Ursella-Preis geht an die Oberurseler Forscherin und Naturschützerin Dr. Gudrun Koeniger

Von der CDU gestiftete Auszeichnung würdigt jahrelanges Engagement für Schaffung des Mühlenwanderwegs
Oberursel -Der Urselbach und seine Feuchtgebiete sind Dr. Gudrun Koeniger schon seit Jahren ein ganz besonderes Anliegen. Für ihr Engagement bei der Schaffung des Mühlenwanderwegs am Urselbach hat sie jetzt den von der Oberurseler CDU gestifteten „Ursella-Preis“ erhalten. Bei einer Feierstunde im Rathaussaal überreichten ihr Stadtverordnetenvorsteher Lothar Köhler (CDU) und Michael Reuter vom Vorstand der Oberurseler Christdemokraten die dazugehörige Urkunde. Zuvor hatten Köhler und der bekannte Oberurseler Bildhauer Hendoc (Hendrik Docken) den hölzernen Wanderpokal enthüllt. In eine an dessen Sockel befestigte Metallplatte war nun Koenigers Name eingraviert.
Auszeichnung ist mit 500 Euro dotiert
Die 1943 geborene Bienenforscherin und Naturschützerin ist die dritte Trägerin des 2019 gestifteten Preises. Erste Preisträgerin ist die Gründerin der Chopin-Gesellschaft, Ilse Schwarz-Schiller. Der zweite Preisträger ist Jürgen Fischer, der sich zusammen mit Koeniger jahrelang für den Mühlenwanderweg engagiert hatte. Er erhielt den Preis posthum. Den Wanderpokal hatte Hendoc aus einem 300 Jahre alten Oberstedter Balken geschaffen, berichtete Reuter in seiner Ansprache. An der Spitze der Stele erkennt man den markanten Torbogen des Alten Rathauses. Unter dem Bogen entspringt ein goldenes Band, das den Urselbach symbolisiert. Mit dem Preis ehrt die CDU Bürger, Vereine und Institutionen für „besondere Verdienste um die Stärkung der Oberurseler Identität“, erklärte Reuter.
Hendoc, der oft im Spätherbst das nasskalte Heidtränktal verlässt und die Wintermonate in Costa Rica verbringt, definierte Heimat mit den Worten: „Heimat kann nur der empfinden, der weg geht. Der, der immer da bleibt, kann sie verlieren.“ Reuter zitierte den Künstler Moritz Müller-Morenius: „Heimat ist kein Ort, sondern ein Zustand. Heimat ist da, wo man aufgenommen ist, wo man sich wechselseitig bestärkt, sich wechselseitig unterstützt, sich wechselseitig hilft, sich wechselseitig versteht, wie auch immer, sich wechselseitig lobt, sich gemeinsam freut, gemeinsam lacht. Kurzum, Heimat ist da, wo man sich gerne aufhält und sich entfalten kann.“ In diesem Sinne solle Heimat „kein Privileg sein, sondern allen offenstehen, die daran teilhaben wollen“.
Der Name „Ursella“ sei die lateinische Bezeichnung für Oberursel, unter diesem Namen sei der Ort am 26. April 791 erstmals urkundlich erwähnt worden.
Die Auszeichnung ist mit insgesamt 500 Euro dotiert. Koeniger stiftet die Hälfte des Preises an den Verein für Geschichte und Heimatkunde, dessen Vorsitzende Marion Unger die Laudatio hielt. Sie berichtete, dass Oberursel, dank des Urselbachs, einst 34 Mühlen und Wasserkraftwerke auf seiner Gemarkung zählte. Nehme man die Frankfurter Gemarkung dazu, seien es sogar 42 Anlagen gewesen. Jürgen Fischer sei als Ingenieur fasziniert von der Wassertechnik gewesen und habe sie mit seiner Begeisterung angesteckt. „Ich habe ihn heimlich Mühlen-Papst genannt“, verriet Unger. Er hätte den Ursella-Preis 2020 erhalten sollen, aber dann kam Corona dazwischen.
Lebensraum Bach in schlechtem Zustand
Über die Nachricht, dass er den Preis erhalten solle, habe er sich „auf seine stille Art gefreut“, erzählte sie. Am 6. September 2022 ist er mit fast 83 Jahren gestorben. Der Mühlenwanderweg, den Koeniger zusammen mit Fischer initiiert und geschaffen habe, bewahre die jahrhundertealte Mühlen- und Industriegeschichte der Stadt. Koeniger selbst betonte, sie habe den Preis „stellvertretend für alle Mühlenwanderweg-Macher mit Freude angenommen“. In ihrer Rede berichtete sie von der Entstehung des Weges und würdigte auch Professor Boris Röhrl von der Fachhochschule in Wiesbaden (jetzt Hochschule Rhein-Main), der vor rund 20 Jahren zusammen mit seinen Studenten ehrenamtlich viele der aufwendigen Schautafeln und beide Broschüren zum Mühlenwanderweg gestaltet hatte.
Röhrl war erkrankt und konnte selbst nicht zur Feierstunde kommen. So referierte sein Kollege Professor Gregor Krisztian über das Thema „wissenschaftliche Illustration“ und betonte, eine solche Zeichnung erfordere viel handwerkliches Können und müsse komplexe Sachverhalte klar und verständlich visualisieren. Das ist auch Dr. Michael Gries gelungen, der, ebenfalls ehrenamtlich, die ersten sechs Tafeln gestaltet hatte, wie Koeniger berichtete.
Bei aller Freude über den Preis sei sie aber auch enttäuscht, fuhr Koeniger fort. Sie betonte: „Wir haben einen einzigartigen Mühlenwanderweg, aber abgesehen von einigen kleinen Verbesserungen am Bachlauf ist der Lebensraum Bach weiterhin in keinem guten Zustand. In der Urselbach-aue wurde weiter gebaut, jetzt gibt es wieder Baupläne direkt an den Portwiesen.“
Die zweite Hälfte des Preisgeldes hatte Koeniger für die Hessische Gesellschaft für Ornithologie und Naturschutz (HGON) bestimmt. Deren Arbeitskreisleiter für den Hochtaunuskreis, Daniel Neubacher, berichtete, dass das Geld für die Anlage eines Tümpels am unteren Maasgrund verwendet werden solle. Dieser solle das Überleben von Fröschen und Molchen sichern und vor allem zum Laichgewässer für den Grasfrosch dienen. Er befürchte ein Erlöschen gesamter Grasfrosch-Populationen, so Neubacher weiter. Auch bei der Erdkröte gebe es enorme Bestandsrückgänge. Als Grund vermutete er unter anderem langanhaltende Trockenperioden wie im vorigen Jahr.
Musikalisch umrahmten Katrin Heller (Flöte) und Robert Hurst (Klavier) von der Musikschule Oberursel die Feierstunde.
Um schließlich auf den stattlichen Wanderpokal zurückzukommen: Die Stele mit der frischen Gravur wird nun zu ihrem angestammten Platz am Eingang des Ratsherrensaals im Alten Rathaus zurückgebracht.