Oberurseler Weltladen kann sich endlich voll entfalten

Das Team zieht derzeit in neue und größere Räume des ehemaligen Alberti-Gebäudes ein. Weil es hier mehr Platz gibt, wird auch das Sortiment erweitert. Am Samstag wird eröffnet.
Oberursel -Ein so großes Schaufenster ist ein Glücksfall, findet Christiane Becker. „Und auch eine neue Herausforderung, denn so etwas hatten wir noch nie“, erklärt sie. „Da wir keine Profis in Sachen Design sind, können wir uns jetzt ausprobieren“, sagt sie.
Becker gehört zum Vorstandsteam des Eine-Welt-Vereins Oberursel. Der Verein betreibt seit 2008 den Weltladen, in dem Produkte, vor allem Kunsthandwerk und Lebensmittel aus fairem Handel, verkauft werden. Gemeinsam mit ihrem Helferteam wuselt sie in diesen Tagen im neuen Domizil herum, räumt Kisten aus und Regale ein. „Im Schaufenster können wir uns gut vorstellen, endlich auch Möbel oder größere Skulpturen zu dekorieren“, meint sie. „Platz ist endlich da“, freut sie sich über mehr Entfaltungsmöglichkeiten. „Nach vierjähriger Planungs- und Bauzeit können wir sagen: Es ist soweit“, freut sich Christiane Becker. „Der Weltladen ist umgezogen, am kommenden Samstag weihen wir die neuen Räumlichkeit in der Strackgasse 6 ein“, erklärt Becker. Damit konnte ein langgehegter Wunsch verwirklicht werden. Den neuen Weltladen finden man im ehemaligen Alberti-Gebäude. „Wir sind gemeinsam unter einem Dach mit dem Kulturcafé Windrose“, fügt Peter Matthäy hinzu, der ebenfalls im Vorstand des Vereins ist. „Die Nachbarschaft zum Kulturcafé passt super zu uns“, meint er. „Denn wir arbeiten in der gleichen Richtung. Auch unser Ziel ist die Verbindung der Kulturen. Wir erhoffen uns, dass wir gegenseitig für mehr Laufkundschaft sorgen.“
Zudem könne das Café den Tee und Kaffee zum Einkaufspreis aus dem Weltladen beziehen. Die neue Lage und der neue Laden mit seinen 100 Quadratmetern Verkaufsfläche beflügelt das Weltladenteam. „Alles ist größer, wir haben mehr Platz und können unser Sortiment ausweiten“, schwärmt Becker.
Hoffen auf mehr Laufkundschaft
Zudem hoffe man auf mehr Kundschaft. „2018 haben wir eine Passantenzählung gemacht. Mit dem Ergebnis, dass vor allem an Samstagen die Strackgasse höher frequentiert wird als der alte Standort in der Unteren Hainstraße“, erläutert Becker, die sich wünscht, dass auch die Stammkunden das neue Domizil und das erweiterte Sortiment schnell annehmen. „Wir bieten ab sofort neue Kaffee- und Schokoladensorten an. Auch für Gewürze und Kinderspielwaren ist mehr Platz“, so Becker. „Das konnten wir bisher nur auf kleiner Flamme fahren.“
70 000 Euro muss der Verein für den Umzug aufbringen. Mit das teuerste war die Ladeneinrichtung, informiert Peter Matthäy. Da habe man 50 000 Euro investiert. Qualität und Nachhaltigkeit haben bei der Auswahl eine entscheidende Rolle gespielt, berichtet er. „Uns war eine langlebige und wertige Möblierung wichtig“, schildert Matthäy. „Deshalb haben wir uns für Vollholzmöbel aus heimischen Hölzern entschieden.“
Die Lichtplanung für den neuen Laden habe rund 10 000 Euro gekostet. „Hinzukommen weitere kleinere Posten, wie das Ladenschild, die Schließanlage sowie der Kauf der vielen neuen Produkte für unser erweitertes Sortiment“, fügt er hinzu.
Finanziert hat das Team die Summe aus Rücklagen, Spenden und Privatdarlehen. „Eine große Summe, 10 000 Euro, ist durch Crowdfunding - über ’TaunaCrowd’, der Plattform der Stadtwerke, zusammengekommen“, fügt er hinzu. „Wir freuen uns auch weiterhin über Spenden, da wir die Summe leider noch immer noch nicht komplett zusammen haben“, sagt Matthäy.
Wer den Weltladen unterstützen möchte, entweder mit einer Spende oder mit seiner Mitarbeit, kann sich per E-Mail an das Team wenden unter info@weltladen-oberursel.de.
Mit Kulturcafé Windrose unter einem Dach
Körbe aus Kenia, Schokolade aus Ghana, Silberschmuck aus Mexiko - seit 2008 holt der Weltladen die ganze Welt nach Oberursel. Der Schwerpunkt liegt auf Produkten aus afrikanischen und südamerikanischen, aber auch asiatischen Ländern - dem globalen Süden. Gestemmt wird das Projekt, das sich längst zu einer Erfolgsgeschichte entpuppt hat, größtenteils von Ehrenamtlichen. „Wir sind ein Team von über 30 Ehrenamtlichen. Unterstützt werden wir von einer fest angestellten Ladenkoordinatorin und einer jungen Frau, die bei uns ihr Freiwilliges Ökologisches Jahr macht“, so Christiane Becker. Am kommenden Samstag, pünktlich zum „Shopping der Sinne“-Aktionstag der Geschäftswelt, lädt das Weltladenteam zwischen 10 und 20 Uhr zum Eröffnungsfest. Die neuen Räume sind in der Strackgasse 6 unter demselben Dach wie das Kulturcafé Windrose. Überhaupt ist das Jahr 2023 ein besonderes. „Für die Weltladenbewegung insgesamt, für den Trägerverein unseres Ladens, dem Eine-Welt-Verein Oberursel, und den Weltladen“, so Becker. „Vor 50 Jahren wurden die ersten Weltläden in Deutschland gegründet. Vor 30 Jahren haben wir in Oberursel unseren ins Leben gerufen. Und vor 15 Jahren haben wir den Weltladen in der Unteren Hainstraße eröffnet.“ Schon in den vergangenen Jahren habe sich abgezeichnet, dass der Platz im Laden langsam eng werde - zuletzt habe man sich wie in einer Sardinenbüchse gefühlt. „Als wir 2008 anfingen, merkten wir schnell, dass unser Konzept gut ankam. Der Weltladen lief gut“, berichtet sie.
2013 konnte das Team dann gegenüber des Geschäfts einen zweiten Laden anmieten. „Trotzdem wurde auch das irgendwann zu eng, da auch immer neue Produkte hinzukamen.“
Jetzt steht im neuen Laden eine Fläche von 100 Quadratmetern zur Verfügung. Hinzu kommen zwei große Kellerräume, zwei Büros und ein Seminarraum. „Der Seminarraum ist für uns besonders wichtig, denn uns war von Anfang an wichtig, dass wir nicht nur schöne Produkte anbieten, sondern auch Aufklärungsarbeit leisten“, betont Becker. „Deshalb ist unser zweiter Schwerpunkt die Bildungsarbeit, beispielsweise laden wir Schulklassen oder Kindergärten ein.“ Das wolle man ab sofort verstärken und auch professionalisieren. Dank der neuen Räume konnte Becker beim Weltladen-Bundesdachverband in Mainz den Antrag auf Fördergelder stellen - mit Erfolg. „Ab April können wir eine Bildungsreferentin beschäftigen. Die Stelle schreiben wir noch aus“, informiert sie.
Eine dritte wichtige Säule im Verein sei die Kampagnenarbeit in enger Kooperation mit dem Dachverband. „Im Rahmen unserer Fairen Woche, die immer im September ist, informieren wir unsere Kunden über die jeweiligen Kampagnen“, berichtet sie. ksp
