gekleidet.
Kurios: Viele Eltern selbst hatten keinen Regenschutz mitgenommen und sich mit festem Schuhwerk begnügt. Doch die Wanderung mit Naturparkführerin Anne Gladis vom Taunus Informationszentrum urselbachaufwärts sollte sich so ganz anders entwickeln, als es sich so manche der gut 15 Familien - vor allem die Eltern - gedacht hatten. Zum einen führte der Urselbach aufgrund der anhaltenden Niederschläge der vergangenen Wochen so viel Wasser, dass die Kinder kaum Möglichkeit hatten, ihre Stiefel auf Dichtigkeit zu testen. An den allermeisten Stellen rauschten die Wasser vom Quellgebiet am Nordhang der Weißen Mauer an der Wandergruppe vorbei.
Auch dort, wo das Gefälle nicht so groß war und der Bach geruhsamer gen Nidda strömte, war der Wasserstand dennoch so hoch, dass das Wasser umgehend in die Stiefelchen der Kinder geschwappt wäre. Macht nix! Die Kinder zeigten sich unbeeindruckt, gab es doch auch so für sie viel in der Natur zu erkunden.
Im Gänsemarsch führte Gladis ihre Wandergruppe über Ufer- und Auwiesen sowie auf Pfaden abseits des Hauptweges bachaufwärts. Unterwegs lenkte die erfahrene Naturparkführerin die Aufmerksamkeit auf Baumarten, Tierwelt sowie die Geschichte des Urselbachs. Die Natur war wirklich mit allen Sinnen zu genießen, auch ohne dass die Kinder nach Lust und Laune im Bachlauf stapfen konnten.
Doch war ihnen der aufziehende Regen weit weniger bedenklich als so manchen Eltern, die ja in Erwartung eines frühlinghaften Spaziergangs vor allem wärmende Sonnenstrahlen erwartet hatten und auffallend leicht bekleidet waren. Just an der Stelle, da Gladis mit den Kindern einen Nebenstrang des Urselbachs in Gummistiefeln durchwaten wollte, öffneten sich die Schleusen.
Und kaum ergoss sich der nächste Mai-Regen über den Taunus, entschieden sich manche Teilnehmer, schleunigst den Rückweg anzutreten - und das, obwohl ihre Kinder doch perfekt in funktionaler Allwetter-Kleidung ausstaffiert waren. Doch für die unerschrockenen Familien der Exkursion ging es bei kräftig prasselndem Regen mitten hinein in das seichtere Wasser eines Nebenlaufs des Urselbachs.
„Das Projekt ,Waldzeit‘ wurde zu Beginn der Corona-Pandemie vom Kultur- und Sportförderverein ins Leben gerufen und wird seither in Kooperation mit vielen Künstlern und anderen Kooperationspartnern durchgeführt und von der Stadt Oberursel unterstützt“, sagte Harald Strub vom Amt für Kultur, Sport, Integration und Ehrenamt, der die Gummistiefel-Wanderung begleitete.
Neben der Gummistiefel-Wanderung hatten die Veranstalteter zu Yoga im Wald sowie Waldbaden ebenso eingeladen wie zu einer Frühlingswanderung bei einbrechender Dämmerung. Gut besucht waren auch der ökumenische Gottesdienst im Schulwald sowie das anschließende Fest zum Muttertag. Untermalt von der Musik der Orchester des Gymnasium Oberursel sowie des Streichquartetts „Streichholz“, und beim Mitsingkonzert der Stierstädter Spatzen schmeckte das mitgebrachte Picknick einfach nur fantastisch.
