Oberursel: Wo die Glaspyramide zum Backofen wird

Schattenspendende Bäume, mehr Sitzgelegenheiten, sichtbare Wasserläufe und plätschernde Brunnen: Die Oberurseler Plätze sollen schöner werden. Die Stadt hat aus dem Landesprogramm „Zukunft Innenstadt“ Fördermittel erhalten, die noch in diesem Jahr ausgegeben werden müssen. Einen Eigenanteil muss die Stadt zudem selbst zahlen. Wir haben uns die Plätze genauer angeschaut und stellen sie in loser Folge vor.
Heute geht es um den Epinay-Platz, der in der engeren Wahl ist.
Oberursel -Die Glaspyramide auf dem Epinay-Platz fällt sofort ins Auge, allerdings finden sie nicht alle schön. 1999 wurde sie gebaut und ist zugleich Teil des „Europa-Brunnens“ und Eingang zur Tiefgarage. Genau genommen ist das Objekt auch nur eine Viertel-Pyramide. Im Gegensatz zu der vollständigen (und ebenfalls umstrittenen aber ungleich größeren) Glaspyramide im Innenhof des Louvre in Paris, die 1989 eingeweiht wurde.
Wenn die Louvre-Pyramide als Anregung für die Epinay-Platz-Pyramide gedient hat, dann passt das jedenfalls zur Städtepartnerschaft: Seit 1964 ist Oberursel mit der französischen Stadt Epinay-sur-Seine bei Paris verschwistert. Darauf weist auch ein Straßenschild hin. Der Platz wurde schon zu Ostern 1967 nach der Partnerstadt benannt. Direkt auf dem Pyramiden-Glas kann man auf einer der Scheiben lesen, dass im Jahr 2017 hier „50 Jahre Epinay-Platz“ gefeiert wurde. Darunter steht ein Bekenntnis zu Europa: „Der europäische Gedanke ist unsere Vergangenheit, unsere Gegenwart und unsere Zukunft.“ Garniert ist der Text mit Abbildungen der Wappen beider Städte sowie der deutschen und der französischen Fahne.
„Ich freue mich, dass Oberursel am Programm ,Zukunft Innenstadt‘ teilnimmt, und dass wir unsere Plätze damit im Rahmen einer Bürgerbeteiligung und im Sinne des Klimaschutzes attraktiver gestalten können“, sagt Ortsvorsteherin Susanne Herz (Grüne). Die Stadt hatte im vorigen Jahr einen breit angelegten Beteiligungsprozess zum Thema „Freiraum und Plätze“ durchgeführt, bei dem sich zahlreiche Bürger engagierten. Insgesamt 68 Vorschläge zum Epinay-Platz wurden eingereicht. Darin geht es um mehr Beschattung und Begrünung in Kombination mit mehr Sitzmöglichkeiten. Zudem soll geprüft werden, wie dort Wasser integriert und erlebbar gemacht werden kann. Vorgeschlagen werden auch eine Begrünung der Pyramide und die Anbringung von Solarpanels.
Bisher schon schön an milden Tagen: die Außenbewirtschaftung des Cafés am Rand des Platzes. Aber gerade bei dem relativ großen Epinay-Platz, auf dem zweimal pro Woche Markt abgehalten wird, wäre mehr Schatten durchaus eine schöne Sache.
„Der Platz heizt sich im Sommer sehr auf“, berichtet Herz, und spricht von 30 bis 35 Grad. Die Tiefgarage unter dem Platz jedoch mache die Sache nicht leicht: Dort Bäume zu pflanzen, sei wegen der Wurzeln wahrscheinlich kaum möglich. „Im Gespräch ist derzeit auch mobile Bepflanzung (in Kübeln), die bei Veranstaltungen weggeräumt werden könnte“, sagt Herz.
Tiefgarage mit Aufzug
Nicht weggeräumt werden kann die Pyramide, die „gefühlt“ mitten aus dem Platz ragt und die Planungen größerer Veranstaltungen auch nicht gerade erleichtert. Aber die Tiefgarage mit ihrem Aufzug sei vor allem für gehbehinderte und ältere Bürger, die in die Stadt zum Einkaufen kommen, praktisch und wichtig, weiß Herz. „Das macht den Wochenmarkt barrierefrei.“ Den Tiefgaragenausgang mit oder ohne Pyramide an den Rand des Platzes zu verlegen, wäre zu teuer.
Soll die Pyramide also bleiben? Oder soll sie weg? Oder könnte sie tatsächlich mit Photovoltaik-Kacheln bestückt werden? „Meine persönliche Meinung ist: Man sollte die Pyramide nicht verändern und sie als Statement der 1990er-Jahre stehen lassen“, sagt Herz. Möglicherweise könnten aber durchsichtige Photovoltaikkacheln eine Option sein.
Mehr Sitzgelegenheiten aufzustellen ist jedenfalls die leichtere Aufgabe. Und über die zusätzlichen Bänke würden sich bestimmt auch die Eltern freuen, deren kleine Kinder gerne auf Fahrrädern oder Rollern um die Pyramide herumsausen.
Ein Manko allerdings: Öffentliche Toiletten sucht man auf dem Platz vergebens. „Die nächste öffentliche Toilette ist im Parkhaus Stadthalle“, sagt Herz. Nur gut, dass sich zahlreiche Cafés und Restaurants in der Innenstadt an der Aktion „nette Toilette“ beteiligen. Das bedeutet, dass auch Nicht-Kunden das Örtchen aufsuchen dürfen.
Einen vermutlich nicht ganz ernst gemeinten Vorschlag zur Pyramiden-Verschönerung konnte man übrigens beim Taunus-Karnevalszug bewundern: Der „kleine Rat“ des Karnevalvereins Frohsinn nämlich hatte eine Epinay-Platz-Pyramide auf seinen Wagen gebaut und mit grünen Blättergirlanden verziert, die von vielen bunten Stoff-Schmetterlingen umflattert wurden.

