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Oberursel: „Wir Frauen müssen uns gegenseitig stärken“

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Von: Christiane Paiement-Gensrich

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Angelika Baschke (l.) und Elke Neuenburg von „Frauen helfen Frauen“ am Büfett.
Angelika Baschke (l.) und Elke Neuenburg von „Frauen helfen Frauen“ am Büfett. © cg

Beim internationalen Frauenfrühstück geht es um Selbstbewusstsein und Anerkennung.

Oberursel -Süß oder herzhaft? Mit oder ohne Fleisch? Vegan? Daria Pilka und Sabine Weil stehen am Eingang zum Café Windrose und notieren, was in den Salaten, Teigtaschen und Kuchen enthalten ist, die die Besucherinnen fürs Büfett mitbringen. Zum jährlichen „Internationalen Frauenfrühstück“ hatten Bürgermeisterin Antje Runge (SPD) und die beiden städtischen Gleichstellungsbeauftragten, die nun die Besucherinnen empfingen, ins Café Windrose eingeladen. Anlass war der internationale Frauentag.

Das gemeinsame Essen sollte Frauen aus verschiedenen Kulturkreisen zusammenbringen. Die Speisen, unter anderem aus der Ukraine und aus Korea, sollten zu Botschafterinnen der Herkunftsländer werden. Schnell füllte sich der Saal, und an den liebevoll mit Tulpen bestückten Tischen entspannen sich nette Gespräche. Später untermalte Sängerin Marliina (Marleen Hornung) den Vormittag mit ihren Songs, dazu begleite sie sich selbst auf der Gitarre.

„Wir sind stark, wir sind die Mehrheit in Oberursel“, sagte die Bürgermeisterin. Immerhin seien 51,5 Prozent der Brunnenstadt-Einwohner weiblich. Frauen seien oft berufstätig und leisteten Familienarbeit und Pflege, das verdiene Anerkennung. Frauen und Männer müssten die gleichen Rechte haben und für die gleiche Arbeit auch gleich gut bezahlt werden, Diskriminierung müsse angesprochen werden. Und: „Wir Frauen müssen uns gegenseitig stärken und für Mädchen Rollen-Vorbilder sein.“ Die Möglichkeit, Familie und Beruf zu vereinen, müsse in Arbeitszeit-Modellen abgebildet werden. Auch Leitungsfunktionen ließen sich teilen. Bekanntlich funktionierten zudem gemischte Teams am besten.

„Frauen dürfen selbstbewusst, stark und freudig sein“, so Runge weiter. Viel zu oft würden sie in eine Rolle gedrängt oder müssten sich rechtfertigen. Wenn sie zu Hause seien, heiße es dann: „Warum arbeitest du nicht?“ Wenn sie berufstätig seien, heiße es: „Du bist eine Rabenmutter.“

Pilka erinnerte daran, dass am 7. März gerade der „Equal Pay Day“, der Tag der gleichen Bezahlung, war. Laut Statischem Bundesamt verdienten Frauen gesamtgesellschaftlich im Schnitt 18 Prozent weniger als Männer. Das bedeute, dass Frauen rechnerisch 66 Tage im Jahr umsonst arbeiteten und erst vom 7. März an bezahlt würden.

Unwissenheit macht Angst

Weil ermunterte die Besucherinnen dazu, Tombola-Lose zu kaufen. Mit den Einnahmen solle das „Pride-Café“ am Gymnasium Oberursel unterstützt werden. Die Schüler-Gruppe, die sich als divers und der LGBTIQ+-Szene zugehörig fühle, werde von den Schulsozialarbeiterinnen Selina Masolo und Sandra Schenk betreut und treffe sich einmal pro Woche. Die Abkürzung LGBTIQ+ steht für die englischen Begriffe: lesbian, gay, bisexual, transgender/transsexual, intersexual, queer/questioning (lesbisch, schwul, bisexuell, transgender/transsexuell, intersexuell, queer/fragend). Das Plus-Zeichen ist Platzhalter für weitere Geschlechtsidentitäten.

Im Pride-Café gehe es vor allem um das Thema sexuelle Vielfalt, sagt Masolo. Die rund 20 jungen Leute kämen aus verschiedenen Jahrgangsstufen des Gymnasiums. „In der Gruppe überlegen wir, wie man am besten über das Thema aufklären kann“, sagt Schenk. Denn Unwissenheit mache Angst. Die jungen Leute wollten nichts anderes, als dass ihre sexuelle Identität ganz einfach als Normalität wahrgenommen werde.

Die Schulsozialarbeiterinnen Selina Maslo (r.) und Sandra Schenk beim internationalen Frauenfrühstück.
Die Schulsozialarbeiterinnen Selina Maslo (r.) und Sandra Schenk beim internationalen Frauenfrühstück. © cg
Auf der Bühne im Café Windrose: Sängerin Marliina (Marleen Hornung) an der Gitarre.
Auf der Bühne im Café Windrose: Sängerin Marliina (Marleen Hornung) an der Gitarre. © cg

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