Oberursel: Wenn Mozart auf die „Falsche Schlange“ folgt

Das Stadtheater unter dem Dach der Volkshochschule Hochtaunus stellt ein hochkarätiges Programm für die Spielzeit 23/24 vor. Am 17. September geht’s los in der Stadthalle.
Oberursel -Mit einer skurrilen Komödie geht es los. „Die Modernisierung meiner Mutter“ nach Texten von Bov Bjerg und mit Götz Schubert und Manuel Munzlinger in den Hauptrollen geht am Sonntag, 17. September, in der Stadthalle über die Bühne. Mit dem Stück eröffnet das Stadttheater Oberursel die Spielzeit 2023/24. Oberursel hat zwar eine bunte Amateurtheater-Landschaft, aber keine städtische Bühne. Diese Rolle füllt jedoch die Volkshochschule (VHS) Hochtaunus aus, die bei der Auswahl der Stücke seit langem mit dem Tourneetheater-Anbieter Konzertdirektion Landgraf zusammenarbeitet. Letztere stehe für ein ausgewiesen professionelles und spannendes Programm, betonte Volkshochschul-Leiter Carsten Koehnen bei der Vorstellung der Auswahl für die neue Saison.
Der Name „Stadttheater“ drücke die Nähe zur Stadt aus und stehe auch für die enge Zusammenarbeit mit dem Geschäftsbereich Kultur und Gesellschaft der Stadtverwaltung. Dessen neuer Leiter Martin Krebs war in einer Doppelfunktion zur Programmvorstellung gekommen. Er ist zugleich Geschäftsführer des Kultur- und Sportfördervereins Oberursel (KSfO), der zu den Sponsoren des Stadttheaters gehört. Ohne die Förderer ginge es nicht. Denn wie die meisten Theater könne auch das Stadttheater nicht kostendeckend arbeiten, so Koehnen.
Spielstätte ist die Stadthalle, in der mehr als 400 Zuschauer Platz finden. „Bis 2020 waren wir auf Wachstumskurs und hatten eine stabile Auslastung von 75 bis 85 Prozent“, berichtete Koehnen. Viele Vorstellungen seien ausverkauft gewesen. Aber dann kam der Corona-Einschnitt: „Die Saison 2020/21 ist komplett ausgefallen. Und als wir mit einigen Bedenken in die Saison 2021/22 gestartet sind, war die Nachfrage bescheiden.“ Immerhin: Das bundesweite Förderprogramm „Neustart Kultur“ hatte die Saison ermöglicht. Die Besucherzahlen jedoch hätten im Schnitt bei 170 bis 200 verkauften Karten gelegen.
„Aber die Leute, die unter den schwierigen Bedingungen mit Impfnachweis und tagesaktuellem negativem Corona-Test kamen, waren umso glücklicher“, ergänzte Intendant und VHS-Mitarbeiter Sebastian Scherer. Zusammen mit Babette Billing von der VHS-Fachbereichsassistenz hat er das neue Programm zusammengestellt. Und er hofft, dass sich nun die positive Entwicklung, die sich schon im vorigen Jahr abzeichnete, fortsetzt.
Publikum wird jünger
„Wir hatten 250 bis 300 verkaufte Karten pro Vorstellung und das Publikum ist jünger geworden“, sagt Scherer. Und: „Wir freuen uns, dass wir auch jüngere Leute fürs Theater begeistern können.“ Die Abonnements seien zwar inzwischen weniger gefragt, aber dafür steige die Zahl der verkauften Einzelkarten. Ein besonderes Angebot: „Wenn es die Verfügbarkeit der Schauspieler zulässt, gibt es vor Vorstellungsbeginn jeweils eine kostenlose Einführung in das Stück“, kündigt Koehnen an.
Und das gibt es zu sehen: In der eingangs erwähnten Komödie „Die Modernisierung meiner Mutter“ versucht der mäßig erfolgreiche Schriftsteller Rolf im Berliner Großstadtdschungel auf einen grünen Zweig zu kommen. Dabei soll ihm Künstliche Intelligenz helfen, in Gestalt einer Selbstfindungs-App. Beginn am Sonntag, 17. September, um 20 Uhr.
Weiter geht es am Dienstag, 5. Dezember, mit dem Psycho-Thriller „Falsche Schlange“ . In dem abgründigen Katz- und Maus-Spiel um Familiengeheimnisse führt Gerit Kling, die auch eine der Hauptrollen spielt, Regie. Sie steht zusammen mit Mackie Heilmann und Astrid Rashed auf der Bühne.
Um einen Mann, der zwei Frauen liebt, dreht sich Goethes „Stella“ , ein „Schauspiel für Liebende“, inszeniert von Amina Gusner. In der Titelrolle der Dreiecksgeschichte ist Anna Schäfer zu sehen, Mario Kramos spielt den doppelt verliebten Fernando, in weiteren Rollen treten Isabell Fischer, Barbara Krabbe und Kristina-Maria Peters auf. Termin für die Vorstellung ist Montag, 5. Februar.
Um die Jahrhundertfälschung nämlich die der Hitler-Tagebücher dreht sich das Schauspiel „Schtonk!“ nach dem gleichnamigen Film von Helmut Dietl. Luc Feit spielt den Sensationsreporter „Willié“ und Carsten Klemm den wirklichen Tagebuch-Schreiber „Knobel“. Die Geschichte beruht auf einem echten Medienskandal aus dem Frühjahr 1983, als das Magazin „Stern“ von einem Betrüger verfasste „Hitler-Tagebücher“ für bare Münze gehalten und auch abgedruckt hatte. Das Bundesarchiv machte dem Treiben damals ein Ende und entlarvte die Fälschung. Der Titel von Film und Theaterstück „Schtonk!“ ist eine Hommage an Charlie Chaplin. In „der große Diktator“ persifliert er mit dem immer wiederkehrenden Wort „Schtonk!“ den Sprachduktus Adolf Hitlers. Am Montag, 4. März, wird die Inszenierung in Oberursel gezeigt.
Die letzte Vorstellung der Saison ist „Amadeus“ , ein Schauspiel in zwei Akten mit Musik von Wolfgang Amadeus Mozart. Darin geht es um den frühen und ungeklärten Tod Mozarts und die Frage, ob der damalige Hofkompositeur Antonio Salieri den genialen Konkurrenten vergiftet hat. Marcus Abdel-Messih tritt als Mozart auf, seinen Gegenspieler Salieri verkörpert Wolfgang Seidenberg.
„Kultur beflügelt die Seele.“
Die Sponsoren jedenfalls freuen sich auf den Start der Theatersaison. Krebs lobte vor allem die aktuellen Themen, die das Theater für junge Leute attraktiv machten. Dr. Elke Liedtke von den Stadtwerken betonte: „Wir möchten etwas für die Region tun.“ Das schöne und hochwertige Programm trage auch zur Attraktivierung der Stadthalle bei. Tom Liedtke von der Nassauischen Sparkasse sagte, das Geldinstitut wolle einen Beitrag dafür leisten, dass „Kultur stattfinden kann“. Und Benjamin Müller von der Steuerberatungsgesellschaft BTU erklärte: „Kultur beflügelt die Seele.“
Der Kartenvorverkauf hat bereits begonnen. Abonnements für alle fünf Stücke gibt es bei der VHS, Füllerstraße 1 in Oberursel, Telefon (0 61 71) 5 84 80. Sie kosten je nach Kategorie zwischen 99 und 65 Euro, ermäßigt zwischen 70 und 50 Euro. Einzelkarten kosten zwischen 25 Euro (Kategorie 1) und 13 Euro (ermäßigt, Kategorie 3), sie werden verkauft bei Frankfurt Ticket Rhein Main, www.frankfurt-ticket.de, Telefon (0 69) 1 34 04 00 und im Ticketshop Oberursel, Kumeliusstraße 8.